Schöner als der Morgestraich am 4i
Wenns z Basel 4i schloot, ist für ein*e jede*r Basler*in das Höchste der Gefühle. Auch für mich. Aber der schönste Teil des Morgestraich beginnt um 8 Uhr. Meine Meinung.
Der Wecker klingelt heute um 03:15. Das Kostüm und die Larve liegen schon bereit. Angezogen und fertig, um Richtung Altstadt aufzubrechen. Wie eine Clique schert man ein, aber zu diesem Zeitpunkt noch in die Menschenmasse, die in die gleiche Richtung läuft. Von allen Ecken strömen sie hinzu. Man hört Glöckchen vom Ueli und die zielgeraden Schritte der Zivilist*innen. Mein Treffpunkt ist der Nadelberg. Ich bin da. Kurz vor Vier, plötzlich Mücksmäuschenstille. Es sind die wenigen Minuten der letzten zwei Nicht-Fasnachten – sie stehen für die lange Wartezeit während der Pandemie.
Alle halten inne und warten auf die erlösenden Worte des*der Damburmajor*in: Achtig, Morgestraich, vorwärts Marsch! Das Licht geht aus. Fast hätte ich den Einstieg verpasst. Ich war noch in Revue der vergangenen Zeit – Corona und bei den unzähligen Opfern in der Ukraine – sozusagen überall sonst und doch ganz bei mir. Der Einstieg glückt und der Film geht ab. An dieser Stelle grüsse ich Andrea, die das Bajourmorgen briefing schreibt, währenddem ich mit einem (nun besser) gestimmten Dudelsagg in der Schneidergasse am Bajour pop Up richtung Pfeffergässlein vorbeiziehe.
Ischs no Morgestraich, wemmer noni gschlofe het?
Filmcut, wir sind beim Cliqueninternen Z’Morge. Und dann beginnt er, mein persönlicher Lieblingsteil des Morgestraichs. Die Strassen haben sich geleert, die Druggede hat sich aufgelöst. Übrig bleiben die Fasnächtler*innen – in deren Zeichen diese Fasnacht stehen soll. Nicht, dass es das Publikum nicht braucht, das möchte ich damit nicht sagen. Aber nach dem Spektakel des Lichterlöschens, wenn der Morgen dämmert: das ist der schönste Teil des Morgestraichs.
Plötzlich stehen anstatt Menschen am Strassenrand Lieferautos. Hinter den Schyssdräggziiggli fährt im Schritttempo ein oranger Müllabfuhrwagen. Das nenn ich Anarchie, oder besser gesagt: die Fasnacht regiert. Wir laufen den Rheinsprung herunter, die Sonne geht neben den Rochetürmen auf – unser Zugerklingt. Beim Halt bezeichnen meine Kolleg*innen diesen Moment als Freiheit. Wir dürfen ihn erleben - und demütig geniessen.
Was bliibt drnoo?
Ob es nun ein anderer, spezieller Morgestraich war, ich weiss es nicht. Er war aber schön. Vielleicht weil es bereits schon dermassen lang her ist. Vielleicht weil ich mich an die Sekunden vor dem Glockenschlag nicht mehr so gut erinnere. Jetzt ist einfach Fasnacht in Basel und für mich Zeit zum «Yystoo».