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Stücki oder Rheincenter? Der grosse Kinovergleich

Die neuen Arena Cinemas und der Kinopalast in Weil locken mit billigen Tickets und sind nur fünf Minuten voneinander entfernt. Wir haben gecheckt, wo du mehr für's Geld kriegst.

07/16/21, 03:00 AM

Aktualisiert 07/16/21, 07:08 AM

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Bugs Bunny im Kino

(Foto: Giphy.com)

Sie liegen auf GoogleMaps dicht-an-dicht, wie zwei Boxer im Infight: die neuen Arena Cinemas im Stücki und, an der selben Strasse, aber ennet der Grenze, der Kinopalast im Rheincenter.

Der Kinopalast lockt schon seit Jahren Basler*innen nach Weil am Rhein, mit günstigen Ticketpreisen, die sich die Innenstadtkinos nicht annährend leisten können. Die Arena Cinemas aber wollen genau das und bieten nun ebenfalls billige Tickets an (Grundpreis: acht Franken).

Wie zum Teufel holt man damit die Baukosten von 35 Millionen Franken wieder rein?

Diese Frage stellt sich mir heute gar nicht. Mein Kopf ist ganz wo anders. Ich habe mir vorgenommen, für unsere Bajour-Leser*innen die beiden Konkurrenz-Kinos miteinander zu vergleichen. Die Basler Kinos meiner Kindheit – Plaza, Hollywood, Eldorado – gibt's heute nicht mehr, auch Movie und Club mussten schliessen. Da gibt's im Stücki auf einen Klaps SECHZEHN neue Kinosäle in Basel?! Ich finde: GROSSARTIG!

Darum will ich die Frage heute mit vollem Ernst angehen:

💸 Stücki oder Rheincenter – in welchem Multiplex kriegst du mehr für dein Geld? 💸

Um das zu ermitteln, habe ich die beiden Orte anhand ganz bestimmter Kriterien miteinander verglichen.

1. Erreichbarkeit

Das Rheincenter in Weil am Rhein beherbergt den Kinopalast mt seinen fünf Sälen.

Das Rheincenter in Weil am Rhein beherbergt den Kinopalast mit fünf Sälen. (Foto: Rheincenter)

Wer nicht gerade in der Nähe wohnt, erreicht beide Kinos am besten mit dem Tram (der 8er hält direkt vor dem Eingang des Stückis und des Rheincenters). Oder halt mit dem Auto über die nahegelegene Autobahnausfahrt. Grosser Vorteil: Du kannst Regenschirm und Gummistiefel getrost zu Hause lassen!

Bei der Fahrt ins Rheincenter überquerst du zwar die Grenze nach Deutschland, doch das ist derzeit ganz ohne Corona-Auflagen möglich. Und seit dem 28. Juni darfst du auch ohne Test- und Impfausweis wieder in den Kinopalast.

In beiden Spielstätten gilt die Maskenpflicht sowohl in den Sälen als auch im Foyer – ausser natürlich, du spülst gerade dein Popcorn mit einem Schluck Cola runter, dann darfst du selbstverständlich an beiden Orten die Maske kurz runterziehen.

Sowohl in den Arena Cinemas als auch im Kinopalast sorgen gesperrte Sitze dafür, dass du in den Sälen automatisch den Mindestabstand einhältst.

Bewertung (von 🍿 bis 🍿🍿🍿🍿🍿):

2. Programm und Preise

Du wirst in beiden Multiplex-Kinos immer die neuesten Hollywood-Blockbuster finden. Ich entscheide mich an meinem Testtag für «Black Widow» im Stücki und «Godzilla vs. Kong» im Rheincenter.

Hier schon der erste Schreck: Beide Filme laufen nur in der deutschen Synchronfassung*. Ich höre den Schauspieler*innen lieber in ihrer Originalsprache zu, weiss aber, dass ich da statistisch gesehen in der Unterzahl bin.

Der Kinopalast in Weil verfügt über fünf Säle und zeigt an meinem Testtag sieben verschiedene Filme – alle auf Deutsch.

Die Arena Cinemas im Stücki sind mit 16 Sälen deutlich grösser und bieten dementsprechend ein umfangreicheres Programm: 21 Filme, darunter, im Gegensatz zum Kinopalast, auch Arthouse-Werke wie «The Father» mit Oscargewinner Anthony Hopkins und Maria Schraders «Ich bin dein Mensch». Erfreulich: Im Stücki sind immerhin fünf der 21 Filme in der englischen Originalsprache zu sehen.

Beide Kinos locken mit Kampfpreisen: Für das Ticket für den Neustart «Black Widow» im grossen Saal mit der «Mega»-Leinwand zahle ich im Stücki, inklusive der entsprechenden Aufpreise, gerade mal 13.50 Franken. Ein Klacks im Vergleich mit den Innenstadt-Preisen!

