Soziologie-Student*innen schaffen Zolli-Tag für Armutsbetroffene

Derzeit sind die Einwohner*innen von Basel aufgerufen, an einer Akzeptanzstudie der Uni Luzern teilzunehmen. Das steckt dahinter.

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Man weiss nicht, ob sich Giraffen über die Besucher*innen freuen, ganz sicher haben sie aber nichts gegen solche, die vorerst einmalig keinen Eintritt bezahlen müssen. (Foto Zoo Basel)

Es waren vier junge Student*innen, die bei einem Besuch des gigantischen Miniatur-Wunderlands in Hamburg auf ein Angebot stiessen, das sie zu ihrem Projekt mit dem Basler Zolli inspiriert hat: Einen Tag mit Gratiseintritt, -anreise und verpflegung sowie Give-Away für Armutsbetroffene. Begleitet wird die Aktion von Informationen rund ums Thema Armut.

Die vorerst einmalige Aktion soll am 21. August stattfinden. Nicht ausgeschlossen aber, dass aus dem Projekt eine neue Tradition entsteht; der Zolli bietet jedenfalls Hand, wie Sprecherin Tanja Dietrich sagt.

Doch zunächst wollen die Soziologie*Studentinnen der Uni Luzern, herausfinden, was denn die Bevölkerung dazu meint. Der Fragebogen ist ausführlich und beginnt mit der eigenen Tierliebe, dem Zoo als solches, den Eintrittspreisen, der Häufigkeit der eigenen Zoobesuche und schwenkt dann über zur Armut in der Schweiz. Er entstammt wie aus dem Lehrbuch der Akzeptanzforschung, wonach immer Subjekt, Objekt und Kontext untersucht werden, wie der mitbeteiligte Student Jeruel Ammann erklärt.

Das ist quasi der wissenschaftliche Teil des Projektes. Denn, wenn der Zolli mit an Bord ist und die Finanzierung gesichert, braucht es ja eigentlich die Meinung der Basler*innen nicht. Ammann stellt dies nicht in Abrede, erklärt aber: «Die Studie ergibt aus unserer Warte in vielerlei Hinsicht spannende Einblicke und Erkenntnisse: Wie werden Angebote wahrgenommen, wie ist das Stimmungsbild von Armut in Basel und welche Handlungsempfehlungen für den Zollitag können daraus abgeleitet werden.»

Der Zollitag kann nur stattfinden, weil viel unentgeltliche Arbeit geleistet wird und der Zoo keinen Eintritt verlangt. Die Tickets werden von den Student*innen am Eingang verteilt. Überprüft, ob jemand wirklich Anspruch darauf hat, wird nicht. «Wir werden an die Ehrlichkeit appellieren», sagt Ammann. Studien hätten zudem gezeigt, dass auf Ehrlichkeit basierende Projekte eine kleine Missbrauchsquote aufweisen würde. «Auch aus diesem Grund begleiten wird den Zollitag wissenschaftlich.»

Aber warum die Uni Luzern? Laut Amman ist die Antwort ganz einfach: «Sie hat das grösste soziologische Seminar der Schweiz und ist an der Frage interessiert, ob ein Projekt, welches soziokulturelle Armut mit niederschwelligen bürokratischen Aufwand bekämpft, funktioniert oder eben nicht.»

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