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#FrauMachtPolitik – Diese Netzwerke könnten Ihrer Vereinzelung schaden

Eine Übersicht frauen*politischer und queerfeministischer Treffs in Basel.

09/09/19, 11:34 AM

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Wir haben gefragt, Sie haben geantwortet. Welche Netzwerke gibt es in Basel, die

  • Gleichstellungsthemen und frauen*politische Anliegen vertreten
  • die queerfeministischen Aktivismus vorantreiben
  • sich regelmässig treffen
  • offen sind für eine Teilnahme.
  • Räume öffnen für alle, die nach Alternativen zum parlamentarischen Politbetrieb suchen. Und trotzdem politisch sein wollen.

Frau* Macht Politik. Unser Thema zielt einerseits mitten ins Parlament, wo am 20. Oktober mit der Nachfolgewahl Eva Herzogs in der Regierung und der Neubesetzung des Basler Ständeratssitzes von Anita Fetz neue Verhältnisse geschaffen werden könnten. Auch im Nationalrat werden die Karten neu gemischt.

Unser Thema zielt aber eben auch nach da draussen, in die Stadt, zu den Leuten. Und damit auch zu den Vielen, für die Politik nicht nur im Parlament verhandelt wird. Die vielleicht nicht den richtigen Pass haben oder nicht den Mut, nicht das Vokabular, nicht die Lust oder nicht die Geduld, sich parteipolitisch zu engagieren.

Auf unseren sozialen Kanälen haben wir nach Inputs gefragt, denn Sie, geschätzte Leser*innen, kennen diese Stadt und Ihre Netzwerke am Besten. Es kamen zahlreiche Vorschläge zurück und regelmässig erreichen uns weitere Tipps und Hinweise. Die folgende Liste ist darum so vielfältig wie unfertig. Wir ergänzen Sie laufend. Mit Ihrer Hilfe kann dieser Artikel zu einer Übersicht für Netzwerke in Basel werden.

Wir haben die empfohlenen Gruppen angeschrieben und gefragt: Was passiert da, wer geht da hin und ist das politisch? Die Antworten kamen prompt und ausführlich, wir haben sie gekürzt und aufgeschrieben. Hier sind sie.

Feministischer Streik Basel

Was passiert da?

Da braucht es keine Erinnerungshilfe: Dieses Netzwerk hat als Graswurzelbewegung mit verschwesterten Gruppen in der übrigen Schweiz eine Bewegung aus dem Boden gestampft, die ihresgleichen sucht und die im gigantischen Frauenstreik vom 14. Juni gipfelte. Jetzt stehen wieder Retraiten auf der Agenda des eingetragenen Vereins und die Frage: Wie weiter? Das Netzwerk funktioniert als Politisierungsmotor, als Informationsverteiler und Mobilisierungsplattform. Seine Bühne ist die Strasse, in den Retraiten und den unzähligen Untergruppen werden Strategien entwickelt, die Bewegung am Laufen zu halten.

Wer geht da hin?

Frauen* und genderqueere Menschen aus allen Gesellschafts- und Altersschichten. Von wegen Politisierungsmotor: Die Streikbewegung hat es geschafft, Menschen zu aktivieren, die zuvor mit Politik nichts am Hut hatten. Über die Frage der Männer*beteiligung wird gerade diskutiert. Bislang sind sie zu Retraiten nicht eingeladen und werden an solidarische Alternativen verwiesen.

Ist das politisch?

Nicht parteipolitisch, keiner einzelnen Organisation zugehörig, niemandem untertan, politisch as fuck.

Der Feministische Streik Basel informiert auf seiner Homepage über anstehende Anlässe.

Verein Frauenstadtrundgang Basel

Was passiert da?

Kritischer Müssiggang. Auf den Rundgängen führen jeweils zwei Rundgangsleiter*innen durch die Stadt und erzählen, wie sich die Stadt und ihre Bewohner*innen historisch verändert haben. Der Fokus liegt auf Geschlechterperspektiven, die Themen wechseln. Gefühlsgeschichte, Wandel, Wohnen und Widerstand im «Brennpunkt St. Johann»: alles dabei.

Wer geht da hin?

Das Angebot richtet sich an Spaziergänger*innen, Stadtflaneur*innen, Geschichtsinteressierte, Outsider*innen und Insider*innen. An Solche, die noch nicht mit Basel vertraut sind und mehr über die Geschichte der Stadt erfahren wollen. Aber auch alle, die «ihre» Stadt aus einer neuen Perspektive sehen möchten.

Ist das politisch?