Ein Ticket für «Black Widow» am selben Tag kostet im Rheincenter 10.21 Euro, umgerechnet knapp 11 Franken. Der Kinopalast ist also etwas billiger, hat aber keinen «Mega»-Screen. Mein Ticket für «Godzilla vs. Kong» (ich will ja nicht zwei Mal hintereinander denselben Film schauen) ist noch etwas günstiger: 9.68 Euro (ca. 10.30 Franken). Er läuft aber auch schon etwas länger.

(*«Black Widow» wäre im Stücki auch im englischen Original zu sehen gewesen, allerdings «nur» in einem normalen Kinosaal. Aus Testzwecken wollte ich den Film auf der «Mega»-Leinwand schauen. Dort laufen alle Filme bislang aussschliesslich auf Deutsch.)

Bewertung:


3. Leinwand und Technik

Die «Mega»-Leinwand in den Arena Cinemas Basel ist 22 Meter breit

Die «Mega»-Leinwand in den Arena Cinemas Basel ist 22 Meter breit. (Foto: Lory Roebuck)

Die Arena Cinemas im Stücki sind brandneu und dementsprechend moderner ausgestattet. Am Imposantesten, zumindest auf Papier, sind die zwei «Mega»-Screens mit einer Breite von 22 Metern. Das ist breiter als jede andere Leinwand in Basel (und schlägt sogar den «Mega»-Screen im Zürcher Sihlcity um einen Meter).

Grösser sind in der Schweiz nur die Leinwand im Imax Luzern (25 Meter breit und viel höher) und jene auf der Piazza Grande am Locarno Film Festival (26 Meter breit).

Als ich aber im Stücki in einem der beiden «Mega»-Säle Platz nehme, bin ich enttäuscht. Zwar zeugt das unscharfe Bild der Werbeclips davon, wie riesig diese gekrümmte Leinwand sein muss, doch ihr Anblick ist überhaupt nicht imposant. Die «Mega»-Leinwand deckt nicht die komplette Stirnseite ab (wie z.B. im kult.kino) und der Saal ist im Verhältnis viel zu gross.

Das Resultat: Obwohl ich nicht ganz hinten sitze, habe ich während der Filmvorführung Dutzend andere Sachen in meinem Blickfeld. Und der bombastische Soundtrack von «Black Widow» verliert sich irgendwo zwischen den breiten Gängen und Sitzen.

Ganz anders im Kinopalast in Weil: Die Leinwand in Saal 1 ist deutlich kleiner und alles liegt dichter beieinander. Und als der Film startet, tauche ich voll in die Filmwelt ein, um mich herum existieren keine Störfaktoren mehr. (Das ist für mich normalerweise eine Grundleistung eines Kinos – und fällt mir an diesem Tag nur auf, weil sie im Stücki nicht gegeben ist.)

Ich merke: Grösser ist nicht immer besser.

Das Stücki hat auch einen sogenannten «ScreenX»-Saal im Angebot mit einer 270-Grad-Leinwand. Was einfach bedeutet: Das Filmbild erstreckt sich auf die Wände links und rechts von dir. Ich hatte an meinem Testtag keine Zeit mehr für eine ScreenX-Vorführung, kenne die Technik aber aus den Arena Cinemas in Zürich. Kurzfazit: hallo Nackenschmerzen; nach wenigen Minuten schaust du, wie sonst, nur noch gerade aus.

Bewertung:


Du bist unser Star.

4. Komfort und Atmosphäre

Das Foyer in den Arena Cinemas im Stücki

Gähnend leeres Kino-Foyer im Stücki. (Foto: Lory Roebuck)

Okay, so bequem wie in den Arena Cinemas im Stücki bin ich nur selten gesessen. Die roten Plüschsitze sind gross und samtig weich, du hast vorne dran extrem viel Beinfreiheit, und die Sitzreihen sind sehr grosszügig abgestuft. Sprich: Du nimmst zwar wahr, dass andere Menschen im Saal sind, wirst aber nie einen Kopf haben, der sich vor deiner Nase ins Bild streckt.

Doch das Kinofeeling beginnt für mich schon vorher, nämlich sobald ich den ersten Schritt ins Foyer setze. Und da falle ich im Stücki aus allen Wolken, wähne mich gar in der Vorhölle aller cineastischer Träume und Aspirationen. Nur eine Handvoll Filmplakate, die selbst an meiner Bürowand klein aussähen, und vereinzelte Karton-Filmfiguren-Cutouts lassen dich wissen, dass du dich in einem Kino befindest – und nicht in einer Lagerhalle mit Teppichboden.

Das Foyer mit seinen neon-pinken Akzenten ist riesengross und gähnend leer, ein absoluter Stimmungskiller. Die Arena Cinemas in Zürich haben immerhin eine grosse rote Treppe, die an die glamourösen montée des marches an den Filmfestspielen von Cannes erinnern. Das Stücki hat: zwei lange Rolltreppen. Mir fehlen Leinwände, auf denen Kinotrailer in Dauerrotation laufen sowie mehr Kino-Memorabilia, die der vereinsamten Statue von Wonder Woman im unteren Stock Gesellschaft leisten.

