Goldstimme im Kaktus-Reigen: Das war NAIM bei Gärngschee Kultur

Naim Mbundu alias NAIM katapultierte uns bei der dritten Ausgabe von Gärngschee Kultur subito in unsere Jugendjahre – Wonne! (Fotos: Sara Barth)

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Eigentlich wussten wir's ja bereits nach dem Interview. «Ich brauche keine drei Manager, die mir den ganzen Tag Zeug schicken, das ich dann erledigen soll», sagte da Naim Mbundu. «Was ich brauche sind gute Vibes. Die habe ich hier in Basel.» Der 22-Jährige hat die grossen Töne nicht nötig, ganz klar. Braucht er auch gar nicht: Naim ist irre talentiert.

Das bewies er auch an der dritten Ausgabe unseres Live-Streams (Was-Streams?), in der er uns raketenschnell in unsere Twen-Jahre katapultierte, wo wir «gute Vibes» noch ironiefrei sagten und meinten und uns an Konzerten verliebten und rauchten und Trainerjäggli trugen als wäre es die DDR. Die Raketenfahrt muss auch unser Kultur-Maestro Daniel Faulhaber gespürt haben:

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Im Gespräch: Sporty Spice und der smarte Musiker.

Faulhaber erklärte eingangs seinen Dresscode, leider war seiner Argumentation etwas schwer zu folgen. Hat vielleicht mit seinem Alter zu tun – diese Woche ist seine letzte als U30er. Womöglich lenkte ihn aber auch der pfiffige Kaktus ab, der prominent zwischen den beiden stand und aussah, als würde er auch noch was sagen wollen.

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What's up.

Tat er nicht, aber es erinnerte an «Between two Ferns» und auch das tat gut. Und Naim? Der war die ganze Zeit über smart und chic und zurückhaltend und als er sich zum kleinen Lift begab, um das Set zu spielen, stand da der vielfingrige grosse Bruder vom Kaktus und es fühlte sich folgerichtig und heimelig an und an dieser Stelle Bravo an den Innenausstatter.

Natürlich war der Hauptverantwortliche für die heimelige Stimmung nicht der olle Kaktus, sondern Naims herzerwärmende Stimme, und auch hier: wir sagen herzerwärmend eigentlich kaum noch – wieso eigentlich nicht? – aber das war es: Warm und aufrichtig und herzensgut.

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Wie aus deiner Lieblings-WG damals: NAIM mit Yero Richard Nyberg an der Gitarre und Daniel Somaro am Kontrabass.

Wer Naim von früher kannte, war beeindruckt: Damals hatte er als Zøla Musik gemacht, die, schrieb mal die Tageswoche, «nach einer rauen Clubnacht in New York, nach luftigem Trip, nach jugendlichem Hedonismus und den Selbstzweifeln, die solche Exzesse mit sich bringen» klang. Jetzt kam er mit einem Instrumental-Set und setzte voll auf seine Stimme. Es klingt wie vom Plattitüdenbuffet, aber: Zøla ist erwachsen geworden.

Wir hingegen wurden an diesem Konzert wieder jung: Als sässen wir in unserer Lieblings-WG, in Rauch und Trainerjäggli, mit offenen Herzen und lustigen Zimmerpflanzen. Zusammen mit 1'749 anderen Zuschauer*innen. Gute Vibes.

NAIM spielte vor 1749 Zuschauer*innen, die 1145 Franken spendeten. Ihr wollt nochmal oder habt das Konzert verpasst? Hier könnt ihr es nachholen.

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