Ja. Frauenwahlrecht, Schweiz 1971, remember? Geschlechtergeschichte ist politisch, zahlreiche Räume und Orte wie natürlich das Rathaus, aber auch das Atlantis, die Kunsthalle oder das Theater Basel zeugen davon.

Regelmässige Veranstaltungen, die Daten gibts auf der Homepage. UND: Nicht verpassen. Der Bajour-Spaziergang, 18. September, schon eingetragen?

Blasphemic Reading

Was passiert da?

Der blasphemische Lesekreis lädt ein zum nicht-akademischen, gemeinsamen und performativen Lesen «grosser» Texte. Was sie mit «gross» meinen, haben wir die Veranstalter*innen gefragt. Sie: Wir meinen Texte, die visionär, wirkungsstark, wuchtig, überfordernd oder überwältigend sind. Jedes Thema bekommt einen speziellen Ort und eine Kompliz*in mit Praxiswissen zur Seite gestellt. Sei’s im botanischen Garten, oder in einem Sex-Shop: Dieser Lesekreis war schon da.

Wer geht da hin?

Die Blasphemic Reading Soirées legen Wert auf ein durchmischtes Publikum und sind für alle Interessierten offen, unabhängig von Gender und anderen Kategorien. Die Moderator*innen achten darauf, dass sich Personen unabhängig von Vorwissen an den Gesprächen beteiligen können.

Ist das politisch?

Ja. Die Blasphemic Reading Soirées teilen, diskutieren, vernetzen, und feiern Streitkultur

Nächste Veranstaltungen am 30.09.2019 // 09.11.2019 // 16.12.2019.

Luststreifen Filmfestival

Was passiert da?

Der Titel sagt's: Luststreifen ist ein Filmfestival. Mainstreamdarstellungen von Sex, Klischees, der «male Gaze» haben hier keinen Platz. Luststreifen versucht, mit Sehgewohnheiten zu brechen, das Festival will Vorurteile und Ängste abbauen. Im Zentrum steht das Medium Film. Die Themen: Sexualität und Geschlecht. Neu gibts auch Lesungen, Workshops (etwa zu Voguing, Twerking, Drehbuchschreiben), Kunstausstellungen und Partys. Das geht ins Auge.

Wer geht da hin?

Ursprünglich war Luststreifen ein Projekt der Homosexuellen Arbeitsgruppen Basel, kurz habs. Dann fand eine Ablösung statt und heute versteht sich das Festival als queerfeministisch und inklusiv. Das heisst: Alle sind willkommen, keine Klassen, keine Schubladen. Offenheit und Respekt sind Voraussetzung.

Ist das politisch?

Luststreifen sagt: «Wir sprechen Themen an, die in der Gesellschaft nicht nur diskutiert, sondern stark normiert werden. Die wir natürlich kritisch hinterfragen, umwerfen und brechen wollen.» Also: Ja.

Das Luststreifen Filmfestival findet statt vom 02. bis 06. Oktober 2019.

FrauenBasel.ch

Was passiert da?

Kurz und knapp: Networking: FrauenBasel.ch basiert auf der Initiative der Juristin Sibylle von Heydebrand und vernetzt Frauen und Frauenorganisationen der Region Basel. 40 Organisationen sind dabei, darunter so unterschiedliche wie der «katholische Frauenbund Basel-Stadt», «frauenkomponiert» oder der «Business and Professional Women Club Basel». Ziel ist es, Vielfalt abzubilden. Und für das Potenzial von Frauen und Frauenorganisationen zu sensibilisieren.

Wer geht da hin?

Heydebrand: «Das Neujahr Get Together ist für Frauen: Dort treffen die Mitglieder der Partnerorganisationen geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Kirche und karitativen Organisationen, insgesamt über 200 Frauen. Die übrigen Veranstaltungen sind für alle Interessierten offen.»

Ist das politisch?

Ja. Heydebrand dazu: «Frauennetzwerke sind wichtig als Ergänzung zu gemischten Netzwerken. Sie bieten Solidarität und sind eine Anlaufstelle. Frauen können sich beispielsweise über ähnliche berufliche Hürden, aber auch über Erfolge austauschen und Vorbilder treffen. Dadurch können sie sich ihrer eigenen Chancen und Talente bewusster werden. Vorbilder können als Inspiration dienen und zeigen, was eine Frau erreichen kann und wie eine Frau ihre Anliegen gegen aussen effizient vertreten kann. Frauennetzwerke mit ihrem vielfältigen Engagement sind nicht nur für Frauen wichtig, sie leisten einen wichtigen Beitrag an die ganze Gesellschaft.»