Die beiden Frauen im Teenager-Alter ein paar Sitze neben mir zerbrechen sich deswegen nicht den Kopf: «Von mir aus können wir ab jetzt immer hier ins Kino», «Ja, wir waren voll schnell hier!», «Hey, lass uns das nächste Mal 4DX ausprobieren!»

Sitze im Saal 1 im Kinopalast in Weil

Enge Bestuhlung im Kinopalast. (Foto: Lory Roebuck)

Im Rheincenter in Weil haben sich an meinem Testtag weitaus mehr Menschen eingefunden als im Stücki. Auch die Schlange vor der Kinokasse ist deutlich länger, was sicher auch damit zu tun hat, dass das Foyer des Kinopalastes viel kleiner ist.

Aber: An den Wänden hier ist kaum freie Fläche, ich sehe überall ikonische Kinofiguren. Und hinten an der längsten Wand bestaune ich minutenlang eine grosse, handgemalte Collage mit Yoda, dem T-Rex aus «Jurassic Park» und Captain Jack Sparrow, der in King Kongs Pranke sitzt. Hier habe ich sofort Bock auf Kino!

Die dunklen Ledersitze im Saal sind aber eher hart und nur wenig zwischeneinander abgestuft.

Bewertung:


5. Service

Kinokiosk im Stücki

Das Popcorn ist im Stücki teurer als im Rheincenter. (Foto: Keystone-SDA)

Wer schon mal in einem amerikanischen Multiplex war, kennt das: Du läufst rein und sofort steigt der Duft von Popcorn in deine Nase.

Im Stücki rieche ich: nichts (höchstens Desinfektionsmittel), im Rheincenter auch nicht.

Dafür hat der langgezogene Kiosk in den Arena Cinemas vier Kassen und ein sehr gut lesbares Angebot. Ich bestelle eine kleine Tüte Popcorn plus Cola und bezahle dafür 8.20 Franken. Der Kiosk im Kinopalast in Weil dagegen hat nur eine Kasse, ich muss länger anstehen. Ein kleines Popcorn plus Getränk kostet mich hier 5 Euro (5.35 Franken), ist also deutlich günstiger als auf unserer Seite der Grenze. Und: Das Popcorn hier ist nicht ganz so fad wie jenes im Stücki.

Ich verpasse aber beinahe den Filmbeginn, weil ich im Kinopalast nicht sofort die Toilette finde. Ich entdecke sie schliesslich am Ende eines langen Ganges versteckt. Die Toilette ist klein, eng und etwas eklig. Bei den Arena Cinemas im Stücki war das deutlich angenehmer: Es hat oben und unten grosse, moderne, ausgesprochen saubere WCs.

Bewertung:


6. Das bisschen Extra

Der 4DX-Saal im Stücki schüttelt dich durch.

Der 4DX-Saal im Stücki schüttelt dich durch. (Foto: Keystone-SDA)

Die Arena Cinemas im Stücki sind neu und müssen sich dem geneigten Kinovolk erst noch beweisen. Etwa mit Extras wie den zuvor angesprochenen «Mega» und «Screen-X»-Leinwänden, aber auch mit einem «4DX»-Saal (hier rüttelt dein Sitz im Takt zur Filmaction) und mit «Hyperbowling» (ich habe kurz meinen Kopf reingestreckt, es sah für mich aus wie reguläres Bowling).

Wer den Kinobesuch mit einem Lunch oder Dinner verbinden will, wird im Steakhouse glücklich, natürlich hat das Stücki auch Fastfood im Angebot.

Der Kinopalast in Weil bietet keine aufregenden Extras, die Säle sind digitalisiert und für 3-D ausgerüstet, that's it. Neben Fastfood bietet das Rheincenter nur noch ein komplett charmebefreites Bistro, das mir ein nur schwerlich geniessbares Schweinsmedaillon auftischt.

Bewertung:


Also, Stücki oder Rheincenter? Wir machen die Endabrechnung:

Und siehe da, wir haben einen hauchdünnen Sieger:

🏆 Die neuen Arena Cinemas im Stücki 🏆

19 von 30 möglichen Punkten sind allerdings alles andere als ein Glanzresultat.

Und darum wird so schnell keines der beiden Multiplex-Kinos meinem liebsten Basler Kino den Platz streitig machen:

Billige Tickets sind nicht alles.

Billige Tickets sind nicht alles.

kult.kino = Liebe

Wie siehst du das?

Gehört der Kinopalast zu deinen regelmässigen Destinationen? Warst du schon in den neuen Arena Cinemas? Welches Kino gefällt dir besser? Hinterlasse uns doch unten einen Kommentar.

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