Wohnst du schon oder suchst du noch?

Volle Zimmer, Hunderte von Absagen und eine anstehende Sanierung: Für Studierende in Basel wird bezahlbarer Wohnraum immer knapper.

Innenhof Studentenwohnheim
Der Innenhof des Studentenwohnheims ist trotz der zentralen Lage erstaunlich ruhig. (Bild: Ambra Bianchi )

Wer nach Basel kommt, merkt schnell, dass günstiger Wohnraum hier Mangelware ist. Die Stadt ist beliebt, die Wohnungen knapp, und gerade Student*innen mit beschränktem Budget kommen an ihre Grenzen. 

Preiswerte Unterkünfte nahe der Uni gibt es an der Mittleren Strasse 33. Die Genossenschaft Studentenwohnheim Basel betreibt dort ein Wohnheim für rund 100 Studierende. Anders als die kleineren Wohnheime in Basel ist es unabhängig von kirchlichen Institutionen organisiert. Für ein möbliertes 12-Quadratmeter-Zimmer zahlt man 510 Franken im Monat – Nebenkosten, Internet und Reinigung der gemeinsam genutzten Räumlichkeiten inklusive.

Aufenthaltsraum Studentenwohnheim
Im Aufenthaltsraum treffen sich die Bewohner*innen des Wohnheims. (Bild: Ambra Bianchi )

Ein Katzensprung von der Uni entfernt, mitten in der Stadt wohnen. Klar, dass die Nachfrage das Angebot bei weitem übersteigt. «Im Herbst, wenn das Semester beginnt, werden bei uns jeweils etwa 30 bis 40 Zimmer frei», erzählt Heimleiterin Karin Löpfe. «Wir bekommen aber so viele Bewerbungen, dass wir allein in diesem Durchgang über 200 Absagen verschicken mussten.»

Dazu kommt: Das Gebäude, 1965 als Studentenwohnheim gebaut und im Besitz der Immobiliengesellschaft Basel-Stadt (IBS), soll voraussichtlich ab 2029 saniert werden, wie IBS gegenüber Bajour bestätigt.

Musikraum
Hier können die Student*innen üben. (Bild: Ambra Bianchi )

Weder die Uni Basel noch die FHNW betreiben ein eigenes Wohnheim. Beide verzeichnen aber wachsende Studierendenzahlen. Wohin mit all den Studierenden? 

Die Uni verweist auf Institutionen wie den Verein für Studentisches Wohnen, kurz WoVe, der in Basel rund 600 Plätze für Studierende anbietet: möblierte und unmöblierte Zimmer, WGs oder einzelne Wohnungen. Das Modell funktioniert solidarisch und sozialverträglich. Die WoVe mietet Liegenschaften und vermittelt Studierende an den Wohnraum; bei bestehenden WGs entscheiden die Mitbewohner*innen selbst, wer in das freiwerdende Zimmer zieht, solange die Person an einer Hochschule immatrikuliert ist. 

Das Modell funktioniert allerdings nur, solange Liegenschaftsbesitzer*innen mitmachen. Denn wirtschaftlich lukrativ ist studentischer Wohnraum nicht. Die Mieten sind bewusst tief, Mietverhältnisse zum Teil nur befristete Zwischennutzungen. Für die WoVe bedeutet das: Jedes Mal, wenn eine Liegenschaft wegfällt, muss sofort Ersatz gefunden werden. Dazu kommt die allgemeine Teuerung, die auch vor Studi-Budgets nicht Halt macht. 

Politisch ist das Problem seit Jahren erkannt. Schon 2018, als die Studierendenzahlen der Uni noch unter 13’000 lagen, forderten Basler Parlamentarier*innen mehr studentischen Wohnraum. Der Regierungsrat verwies damals auf einzelne Projekte, etwa die geplanten Studierendenunterkünfte im Volta Ost. Doch dort zeigt sich, wie zäh die Realität ist: Das Projekt wurde bereits 2015 angerissen, verzögerte sich durch juristische Verfahren und wird wohl erst 2027 fertiggestellt. Für die Studierenden von heute ist das keine Lösung. 

Kurzkommentar

Die Uni Basel sei sich bewusst, dass Wohnraum für Studierende in der Stadt knapp ist. Als Lösung verweist sie gegenüber Bajour auf die umliegenden Gemeinden, wo die Mieten für Wohngemeinschaften günstiger seien. Das ist eine Scheinlösung. 

Eine Stadt, die die älteste Universität der Schweiz beheimatet, kann und soll die Verantwortung nicht einfach abschieben. Wer einen Hochschulstandort hat und somit Bildung exportiert, muss attraktiv für Studierende bleiben. Dafür muss auch langfristig bezahlbarer Wohnraum für Student*innen geschaffen werden. 

Aktuell ist die Situation zwar herausfordernd, aber noch handhabbar. Die meisten Studierenden finden früher oder später eine Unterkunft. Ein Blick nach Zürich zeigt jedoch, welches Ausmass Wohnungsknappheit annehmen kann: Dort kosten WG-Zimmer in Uni-Nähe schnell um die 1’000 Franken pro Monat. Solche Zustände sollte Basel vermeiden, um den Hochschulstandort langfristig attraktiv zu halten. 

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