Kulturpolitik
Lockerungen hin oder her, die Basler Kulturszene leidet unter anhaltender Flaute. Die Politik zieht erste Lehren aus der Misere und versucht, den Kultur-Sommer 2020 zu retten.
06/03/20, 02:40 PM
Aktualisiert 06/03/20, 02:43 PM
Gibt es ein in Basel ein politisches Bewusstsein dafür, wie tiefgreifend die lokale Kulturlandschaft durch die Corona-Krise erschüttert wurde?
Diese Frage stellten wir anlässlich unserer Diskussionsrunde am vergangenen Donnerstag zur Lage der Basler Nachtkultur in den Raum.
Nimmt man die heutige Grossratssitzung zum Gradmesser, so zeigt sich: Ja, gibt es. Mit Lisa Mathys (SP), Sebastian Kölliker (SP) und Jo Vergeat (jgb) warfen gleich drei Vertreter*innen von «Kulturstadt Jetzt» ihre Forderungen in die Waagschale. Es geht um konkrete Forderungen und Vorschläge, wie die Folgen der Corona-Pandemie für die lokale Kultur abgefedert werden könnten.
Die Vorstösse umfassen:
Die pointierteste Forderung steckt in der Motion für eine Taskforce Nachtkultur. Nur: Was kann diese Taskforce, was die bereits bestehenden Lobbys wie Kulturstadt Jetzt, Kultur und Gastronomie oder der Wirteverband nicht können? Sebastian Kölliker sagt: «Die entscheidende Verbesserung ist die direkte Mitsprache und das Gespräch auf Augenhöhe mit der Verwaltung.»
Und warum ist das so wichtig? Weil der Bund sich aus den Entscheidungen, wie die neuen Schutzmassnahmen umgesetzt werden, zurückzieht, so Kölliker. Das Mikro-Management, das machen ab jetzt wieder die anderen, heisst: Die Kantone müssen aus Köllikers Sicht mehr Verantwortung übernehmen.
Die Taskforce möchte erreichen, dass die Verwaltung nicht an den realen, praktischen Bedürfnissen und Gegebenheiten der Lokale, Clubs und Bars vorbeientscheidet. «Dass eine Zweidrittelmehrheit der Grössrät*innen heute morgen entschieden hat, die Motion als dringlich auf die Tagesordnung zu setzen zeigte mir, dass der Vorstoss in fast allen Fraktionen Anklang findet» sagt Kölliker.
«Je schneller diese Zusammenarbeit zustande kommt, desto besser.»
Sebastian Kölliker zur Taskforce Nachtkultur
Der Anzug für professionelle Online-Kultur-Plattformen wird wohl erst im September trakandiert. Ist es dann nicht ein wenig spät dafür? Nein, findet Lisa Mathys: «Wir sollten daran denken, dass es für viele Kulturschaffende noch sehr lange dauern wird, bis sie normal auftreten können.» Ausserdem könne eine solche Plattform auch dann zum Tragen kommen, wenn keine Verbote herrschen. Sie könnte Platz bieten für Kultur im online-Format und damit als Schnittstelle dienen zwischen Publikum und Künstler*in.
Die Antworten auf die Interpellation erwartet sie ebenfalls nach den Sommerferien. Kölliker drängt auf eine raschere Entscheidung in Sachen Taskforce Nachtkultur: «Je schneller diese Zusammenarbeit zustande kommt, desto besser.»
Wird geladen