Christ*innen feiern Holy Ween

«Ein gruseliger Kürbis ist eine Einladung an das Böse»

Basler Familien mit christlichem Glauben haben Halloween den Kampf angesagt. Sie stellen das Licht in den Vordergrund ihrer Gegenveranstaltung Holy Ween.

Amsler
Nadja Amsler spürt heute die Gottesnähe und besucht regelmässig die Kirche.

«Wir wollen das Positive feiern, denn der christliche Glaube lehnt das Negative ab», sagt die reformierte Nadja Amsler zu Bajour. Sie hatte letztes Jahr an Halloween einen Aufruf auf der Facebookseite Gärngschee gemacht, in dem sie für Holy Ween – ein alternatives Fest zum amerikanischen Brauch – geworben hatte. Hierfür lud sie am 31. Oktober Menschen, die in Birsfelden oder der Breite wohnen, zu sich in den Garten ein, um zu grillen und später mit den Kindern einen kleinen Laternenumzug zu machen: «Es gibt Fruchtpunsch und was zu knabbern.» 

Und es kamen neben Freund*innen tatsächlich auch ein paar Unbekannte vorbei, weshalb sie die Initiative heuer mit ein bisschen Vorlaufzeit aufs Neue ergreifen will. Denn: Halloween geht ihr, die eine sechsjährige Tochter hat, auf die Nerven. Sie fühlt sich durch den immer grösser werdenden Trend auch in der Schweiz unter Zugzwang.

Dabei bedeute Halloween für Amsler in erster Linie, «Menschen zu erschrecken.» Alles sei gruselig, «je gruseliger, desto besser»: Die Kürbisse mit ihren hässlichen Fratzen, die Dekoration, das verschmierte Blut. Der ganze Brauch mit seinen Hexen und Dämonen sei negativ. Und sie sagt: «Der einzige Geist, den es bei uns gibt, ist der Heilige Geist.» Aus diesem Grund «wollen wir ein Licht in die Welt schicken an diesem Tag, Gott preisen, ihm danken», sagt Amsler. Und: «Nicht das Negative verharmlosen.»

kürbis
Gruselig, gruseliger: Halloween. (Bild: Unsplash)

Tatsächlich hat Halloween heidnische Wurzeln, die Ursprünge liegen im keltischen Fest Samhain, das den Beginn des Winters markierte. Es wurde geglaubt, dass in dieser Nacht vor Allerheiligen die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Geister durchlässig war. In der Nacht, so glaubt auch Amsler, gingen die Türen in die Totenwelt auf. 

Das Schnitzen der Kürbisse wiederum geht auf eine irische Sage von Jack O'Lantern zurück, in der eine ausgehöhlte Rübe als Laterne diente, um böse Geister abzuwehren. Doch vom Abwehren der bösen Geister will die 40-Jährige nichts wissen und zitiert konservative Christ*innen, die glaubten, «ein gruseliger Kürbis vor der Türe ist eine Einladung an das Böse». Auf einschlägigen Webseiten, auf die sie verweist, heisst es denn auch, Halloween sei in Satanist*innen- und Hexenkreisen eines der wichtigsten Feste.

Auch über das Ergattern der Süssigkeiten regt sich Amsler auf, weil hier das Negative ebenfalls überwiege. So ist es üblich, dass Kinder am 31. Oktober um die Häuser ziehen und nach Süssigkeiten fragen: Süsses, sonst gibt es Saures! – lautet der Slogan. Per se hat sie nichts gegen Süssigkeiten, aber es stört sie, dass man einen Streich spiele, wenn man keine Süssigkeiten bekomme. In den USA würden gar Eier auf Verandas geschmissen. Dabei, so sagt Amsler: «Sollte man mit den Nächsten lieb sein.»

«Das Okkulte zieht einen runter, ins Dunkle, ob man das bewusst wahrnimmt oder nicht.»
Nadja Amsler

Amsler war früher eine, wie sie sagt: «oberflächliche Christin», doch je mehr sie gebetet und Bibelstudien gemacht habe, desto klarer sei ihr geworden, dass sie «zu oberflächlich war». Heute spürt sie die Gottesnähe und besucht regelmässig die Kirche. Ob sie die Bibel mit ihren Erzählungen – wie die ägyptische Plagen mit Blut, Fröschen, Finsternis und Tod der Erstgeborenen –  nicht auch manchmal düster und gruselig findet? Amsler ist der Meinung, die Bibel sei ein Liebesbrief an uns Menschen. Sie wolle niemanden ängstigen, sondern gebe Gottes Botschaften wieder und lehre einen, wie man eine gute Beziehung zu Gott aufbauen könne. Das Okkulte und Böse hingegen diene einzig dazu, jemandem Schaden zuzufügen: «Es zieht einen runter, ins Dunkle, ob man das bewusst wahrnimmt oder nicht.»

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Valerie Zaslawski

Das ist Valerie (sie/ihr):

Nach einem ersten journalistischen Praktikum bei Onlinereports hat Valerie verschiedene Stationen bei der Neuen Zürcher Zeitung durchlaufen, zuletzt als Redaktorin im Bundeshaus in Bern. Es folgten drei Jahre der Selbständigkeit in Berlin, bevor es Valerie zurück nach Basel und direkt zu Bajour zog, wo sie nun im Politikressort tätig ist.

Kommentare

Anonym
17. Oktober 2025 um 05:30

Nadja Amsler darf gerne ihr alternatives Halloween feiern. Aber daraus einen Artikel des Tages zu machen und ihre Ansichten völlig unkritisch wiederzugeben, hat nichts mit Journalismus zu tun. Gerade in Zeiten, in denen in den USA fundamentalisch-christliche Kreis zu den autokratischen Tendenzen der Trump-Regierung beitragen, sollten solche Aussagen nicht unkommentiert bleiben.