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Lex Netflix

Basler Filmschaffende, wieso sollen wir Ja stimmen?

Fünf Filmschaffende, fünf Argumente.

04/29/22, 04:07 AM

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Am 15. Mai stimmt die Schweiz über das neue Filmgesetz ab (alle Infos dazu hier als übersichtliches Video vom SRF). Was sagen Basler Filmschaffende dazu? Wir haben uns umgehört.

Jonas Schaffter, Dokumentarfilmer

Filmregisseur aus Metzerlen

(Foto: Christoph Däppen)

«Junge Menschen gehen immer seltener ins Kino und stillen ihren Film- und Serienhunger durch diverse ausländische Streamingdienste. Gerade wir jüngeren Filmemacher*innen sind also immer mehr auf Zusammenarbeiten mit Netflix und Co. angewiesen! So haben wir auch die Möglichkeit, das Publikum von Schweizer Filmen und Serien zu überzeugen – und zwar mit neuen Filmformaten, die sich mit Geschichten unserer unmittelbaren Umgebung auseinandersetzen. Wer das nicht schauen will, dem rennen die amerikanischen oder südkoreanischen Produktionen nicht davon.

Gerade Basel und das Dreiländereck bieten spannende Geschichten für Dokumentarfilme, Spielfilme oder auch Serien, die wir durch die Streaming-Plattformen in die Welt hinaus tragen könnten. Das Potential ist riesig – auch für internationale Koproduktionen über die Landesgrenzen hinaus. Ein Ja zum neuen Filmgesetz würde den Schweizer Film besser machen und vor allem uns Filmschaffenden aus der Region eine neue Perspektive geben.»

Arami Ullón, Regisseurin

(Foto: Martín Crespo)

«Ich bin in Paraguay aufgewachsen, wo wir nur Zugang zu Filmen hatten, die sich gut verkauften. Das führte zu Generationen von Menschen, die ein sehr simples und polarisiertes Weltbild haben. Die Vielseitigkeit von Film zu fördern, bedeutet also immer auch, die Muskeln des kritischen Denkens zu trainieren und so das Anderssein und die Empathie dafür zu stärken. Was am Ende doch eine Demokratie ausmacht. Diese Demokratie, auf die wir in der Schweiz so stolz sind.»

Giacun Caduff, Regisseur und Produzent

(Foto: Salome Christina Jermann)

«Kürzlich überlegte ich mir, wie ich meinen Vater überzeugen kann, Ja zu stimmen. Er ist Architekt, ich verglich es also mit einem Hausbau: Du baust ein Haus und du möchtest Baufirmen aus der Region damit beauftragen. Um deinen Teil zur Schweizer Wirtschaft beizusteuern. Nur findest du keine Schweizer Firma sei gut genug für deinen Auftrag. Also holst du dir eine Küche aus Deutschland, Steine aus Italien, etc. Das Geld fliesst ins Ausland und die Schweizer Firmen haben nichts davon. Schlimmer noch: Sie haben gar nicht erst die Chance, sich zu beweisen. Geschweige denn zu wachsen. Eine Praxis, die unserer Wirtschaft längerfristig keinen Dienst erweist. Willst du das? Die Antwort war Nein. Ich hatte ihn überzeugt.»

Aline László, Kamerafrau

(Foto: zVg)

«Wenn die Schweiz Nein zum Filmgesetz sagt, arbeite ich weiter wie zuvor. Nur nicht in der Schweiz. Denn die interessanten Produktionen werden mit einem Nein im Ausland stattfinden, mehr, als sie es ohnehin schon tun. Ein Ja schafft nicht nur Arbeitsplätze, es macht den Schweizer Film auch auf internationalen Streamingplattformen sichtbarer und konkurrenzfähiger. Es fördert die Vielfalt – und die Wahrscheinlichkeit, dass ich meine Arbeit hier mache und nicht ins Ausland abwandere.»

Manuel Gübeli, Filmemacher

(Foto: Aissa Tripodi)

«Ein Ja zum Filmgesetz hilft mit, dass weiterhin gute Schweizer Filme produziert werden können. Es kostet niemanden etwas, ausser ein paar Milliardenunternehmen, die all ihr Geld mit dem Verkauf von – richtig! – Filmen machen. Wer möchte, dass es bei uns weiter Filmemacher*innen gibt, die sich kritisch mit gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandersetzen können, nimmt die Änderung an. Das zu Verhindern ist nämlich das wirkliche Ziel der Nein-Kampagne. Für mich persönlich wäre ein Nein in erster Linie eine Enttäuschung. Weil es einmal mehr hiesse, dass uns als Gesellschaft Profite grosser Unternehmen wichtiger sind als Kunst und Kultur.»

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