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Trans und non-binär

Safe Space: Diesen Spagat müssen Gartenbäder hinbekommen

In mehreren Basler Badis gibt es spezielle Bereiche nur für Frauen. Doch wie ist die Nutzung dieser Zonen für trans und non-binäre Menschen geregelt?

05/12/22, 03:18 PM

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Eglisee

Im Eglisee gibt es einen Bereich, in den nur Frauen dürfen. (Foto: © Kanton Basel-Stadt: www.bs.ch/bilddatenbank)

In Basel-Stadt verfügen die Gartenbäder Eglisee und Bachgraben über gesonderte Bereiche, wo Frauen unter sich sein und sich oben ohne sonnen können. Wie ist die Nutzung dieser Bereiche für trans und non-binäre Menschen geregelt? Dieser Frage aus der Gärngschee-Community gingen wir nach.

Peter Portmann ist Leiter der Bäder, Kunsteisbahnen und Gastronomie des Sportamtes Basel-Stadt. Er sagt: «Alle Menschen, die sich dem betreffenden Geschlecht zugehörig fühlen, dürfen sich grundsätzlich dort aufhalten.» Aber: «Das gegenseitige Rücksichtnehmen steht bei uns in den Bädern an oberster Stelle.» Konkret bedeutet das, dass tatsächlich einmal eine trans Frau dem «Fraueli» verwiesen wurde, da andere Badegäste sich durch ihre primären männlichen Geschlechtsmerkmale gestört gefühlt hatten.

Personal ist offen für Dialog

Man versuche, allen gerecht zu werden und gleichzeitig niemanden zu diskriminieren, so Portmann. Er bezieht sich auch auf die religiösen Gefühle einiger Badegäste, die das «Fraueli» ebenfalls respektieren möchte.

Diesen Spagat hinzubekommen, sei auch für das Personal nicht immer einfach. Dieses habe aber kürzlich eine Schulung zum Thema «Diversität & Diskriminierung» erhalten. Die Mitarbeitenden seien offen für den Dialog und stünden bei Fragen zur Verfügung.

Auf Facebook erkundigte sich jemand, wie die Nutzung des Frauenbereichs für non-binäre Menschen geregelt sei.

Auf Facebook erkundigte sich jemand, wie die Nutzung des Frauenbereichs für non-binäre Menschen geregelt sei. (Foto: Screenshot/Facebook)

Im Sonnenbad in Binningen gibt es neben dem allgemeinen Bereich, der für alle mit Badebekleidung zugänglich ist, für Männer sowie Frauen einen separaten FKK-Bereich, wo sich ohne Kleider gesonnt werden kann. 

Präsident des Vereins Sonnenbad ist Rolando Stucki. Er versteht, dass auch trans und non-binäre Menschen die gleiche Dienstleistung in Anspruch nehmen wollen. «Sie müssen sich einfach entscheiden, ob sie ins Männer- oder Frauen-Separee gehen», so Stucki. 

Von ihm aus können sich alle in dem Bereich aufhalten, der ihnen gefällt. Die Akzeptanz der anderen Badegäste kann er aber nicht garantieren, wie er etwas ratlos zugibt.

Trans und non-binär

Bei trans Menschen stimmt laut der Definition von Transgender Network Switzerland die Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht überein. Non-binäre Menschen ordnen sich nicht ausschliesslich dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zu.

Bei der Planung eines neuen Naturbades wolle man solche Gender-Überlegungen aber mit einbeziehen und eventuell drei FKK-Bereiche einrichten: für Frauen, für Männer und einen neutralen.

Es braucht mehr Aufklärung

«Safe Spaces sind wichtig», findet der*die queere Aktivist*in Katha Baur. Aber diese sollten nicht nur Frauen offen stehen, sondern allen, die es benötigen. Dazu gehören laut Katha eben auch trans und non-binäre Menschen.

Katha würde sich wünschen, dass zu dem Thema mehr Aufklärungsarbeit geleistet würde. Denkbar wäre beispielsweise ein Eröffnungsabend, bei dem informiert wird, oder ein Awareness-Team, das im «Fraueli» unterwegs ist, um den Dialog zu fördern. Auch Stammgäste könnten möglicherweise dafür eingespannt werden. Auf der Hausordnung sollte zudem explizit stehen, dass auch non-binäre und trans Menschen Einlass haben.

«Wenn eine Person männlich gelesen wird, muss sie nicht zwangsläufig männlich sein», sagt Katha. Katha selbst ist non-binär, ordnet sich also weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zu.

Welcher Körper wo gezeigt werden darf, ist für Katha ein Zeugnis von tief eingeschliffenen Machtstrukturen. Neben den Schutzräumen sollten diese unbedingt auch diskutiert werden, findet Katha. «Wir müssen über toxische Männlichkeit und Vergewaltigungs-Kultur sprechen.» Es könne ja nicht sein, dass die Gesellschaft für manche Menschen ein gefährlicher Ort sei.

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