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Lory empfiehlt

Filme streamen und trotzdem das kult.kino unterstützen? Yes, we can!

Die Kinos sind zwar zu. Doch auf MyFilm.ch findest du ein Programm, das das Team vom kult.kino für dich kuratiert hat. Hier sind unsere drei Tipps.

03/18/21, 03:34 AM

Aktualisiert 03/18/21, 02:08 PM

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kultkino closed

Noch hat das kult.kino zu. Die Videoplattform MyFilm.ch schafft Abhilfe. (Collage: Lory Roebuck)

Wie alle anderen Schweizer Lichtspielhäuser ist das kult.kino derzeit auf Grund der Pandemie geschlossen. Ob sich das mit den Lockerungen, die der Bundesrat für den 22. März in Aussicht gestellt hat, ändert, erfahren wir diesen Freitag.

Du kannst das kult.kino aber auch jetzt schon unterstützen, indem du die Seite MyFilm.ch besuchst. Die Videoplattform wird vom kult.kino-Team betrieben und bietet dir eine Auswahl an Filmen, wie du sie normalerweise im kult.kino-Programm finden würdest. Sprich: viel Internationales, viel Unabhängiges, viel Grossartiges.

Pro Stream bezahlst du 8.50 Franken, der Erlös geht ans kult.kino. Das ist billiger als ein Kinoticket, kann aber schnell teurer werden als dein Netflixabo. Aber: Kinobetreiber*innen kuratieren für dich garantiert ein besseres Programm als jeder Algorithmus.

Wenn dich das überzeugt, du aber keine Ahnung hast, was du auf MyFilm.ch zuerst schauen sollst – let me help you! Hier sind drei meiner Favoriten:

1. «Taxi Teheran» von Jafar Panahi

Filmstill Taxi Teheran

Gutmütiger Taxifahrer: Jafar Panahi in «Taxi Teheran». (Foto: Filmcoopi)

Wer im Iran Filme drehen will, hat's schwer. Die staatliche Zensurbehörde ist strikt, und ohne Drehbuchfreigabe kommst du nicht weit. Genau diese Not macht die besonders regimekritischen Filmer*innen erfinderisch. Der Regisseur Jafar Panahi beispielsweise gab sich als Taxifahrer aus und chauffierte tagelang Menschen umher. In seinem Fahrzeug waren mehrere versteckte Kameras montiert.

Das Resultat ist ein hochspannendes Sammelbecken der Befindlichkeiten von Teherans Fussvolk. Die Gäste geben dem gutmütigen Taxifahrer vieles preis, ohne sich dabei selbst zu zensieren. (Ein bisschen so, wie wenn wir bei uns zum Haare schneiden gehen.) Ist das noch ein Dokumentarfilm oder schon Voyeurismus? Geht das Eine ohne das Andere? Panahi jedenfalls gewann für «Taxi Teheran» den Goldenen Bären der Berlinale. Völlig zurecht, finde ich.

Hier kommst du direkt zum Stream von «Taxi Teheran»

2. «Wadjda» von Haifaa al Mansour

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Grosse Träume: Wadjda (Waad Mohammed). (Foto: Praesens)

Ich will hier nicht auf Betroffenheitskitsch machen, aber auch Haifaa al Mansour, die Regisseurin meines zweiten Tipps, hatte es besonders schwer. In ihrem Heimatland, Saudi-Arabien, gab es vor ihr schlichtweg keine einzige andere Regisseurin. Sie studierte an der Filmhochschule in Sydney, kehrte aber für ihren ersten Spielfilm in die Heimat zurück. Um nicht aufzufallen, versteckte sich al Mansour in einem Kleinbus und übermittelte ihre Regieanweisungen per Funk.

Nicht nur die Herstellungsgeschichte, auch die Filmhandlung hat es in sich: «Wadjda» handelt von einem elfjährigen Mädchen, das unter ihrem traditionellen Gewand Converse-Schuhe trägt, Rockmusik hört und davon träumt, ein Fahrrad zu besitzen – was Mädchen damals im streng islamischen Königreich untersagt war. «Wadjda» wurde rund um den Globus mit zahlreichen Filmfestivalpreisen ausgezeichnet. Laut Beobachtern war das mit ein Grund für die spätere Liberalisierung der Verkehrspraxis (so ist es Frauen seit 2019 – unter strengen Auflagen – gestattet, Auto zu fahren).

Hier kommst du direkt zum Stream von «Wadjda»

3. «Shoplifters» von Hirokazu Kore-eda

Filmstill Shoplifters

Charmante Gauner: das japanische Meisterwerk «Shoplifters». (Bild: Cineworx)

Diebe tun etwas Illegales, aber mit Gauner könnte ich mich anfreunden... Warum? Weil Gauner meistens, so auch im Film «Shoplifters», extrem charmant sind. Der Herr, der zusammen mit seinem zehnjährigen Sohn Dinge im Lebensmittelladen klaut, lebt am Existenzminimum. Trotzdem nehmen er und seine Frau ein obdachloses Mädchen zu sich nach Hause und versorgen es mit Essen und Kleidern, als wäre es ihre eigene Tochter.

Der japanische Meisterregisseur Hirokazu Kore-eda ist ein Spezialist für Familiengeschichten. «Shoplifters» ist sein essenziellster Film, weil er hier die zentralen Fragen stellt: Was macht eine Familie überhaupt aus? Und wer definiert das? «Shoplifters» ist herzerwärmend, witzig – und am Ende eine riesengrosse, tiefschürfende Überraschung. Er gewann völlig zurecht den wichtigsten Filmpreis der Welt: nein, nicht den Oscar, sondern die Goldene Palme von Cannes.

Hier kommst du direkt zum Stream von «Shoplifters»

Natürlich gibt's neben diesen drei Filmen noch viele weitere Bijous. Bist du auf den Geschmack gekommen? Dann kannst du hier im vollständen Programm von MyFilm.ch stöbern. Go for it!

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