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Wirtschaft

Russland und Ukraine: Diese Basler Firmen sind noch dort

Auch Basler Firmen haben Mitarbeitende in Russland und der Ukraine. Wie wirkt sich der Krieg aus? Wir haben sie gefragt.

03/21/22, 02:46 PM

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Die meisten Unternehmen haben ihre Tätigkeiten in Russland eingestellt.

Die meisten Unternehmen haben ihre Tätigkeiten in Russland eingestellt.

Auch Basler Firmen aus der Region beschäftigen Mitarbeitende in Russland und der Ukraine, insbesondere Novartis. Wie unterstützen die Unternehmen ihre Angestellten in den Ländern? Dazu wollten sich die Firmen aus Sicherheitsüberlegungen nicht äussern. Dafür geben sie Auskunft zu den wirtschaftlichen Folgen des Kriegs, den alle Angefragten verurteilen, die Roche sogar «aufs Schärfste» (Roche). Einige stellen ausserdem Hilfsmittel für die Menschen im Krieg bereit.

Novartis

Novartis ist mit insgesamt rund 500 Mitarbeitenden in der Ukraine vertreten, die von ihren Büros in Kiew für die lokale Bevölkerung zuständig sind. In Russland beschäftigt Novartis rund 2000 Mitarbeitende. In St. Petersburg hat Novartis eine Fabrik, die Medikamente für den lokalen Markt herstellt.

«Wir haben uns schon immer dafür eingesetzt, Menschen, die Medikamente benötigen, Zugang zu diesen zu verschaffen, egal wo sie sich befinden», sagt Mediensprecher Satoshi Sugimoto. Novartis beobachtet die Situation genau und «wir halten uns an alle internationalen Sanktionen. Wir haben ausserdem beschlossen, alle Investitionen in Russland auszusetzen und alle kommerziellen Marketingaktivitäten einzustellen. Den Umsatz von Novartis in Russland gibt der Konzern nicht bekannt.

Blick auf den Novartis-Campus.

Blick auf den Novartis-Campus. (Foto: Novartis/Blaser Architekten)

Roche

«Wir setzen alles daran, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ihre Familien in der Ukraine zu schützen und zu unterstützen und gleichzeitig die Versorgung der Patientinnen und Patienten mit unseren Medikamenten und Diagnostika aufrechtzuerhalten», sagt Roche-Sprecher Karsten Kleine auf Anfrage. Roche versorge Patienten, nicht Märkte. «Es gibt einen guten Grund dafür, dass lebensrettende und unentbehrliche Medikamente sowie bestimmte diagnostische Lösungen in der Regel und nun auch für Russland von Sanktionen ausgenommen sind.» Die rund 800 Mitarbeitenden in Russland spielten eine wichtige Rolle dabei, den Patienten in Russland weiterhin Zugang zu Medikamenten und Diagnostika zu ermöglichen. Deshalb hält Roche ihre Aktivitäten in Russland aufrecht. Roche hat keine Produktionsstätten in Russland. Die Firma erzielt dort rund ein Prozent des Umsatzes – das wären 2021 umgerechnet rund 630 Millionen Franken.

Clariant

Der Spezialitäten-Chemikonzern ist in Moskau unter anderem mit einem Verkaufsbüro und einem Labor vertreten und erwirtschaftet dort etwa 2 Prozent des Jahresumsatzes von gut 4 Milliarden Franken. Die Firma beschäftigt in Russland 54 Mitarbeitende, stellte die Tätigkeiten dort inzwischen jedoch ein. In der Ukraine arbeiten laut Angaben des Unternehmens 146 Personen. (SDA)

Die Roche-Türme.

Die Roche-Türme.

Lonza

Der Pharmazulieferer gab an, man habe nur in sehr begrenztem Umfang in Russland und der Ukraine Geschäftsbeziehungen und sei dort nur im kleinen Rahmen tätig. Mehr Informationen gab das Unternehmen nicht bekannt. (SDA)

Straumann

Die Straumann Group beschäftigt 160 Mitarbeitende in Russland und bietet Zahnimplantate im medizinischen Bereich an (keine Produktion). Geplante Investitionen und Aktivitäten wurden ausgesetzt oder werden auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. «Wir beobachten die Lage sehr genau und sind im engen Austausch mit unseren Mitarbeitenden, um diese bestmöglich zu unterstützen», sagt Firmensprecherin Silvia Dobry. Der Umsatz bewegt sich im niedrigen einstelligen Prozentsatz der gesamten Gruppe. Straumann steht mit dem Distributor in der Ukraine in regelmässigen Kontakt.

Das Logo der auf Zahnersatzloesungen spezialisierten Straumann Group am Jacob Burckhardt Haus in Basel am Donnerstag, 17. Januar 2019.

Blick aufs Jacob Burckhardt Haus. (Foto: KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Dufry

«Im Vorkrisenjahr 2019 erzielten wir rund 4 Prozent des Umsatzes mit russischen Kunden», sagte Firmenchef Julian Diaz am Dienstag an einer Telefonkonferenz. Flugpassagiere aus Russland bilden laut Diaz in den Duty-Free-Shops von Dufry rund um den Globus die zweitgrösste Gästegruppe, hinter denjenigen aus China. «Wir müssen abwarten, wie sich die Situation entwickelt und wie sich dies auf die Erträge unserer Gruppe auswirkt», sagte der CEO weiter. Dufry ist auch an verschiedenen Flughäfen in Moskau sowie in St. Petersburg präsent. In Russland sind 1100 Mitarbeitende beschäftigt. In der Ukraine betreibt das Unternehmen zwei Läden in Odessa und beschäftigt dort 35 Angestellte. Mitarbeitende in der Ukraine, die das Land verlassen wollen, unterstützen wir bei der Ausreise, sagt Mediensprecher Renzo Radice. «Wir erfüllen die Massnahmen und halten uns an die Embargo. Wir haben Lieferungen nach Russland eingestellt.»

Der Ukraine-Konflikt bedeute für das Jahr 2022 eine weitere Unwägbarkeit, neben der Ungewissheit über die künftige Erholung von der Corona-Pandemie, sagte Finanzchef Yves Gerster. Der Duty-free-Shop-Betreiber hat im vergangenen Jahr den Corona-bedingten Verlust auf 385 Millionen Franken verringert von einem Fehlbetrag von 2,5 Milliarden im Jahr 2020.

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Endress & Hauser (E&H) mit Sitz in Reinach arbeitet in der Ukraine eng mit einem unabhängigen Repräsentanten zusammen. Sie sind vom Krieg teilweise direkt betroffen. Der Konzern hat aber dort keine eigenen Leute.

In Russland hat die Firma eine Vertriebsgesellschaft mit ungefähr 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Es sind Grössenordnung zwei Prozent des Gesamtumsatzes. Mediensprecher Raab sagt zu Bajour: «Wir haben mit Beginn der Invasion am 24. Februar alle direkten und indirekten Lieferungen nach Russland bis auf Weiteres gestoppt, um bereits beschlossene oder angekündigte Sanktionen in jedem Fall umsetzen zu können.» E&H hat  Kunden in praktisch allen Branchen («Wir sind zum Glück sehr breit aufgestellt.»), aber auch in der Öl- und Gas-Industrie.

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