High oder Nai
Der Sommer kommt, die Partys rauschen – aber wie hat die Pandemie das Konsumverhalten der Basler*innen verändert?
05/25/22, 03:00 AM
Zoom-Apéros, Home Office-Bierli am 4i, Netflix & Gin: Für viele verschob sich während der Pandemie das Konsumverhalten ins eigene Wohnzimmer. Aber haben wir auch mehr konsumiert? Und was erwartet uns jetzt, wo die Clubs und Restaurants wieder geöffnet sind?
Diese und andere Fragen haben wir Natasa Milenkovic von der Abteilung Sucht des Basler Gesundheitsdepartements gestellt. Vorab ist zu erwähnen, dass es im Moment noch kein engmaschiges Monitoring des Drogenkonsums in Basel gibt. Ende September wird die Abteilung Sucht jedoch eine Gesamtauswertung des dann abgeschlossenen dreijährigen Pilotprojekts DIBS (Drogeninfo Basel-Stadt) vornehmen.
Bis dahin dienen Kennzahlen aus dem Drug-Checking-Angebot, nationale Studien, die Statistik zur Inanspruchnahme von Suchtberatungs- und Behandlungsangeboten und Erfahrungswerte von Fachinstitutionen als Richtlinie.
Verschiedene Suchtberatungsstellen im Kanton haben während der Pandemie eine Zunahme von Neumeldungen verzeichnet. Gemäss einer internen Umfrage der Abteilung Sucht bei ihren Klient*innen haben 34% angegeben, dass sie heute mehr/häufiger konsumieren als vor der Pandemie. 25% berichten über einen verringerten Konsum und der restliche Anteil konsumiert unverändert.
Die Vermutung liege nahe, so Milenkovic, dass während der Pandemie altersunabhängig Bewältigungsmotive eine wichtige Rolle gespielt haben – sei es die «Betäubung» von Einsamkeitsgefühlen, Belastungen durch das Home Office oder die unsichere Arbeitsplatzsituation und familiäre Konflikte.
Durch den Shutdown wurde vermehrt zuhause konsumiert und Menschen haben ihr Konsumverhalten entsprechend angepasst oder umgelagert. Konkret bedeutet das: Ein Rückgang von Kokain und MDMA (Ecstasy) und eine deutliche Zunahme von Alkohol und Cannabis (siehe Infografik unten).
Jetzt, wo das Nachtleben wieder aktiv stattfindet, rechnet Milenkovic damit, dass entsprechende Proben wieder vermehrt an Drug Checkings abgegeben werden – insbesondere Kokain und MDMA.
Ein interessanter Aspekt sei die «Onlinesucht», bei der Expert*innen davon ausgehen, dass diese durch die Pandemie verstärkt wurde.
Im Rahmen des DIBS wird nach der Bezugsquelle gefragt. Die Auswertung liegt für den Zeitraum Juli 2019 bis Juli 2021 vor und zeigt, dass rund 70% ihre Substanzen aus dem privatem Umfeld bezogen haben, dagegen nur 18% aus dem Internet.
Aus Sicht der Suchtberatung und Suchtbehandlung ist Alkohol unverändert die Hauptproblemsubstanz für Menschen, die Unterstützung suchen. Auch hier seien unterschiedliche Entwicklungen während der Pandemie zu beobachten, so Milenkovic: Menschen, welche weniger trinken, da kaum Gelegenheiten bestehen oder aber vermehrter Konsum, da die gewohnte Tagesstruktur wegfällt. Da nur ein geringer Anteil der Personen mit einer Alkoholproblematik auch Unterstützung in Anspruch nimmt, lässt sich der Einfluss der Pandemie nur schwer beurteilen.
«Aktuell stellen wir noch keine neuen Trends fest», sagt Milenkovic und verweist auf die Auswertungen am Ende der Pilotphase im Herbst 2022. Da würden sich allfällige Tendenzen zeigen.
«Wir vermuten, dass sich der Konsum im Vergleich zu den Wintermonaten nicht grundsätzlich unterscheidet, sondern durch den vermehrten Aufenthalt im öffentlichen Raum sichtbarer wird», sagt Milenkovic. Dabei spielen Alkohol sowie der Konsum von Cannabis weiterhin die grösste Rolle.
Hier bekommst du niederschwellig Hilfe:
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