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Weihnachtsmarkt? Aber sicher!

Heute um 11 Uhr beginnt der Weihnachtsmarkt in Basel. Wie sieht es aus mit dem Schutzkonzept wegen Corona – und was ist mit den Terrormassnahmen?

11/25/21, 03:31 AM

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Beton-Elemente wird es auch geben, Terrorschutz ist am Basler Weihnachtsmarkt nach wie vor ein Thema.

Beton-Elemente wird es auch geben, Terrorschutz ist am Basler Weihnachtsmarkt nach wie vor ein Thema.

Kaum ist die Herbstmesse vorbei, schon geht’s weiter: Die Hütten des Weihnachtsmarkts stehen parat. Heute um 11 geht es los. 

Wäre da nur nicht diese ständige Unsicherheit. Die Corona-Fallzahlen steigen wieder, und der Schock der Terroranschläge an den Weihnachtsmärkten der letzten Jahren ist noch nicht verhallt. Wie sieht das Sicherheitskonzept am Basler Weihnachtsmarkt aus?

Man hat vom Petersplatz gelernt

Zunächst zu Corona, zu dem das Schutzkonzept letzte Woche kommuniziert wurde. Wie an der Herbstmesse gilt dieses Jahr am Weihnachtsmarkt eine Zertifikatspflicht. «Mit der Zertifikatskontrolle erhalten wir insbesondere mehr Sicherheit für die Verpflegungsbereiche, wo eine Maskentragpflicht kaum einen Schutz bieten würde», erklärt Sabine Horvath, Leiterin des Standortmarketing Basel.

Im Gegensatz zur Herbstmesse, bei der der Petersplatz zertifikatsfrei war, gilt die Zertifikatspflicht beim Weihnachtsmarkt an allen Standorten, sprich an beiden Standorten am Barfi und am Münsterplatz. Dies, weil die Erfahrung der Herbstmesse durchzogen war: Lukas Engelberger, Vorsteher des Gesundheitsdepartements Basel Stadt, zeigte sich gegenüber der bz enttäuscht darüber, dass die Maskenempfehlung am Peterplatz während der Herbstmesse «ignoriert» wurde. Dieses Problem wird also mit einer umfassenden Zertifikatspflicht umgangen.

Die City-Safe-Sperren sind wieder im Einsatz

Die City-Safe-Sperren sind wieder im Einsatz (Foto: Keystone-SDA)

City-Safe-Sperren und Maschinengewehre 

Wie sieht es aber mit den weiteren Sicherheitsmassnahmen abseits von Corona aus? Ist bei der ganzen Covid-Diskussion der Terrorschutz untergegangen? Vor fünf Jahren schockte ein Anschlag am Berliner Weihnachtsmarkt auch die Basler*innen. Als Folge wurden Betonblöcke am Basler Weihnachtsmarkt aufgestellt. Damit zum Beispiel kein Lastwagen mit Sprengmaterial in die Menschenmenge fahren kann.

Jedoch wurde ein Jahr darauf nach Tests Kritik laut, dass diese Betonblöcke nur schwer einen Lastwagen stoppen können, wenn sie nicht im Boden verankert sind. Ausserdem würden sie selbst zur Gefahr werden, wenn sie als Geschosse durch die Luft fliegen.

«Betonelemente und City Safe-Sperren werden in Kombination gezielt eingesetzt, um eine möglichst hohe Schutzwirkung zu erreichen.»

Toprak Yerguz, Sprecher Polizei Basel-Stadt

Wie ist es dieses Jahr? Stellt Basel wieder Betonblöcke auf, oder setzt man auf andere Massnahmen? Hat der Terrorschutz angesichts von Corona weniger Priorität?

«Nein», sagt Toprak Yerguz, Leiter Kommunikation des Justiz- und Sicherheitsdepartements Basel-Stadt. Zwar lägen für Basel und die Schweiz nach wie vor «keine neuen Erkenntnisse über eine Veränderung der Bedrohungslage vor», erklärt er. Schutzmassnahmen gäbe es natürlich dennoch.

