Gärngschee
Basel widmet neun verstorbenen Pionierinnen je eine Strasse. Noch immer gilt diese Ehre aber meist Männern. Da geht noch mehr, findet unsere Community.
04/11/22, 03:00 AM
129 Basler Strassen tragen den Namen einer verstorbenen Person. Davon sind nur 19 nach Frauen benannt. Neun davon kamen vor wenigen Tagen hinzu. Da gibt es Luft nach oben, dachten wir uns und haben bei unserer Gärngschee-Community Ideen abgeholt. Das sind ihre Vorschläge:
Gärngschee-Mitglied Ursi wünscht sich eine Strasse, die nach der Basler Künstlerin Miriam Cahn benannt ist. Bekannt wurde Cahn im Winter 1979/80 mit einer illegalen Kunstaktion, bei der sie mit Kohle an die Pfeiler einer Autobahnbrücke zeichnete. Der Fall kam vors Gericht und sie wurde verurteilt. Die Stadt Basel wollte sechs Jahre später die Verurteilung wieder gut machen. Sie bot der Künstlerin an, die Pfeiler neu zu gestalten. Daraus wurde nichts. Vielleicht tut es nun eine Strasse in ihrem Namen? Die Gesetzgebung macht der Nomenklaturkommission einen Strich durch die Rechnung: Strassen in Basel dürfen nämlich nur nach verstorbenen Personen benannt werden – schade für Basel, gut für Miriam Cahn.
Beliebt bei der Gärngschee-Community ist auch Marie Curie. Kein Wunder: Die polnische Physikerin und Chemikerin erhielt 1903 einen Nobelpreis für Physik und acht Jahre später den Nobelpreis für Chemie. Eine Strasse mit ihrem Namen hätte sie also durchaus verdient. Lörrach hat auch schoneine Marie-Curie-Strasse.In Basel steht dieser Idee aber eine Hürde im Weg: Nur Personen mit einem klaren Bezug zum Ort dürfen Namensgeber*innen sein.
Nach Gärngscheeler Simon-Pascals Geschmack sollte es eine Tanja Grandits-Strasse geben. Grandits ist zwar gebürtige Deutsche, leitet aber seit 2008 das Restaurant Stucki in Basel. Schon drei Mal wurde sie von «Gault-Millau» als «Koch (sic!) des Jahres» ausgezeichnet. Doch auch dieser Vorschlag kann den Basler Behörden nicht serviert werden, wir wissen ja jetzt: Nur verstorbene Personen kommen in Frage
Gärngschee-Mitglied Sani wünscht sich eine Georgine-Gerhard-Strasse. Gerhard kam 1886 in Basel auf die Welt. Sie war Lehrerin, setzte sich stark für das Frauenstimmrecht ein und gründete die Basler Hilfe für Emigrantenkinder. Durch das Wirken ihrer Organisation wurden beispielsweise in den Kriegsjahren rund 5000 jüdische Kinder betreut.
Rico aus der Gärngschee-Community bringt eine Heidi-Abel-Strasse ins Spiel. 1954 wurde die in Basel geborene Abel eine der ersten Ansagerinnen im Schweizer Fernsehen. Mit gerade mal 25 Jahren – Chapeau. Sie moderierte viele verschiedene Fernsehsendungen und war auch im Radio zu hören. Die «First-Lady» des Schweizer Fernsehens verstarb 1986 an Rückenmarkkrebs.
Ein weiterer Gärngschee-Wunsch ist Trudi Gerster. Gerster wurde 1919 in St. Gallen geboren und kam 1948 nach Basel. Davor absolvierte sie die Schauspielschule in Zürich und machte sich als Märchenerzählerin einen Namen. Den Begriff «Märlidante» lassen wir hier jetzt mal weg. Später erzählte sie beim Radio DRS (heute SRF) regelmässig Geschichten im «Kinderclub». Kennt ihr ihre Stimme noch? Trudi Gerster war aber auch politisch aktiv. 1968 wurde sie als eine der ersten Frauen in den Basler Grossen Rat gewählt. Dort sass sie für 12 Jahre für den Landesring der Unabhängigen.
Die Vorschläge aus der Community können sich sehen lassen, auch wenn nicht alle die Voraussetzungen für Strassenschilder erfüllen.
Du hast noch eine bessere Idee? Schick uns eine Mail oder hinterlass uns einen Kommentar.
Folgende Frauen haben übrigens schon einer Basler Strasse ihren Namen gegeben:
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