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«Wir tragen eure Krise nicht»

Regnerische 1. Mai Demo in Basel: «Wir tragen eure Krise nicht!»

Zirka 2000 Menschen demonstrieren am Tag der Arbeit in Basel. Themen waren die Coronakrise, der Mindestlohn und Kritik an der Asylpolitik. Hier ist der Bericht.

05/01/21, 12:41 PM

Aktualisiert 05/05/21, 12:36 PM

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Die Zugspitze der 1. Mai-Demonstration 2021.

Die Zugspitze der 1. Mai-Demonstration 2021. (Foto: Keystone/SDA)

Gegen 10:00 Uhr versammelten sich die Demonstrant*innen zur bewilligten Demonstration unter dem Dach der Messe. Er regnete Bindfäden, ungemütliches Demo-Wetter, trotzdem liessen es sich Gewerkschaften und linke Bündnisse, Kurd*innen und Sans Papiers nicht nehmen, ein «Zeichen gegen den Kapitalismus» zu setzen, wie es in mehreren Reden hiess. 

Als Leitthema war ein Slogan besonders oft zu hören: «Wir tragen Eure Krise nicht». Manche profitieren von der Coronakrise, hiess es etwa in einer Rede der Interprofessionellen Gewerkschaft der Arbeiter*innen, indem sie weiterhin Miete kassierten oder Profite erzielten, während die Arbeiter*innen auf Kurzarbeit gesetzt würden und immer mehr Menschen mit existenziellen Nöten zu kämpfen hätten, weil sie in der Krise den Job verloren.

Eine andere Rednerin der Gruppe Drei Rosen gegen Grenzen prangerte die prekären Bedingungen im Asylwesen und insbesondere im Bundesasylzentrum Bässlergut an. Sie sprach auch über die Nachrichten über Angriffe auf das Auto und die Katze einer Mitarbeiterin des Bundesasylzentrums, die vergangene Woche publik gemacht worden waren. Aus einer Stellungnahme las sie vor:

«Wir können uns entgegen der medialen Berichterstattung nicht vorstellen, dass Personen aus linken sozialen Bewegungen solche Taten begehen. Es gehört schlicht nicht zu ihren Methoden, unbeteiligte Personen zu gefährden, oder Tieren Schmerzen zuzufügen.»  

Ab Minute 1:50 ist die betreffende Stelle zu hören. 

Dann, kurz nach 10:30 Uhr, setzte sich der Zug in Bewegung. Die Demoroute war vom Messeplatz über die Mittlere Brücke zum Barfüsserplatz vorgesehen. Die Demonstration war grossmehrheitlich friedlich. Ein paar Graffitis säumten dennoch die Fassaden der Geschäfte, an der Clarakirche wurde ein Banner mit dem Aufruf «Novartis, Swisslife, Holcim enteignen» angebracht. Bürgerliche kritisierten diese Sachbeschädigungen auf Twitter.

Die Spitze des Zuges liess den Barfüsserplatz, üblicherweise das Ziel der 1. Mai-Demo, links liegen und lief via Freie Strasse über den Marktplatz in Richtung St. Johann. Vor dem Universitätsspital hielt eine Rednerin, die sich als Pflegerin vorstellte, eine Rede und prangerte das Ausbeutungssystem im Gesundheitswesen an. «Nicht einmal einen Bonus erhalten wir», rief sie. 

Das ist allerdings nicht ganz korrekt, der Grosse Rat hat sich im März für einen Bonus für Spitalpersonal und Angestellte von Alters- und Pflegeheimen ausgesprochen. Wie hoch der Bonus sein wird, ist allerdings noch unklar.

Die Menge applaudierte der Rednerin, die noch weitere Kritikpunkt anbrachte. Vor dem Eingang des Spitals standen drei Pfleger*innen und winkten den Demonstrierenden zu, wie am Ende des Videos zu sehen ist. 

Dann zog die Spitze der Demonstration – der Grossteil war am Barfüsserplatz zurückgeblieben, wo unter anderen die SP-Nationalrätin Sarah Wyss eine Rede hielt – weiter bis zum St. Johanns-Park. Auf dem Weg kam es zu einem Zwischenfall, als eine handvoll Demonstrant*innen aus dem Zug ausbrach und einen nahe stehenden Bus der Polizei mit Bierflaschen bewarfen. Der Bus fuhr davon. Andere Einsatzwagen, offenbar alarmiert, fuhren auf der Elsässerstrasse mit Blaulicht heran, hielten sich dann aber im Hintergrund

Im St. Johanns-Park wurden nochmals Reden gehalten und einer der Redner bedankte sich für eine «laute, solidarische, kämpferische Demonstration». Dann kam zu einer kurzen Auseinandersetzung zwischen Demonstrierenden. Der Grund dafür war, dass an einer Stelle der Demonstration das Porträt des russischen Diktators Stalin mitgetragen worden war. «Viele Menschen empfinden das als eine massive Respektlosigkeit und eine Beleidigung», sagte der Redner. «Das können wir so nicht stehen lassen.» 

Die Aussage sorgte für Streit, doch der Konflikt war von kurzer Dauer. Die Banner wurden eingerollt, Gegen 12:45 Uhr löste sich die Versammlung auf. 

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