Einerseits würde die Basler Polizei ihre Präsenz wie jedes Jahr an Weihnachten in der Innenstadt erhöhen, sowohl in Uniform wie in zivil. Andererseits gibt es wieder Schutzsperren, so sagt Toprak Yerguz: «Neben den Fuss- und Fahrzeugpatrouillen werden – vergleichbar mit dem Vorjahr – mögliche Zufahrten zu den Marktgeländen mit mobilen baulichen Massnahmen oder mit Fahrzeugen erschwert.»

Dabei handelt es sich unter anderem eben um die erwähnten Betonblöcke, aber sie bekommen Gesellschaft. Seit einigen Jahren setzt die Polizei auch sogenannte «City-Safe-Sperren» aus Metall ein, ergänzt Toprak Yerguz. «Betonelemente und City Safe-Sperren werden in Kombination gezielt eingesetzt, um eine möglichst hohe Schutzwirkung zu erreichen.» Auf die Kritik, die Betonklötze seien nicht wirksam und würden im schlimmsten Fall sogar selbst zur Gefahr werden, geht Toprak Yerguz nicht genauer ein.

Dir fliegen unsere Herzen zu!

Uns auch deins?

Eine weitere Massnahme sei die Präsenz von Polizist*innen mit Maschinengewehren oder «Sekundärwaffen», wie sie beim Justiz- und Sicherheitsdepartement heissen. Jedoch seien nicht alle Polizist*innen mit einer solchen Waffe ausgerüstet.

Diese sind im letzten Jahr auch Bajour aufgefallen, weil die bewaffneten Polizist*innen regelmässig vor unserem Büro an der Clarastrasse vorbeispaziert sind. Und bei linken Politiker*innen sorgt das Geschütz immer wieder für Kritik, sie stellen in Frage, ob die Waffen nützen. Hans-Jörg Albrecht, Leiter der kriminologischen Abteilung am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht, sagte gegenüber der «Zeit», es mache wenig Sinn, Maschinenpistolen im öffentlichen Raum zu nutzen: «In chaotischen Anschlagssituationen strecken Maschinenwaffen eher Unbeteiligte nieder, als die eigentlichen Angreifer*innen.»

Für diese Aussage hatte Polizeisprecher Toprak Yerguz letztes Jahr einen einzigen Satz parat: «Die Vorstellung, dass ein Polizist im Serienfeuer durch die Strassen schiesst, gehört nach Hollywood.»

«In chaotischen Anschlagssituationen strecken Maschinenwaffen eher Unbeteiligte nieder, als die eigentlichen Angreifer*innen.»

Hans-Jörg Albrecht, Leiter kriminologische Abteilung am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht zur «Zeit»

Beim Sicherheitsempfinden der Bevölkerung gebe es objektive und subjektive Faktoren. Nicht jede Person reagiere gleich auf sichtbare Sicherheitsmassnahmen. Die Erfahrung zeige aber, dass die Massnahmen von der Bevölkerung mehrheitlich begrüsst würden. «Wir wissen aber, dass es auch Personen gibt, die sich durch die Sekundärwaffen oder Betonelemente an Anschläge erinnert fühlen.»

An diese Menschen hatte Yerguz eine Botschaft: «Jede Polizistin und jeder Polizist hofft, weder die persönliche Dienstwaffe noch die Sekundärwaffe je einsetzen zu müssen. Sie sind aber alle darin geschult und trainiert, zum Schutz der Bevölkerung zu diesem letzten Mittel zu greifen, wenn es die Umstände erfordern.» Auch setze die Kantonspolizei Basel-Stadt die optisch wahrnehmbaren Massnahmen sehr gezielt ein.

Sicher ist: Auch dieses Jahr ist das feierliche Bouquet aus Glühwein, «mobilen baulichen Massnahmen», Polizeipräsenz und Zertifikatskontrollen parat. Der Weihnachtsmarkt kann kommen, Basel ist gerüstet.

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