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Glücksort

Wer sich hier nicht in die Natur schockverliebt, ist selber schuld

Manchmal ist das Leben ein Jammertal. Doch im Riehener Autal schliesst man Frieden mit sich und der Welt.

Yaël Debelle

07/16/20, 06:46 AM

Aktualisiert 07/29/21, 03:00 AM

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Grün wohin das Auge reicht. (Foto: Yaël Debelle)

Grün wohin das Auge reicht. (Foto: Yaël Debelle)

Machen Orte glücklich? Ja, manche schon. Besonders, wenn sie so liebevoll beschrieben werden wie hier: Die Basler Journalistin Yaël Debelle hat zusammen mit Co-Autor Stephan Petersen 80 Glücksorte in Basel ausfindig gemacht und diese in einem einzigartigen Stadtführer versammelt. Das Buch erschien im September 2020 und landete auf der Bestseller-Liste.

Yaël Debelle starb vier Monate nach Erscheinen des Buches. Sie hatte einen besonderen Blick für das Schöne und Spezielle. Ihre Texte waren Bijous, die Basel zum Leuchten brachten. Zu Ehren einer der «talentiertesten Journalistinnen der Schweiz» («Tachles») schalten schalten wir Yaëls 10 Lieblingsorte in Basel noch einmal auf. Und lassen uns von Yaël ein bisschen lichtes Sommerglück ins Herz tragen.

Der Bach plätschert und blubbert leise. Ansonsten ist es still im Autal. Nicht von dieser Welt, unglaublich friedvoll. Doch dann – jäh ist es vorbei mit der Sanftmut! Ein ohrenbetäubend lautes Balzkonzert setzt ein. Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Frösche in der Paarungszeit. Eine Hundertschaft hüpft im Teich herum und quakt, pfeift, knattert und keckert, was das Zeug hält. Überall wuseln Kaulquappen.

Nur ein Frosch hält sich von der Party fern. Er flottiert in Ufernähe völlig entspannt im Teich, seine Beine baumeln schwerelos, nur die aufmerksamen Knopfaugen lugen aus dem Wasser. Eine blaugrüne Mosaikjungfer schwirrt über seinen Kopf. Die elegante Libelle ist hier die Königin der Lüfte. Plötzlich taucht der Teichfrosch ab und entschwindet im Schilf. Was hat ihn gestört? Die Ringelnatter war's. Sie gleitet lautlos durch das Gewässer, schlängelt sich zwischen die Gräser hindurch und schaut uns an. Natrix natrix heisst sie auf lateinisch, sie gehört neben der Erdkröte, Bufo bufo, zu den wichtigsten Bewohnern des Autals, «Autäli» genannt. Es liegt am Rand von Riehen und zieht sich bis ins deutsche Inzlingen.

Kleine Gemüsegärtchen und Streuobst-Wiesen säumen den Bach, ein ausgedehntes Weiherreservat, zahlreiche Quellen, knorrige Apfelbäume, alte Walnussbäume. Bei jedem Schritt hüpft ein Getier weg. Mal sieht man die Heuschrecke, die ins Gras springt, die Kröte, die vom Weg hopst. Mal hört man nur knackende Äste und das Rascheln im Laub. Wer war’s? Eine Blindschleiche, die geschwind entschwunden ist –  oder ist eine Maus davongehuscht?

Im hohen Gras zirpen die Grillen, es duftet nach Heu. Das Tal in der Au ist eine berauschend schöne Kulturlandschaft, gepaart mit wilder Natur. „Sooo schööön“, sagt eine Frau, die mit dem Feldstecher einen Graureiher beobachtet. Ja, wer sich hier nicht schockverliebt in die Natur, dem ist nicht zu helfen. Manchmal mag das Leben ein Jammertal sein – im Autal aber schliesst man augenblicklich Frieden mit sich und der Welt.

Wie kommst du da hin?

Reservat Autal, Auweg oder in der Au, 4125 Riehen.

ÖV: Tram 6, Haltestelle Riehen Dorf, 10 Minuten Fussweg.

Das Buch

Der Bestseller «Glücksorte in Basel. Fahr hin und werd glücklich» von Yaël Debelle und Stephan Petersen, Droste Verlag, Düsseldorf. Hier kannst du das Buch kaufen.

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