Nächstes Get Together: Talk im Wahlherbst – mit den Ständeratskanditatinnen aus BL und BS. 1. Oktober, 18:00 Uhr, Grün 80.

Awareness Basel

Was passiert da?

Dieses Netzwerk ist sowohl Diskussionsforum, Workshop und Ratgeber*in. Awareness, zu Deutsch: Etwas zwischen Bewusstsein und Rücksicht. Das Netzwerk setzt sich dafür ein, Parties, Konzerte, Veranstaltungen im allgemeinen sicherer zu machen und mit Informationen und Hilfe vor Ort präsent zu sein. Sicherer heisst erstmal: rücksichtsvoller. Bei Treffs wird diskutiert, werden Filme geschaut und Texte gelesen.

Wer geht da hin?

Das Netzwerk wird vor allem nach aussen sichtbar, es kommt also zu Euch. Awareness ist eine Haltung gegen Sexismus, Rassismus, Ableismus (Abwertung von Menschen mit Handicap), Homophobie oder Transphobie. Immer mehr Veranstalter*innen legen wert darauf das zu berücksichtigen und das auch laut und deutlich auszusprechen. Awareness unterstütz hier mit Flyern, Infoständen, Helfer*innen.

Ist das politisch?

Ja.

Feministischer Salon

Was passiert da?

Na, Teetrinken gegen das Patriarchat natürlich. Nicht. Im Feministischen Salon sind regelmässig Gäste eingeladen, die ordentlich was zu sagen haben. Mithu M. Sanyal und Güzin Kar waren da, Eve Massacre und Anne Wizorek auch. Das Motto lautet: Erst der Input (der geladenen Redner*in), dann das Vergnügen. Das Publikum prüft Argumente, fragt die Expert*innen Löcher in den Bauch, trinkt Bier.

Wer geht da hin?

Alle, die an aktuellen feministischen Theorien und Fragestellungen interessiert sind. Und die Fanbase der jeweiligen Redner*in.

Ist das politisch?

Der Salon, diese historische Wertebastion der Bourgeoisie, muss hier leider einen Wertezerfall hinnehmen. Also ja.

Nächste Veranstaltung am Dienstag, den 24. September um 20:00 Uhr. Zu Gast ist die Ärztin und Prix-Courage-Trägerin Natalie Urwyler.

FachFrauen Umwelt

Was passiert da?

Interessenvertretung. Das Netzwerk vertritt die Interessen von Frauen, die sich beruflich mit Umweltfragen auseinandersetzen. Und das sind immerhin über 1000 Mitglieder, auch aus Basel. Zweck: Kooperativen vermitteln. Und die Qualität der Arbeitsplätze von Frauen im Bereich Ökologie zu verbessern.

Wer geht da hin?

Frauen aus der ganzen Schweiz und aus Basel, die im Umweltbereich tätig sind.

Ist das politisch?

Ja.

Eine der nächsten Veranstaltungen ist der vierte Forstfrauen Stammtisch am 28. September von 9:30 bis 13: Uhr in Waldegg.

Kollektiv8 und Fem*Fest

Was passiert da?

Das Kollektiv8 hat sich einer zentralen Aufgabe verschrieben: Der Organisation eines queer*feministischen Festivals rund um den internationalen Frauentag vom 8. März. Dort ist alles dabei: Von «Diskussionsrunden und Erfahrungsaustausch», schreiben die Veranstalter*innen, bis zu «Party und Brunch - immer mit der queer*feministischen Linse». Die Veranstaltungsreihe ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und hat sich während der fünf Tage Standorte in der ganzen Stadt angeeignet. Unterstützt wird das Kollektiv dabei unter anderen von der Abteilung Gleichstellung für Mann und Frau, dem Unternehmen Mitte, dem Hirscheneck, der Carambolage und der feministischen Bibliothek.

Wer geht da hin?

Die Veranstalter*innen schreiben: Alle Menschen, die sich für queer*feministische Perspektiven interessieren oder sich bereits engagieren. Oder solche, die noch nie davon gehört haben, aber das Thema spannend finden. Menschen, die gern mit anderen feiern, basteln, diskutieren, trinken. Wir freuen uns über alle, die sich für die eine oder andere Veranstaltung interessieren. Den Kontakt für Interessierte gibts hier.

Ist das politisch?

Am Fem*Fest ist sogar Siebdruck und Brunch politisch. Also hell yeah!

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Wird ergänzt.

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