Nume nid gsprängt

Das offizielle Silvesterfeuerwerk fällt aus. Bajour-Bürohund Mara findet das nicht gut. Nein, sie findet das gar nicht gut.

Mara
Nur fürs Foto amused: Bürohund Mara. (Bild: Bajour)

Mara hat keine Freude. Sogar das Wort «Tragödie» fällt beim Interview mit dem Bajour-Bürohund. Der Grund für ihre Konsternation: die Absage des Basler Feuerwerks. «Zwei Mal im Jahr darf ich mit anderen Hundefreund*innen in die Ferien: Am 1. August und an Silvester. Ich finde es deshalb tragisch, dass immer weniger grosse Feuerwerke stattfinden.»

Anders sieht das Filippo, Anwohner des Münsterplatzes und selbsternannter Chef von Bajourmitarbeiter Ernst. Filippo fühlt mit Mara, aber nicht wegen des Feuerwerks, sondern wegen ihres Herrchens: «Mein aufrichtigstes Beileid, dass dein Herrchen deine Ferien vom Feuerwerk abhängig macht.» Nicht alle Hunde hätten jedoch das Privileg, wegzufahren und ihn persönlich störe das Geböller von Privatpersonen, weil es unberechenbar sei.

Der einen Leid, des anderen Freud. Doch warum gibts kein Feuerwerk an Silvester? Es fehlen die Sponsor*innen, berichtete kürzlich die bz. Michele Parini, der seit 20 Jahren auf private Initiative das Feuerwerk organisiert hatte, verzichte dieses Jahr auf eine Durchführung. «Vielleicht ist ja die Tatsache, dass nicht genügend Sponsoren für das Feuerwerk gefunden wurden, ein Hinweis dafür, dass es nicht mehr erwünscht ist», zitiert die BaZ den Vizedirektor von Basel Tourismus Christoph Bosshardt. 

Zumindest bei Hund Filippo und den Bajour-Leser*innen bestätigt sich diese Vermutung: 86 Prozent finden, es gebe zurecht kein Feuerwerk mehr. «Ich werde es nicht vermissen», schreibt David Friedmann. «Mir gefällt das gemeinsame Anstossen und Zusammensein am Münsterplatz viel besser.» Nicht mehr zeitgemäss, weg damit, finden auch andere und manche hoffen sogar, dass auch das «private Geballere» bald ein Ende hat.

2022-12-13 Teaser Break Silvesterfeuerwerk
Frage des Tages vom 12. Dezember

2022 gibt es kein Silvesterfeuerwerk. Gut für Klima und Bello oder schon wieder ein Spass, der einem verboten wird? Und was ist mit dem Tourismus? Die Bajour-Leser*innen sind sich einig: Schlimm ist das nicht. Manche wünschen sich einen Ersatz, entsprechende Ideen haben sie auch.

Zur Diskussion

Ist das Silvester-Feuerwerk überbewertet – auch wenn Leser Robbi die Lichter «halt schön» findet? Braucht es einen Ersatz, wie zum Beispiel eine Lasershow, die sich manche in den Kommentaren wünschen? 

Christoph Bosshardt von Basel Tourismus, der Hotelier Raphael Wyniger oder der Direktor des Gewerbeverbands Basel-Stadt Gabriel Barell würden eine Alternative begrüssen, die auch für Tourist*innen attraktiv ist, wie sie gegenüber Bajour sagen.

Christoph Bosshardt

«Wir haben Verständnis dafür, dass ein Feuerwerk aus ökologischen Gründen nicht mehr zeitgemäss ist, und würden uns eine Alternative wünschen, welche für Touristen ebenso attraktiv ist.» – Christoph Bosshardt, Basel Tourismus.

Essen, Trinken, Freund*innen 

Viele Bajour-Leser*innen haben aber sowieso andere Pläne für Silvester: Zahlreich sind die Programmvorschläge für einen schönen – und besonders bei den älteren Generationen oft betont entspannten – Jahreswechsel ohne Feuerwerk. Was dabei alle Generationen zu verbinden scheint: ein gemeinsames Essen, meistens Fondue, manchmal chinoise, mit Freund*innen einen Abend verbringen. 

Manche pflegen schon seit Jahren ein bewährtes Programm, wie sich zum Beispiel bei Urs «us Tsüri» zeigt. Seit über 40 Jahren gebe es ein Fondue chinoise und Dinner For One bei Freund*innen zuhause. Ähnlich klingt es bei Leser Florian, der schreibt, er und seine Frau seien beide «um die 70 Jahr alt» und würden an Silvester das Zusammensein mit Verwandten geniessen. Auch weil sie sich in ihrem Alter bewusst seien, «dass die uns verbleibende Zeit hienieden begrenzt sind.» 

«Ein gutes Essen, ein Spiel, Ferienfotos» stehen bei Leserin Ursula auf dem Programm. «Langweilig schön», schreibt sie, und dann um 23 Uhr ins Bett. «Der Jahreswechsel kommt sowieso ohne mein Zutun.»

Eleonore Wettstein schreibt uns, seit «60 plus» gehe sie mit Freund*innen in ein klassisches Konzert und danach gebe es ebenfalls ein Fondue. Sie erinnert sich aber auch gerne zurück: «Mein tollster Silvester war ein Tanzabend in der damaligen Kuppel mit einer senegalesischen Liveband. Durchtanzen, das ist mein Tipp!» 

Leserin Helena verbringt den Abend mit Dinner For One, Raclette, Bleigiessen und Monopoly spielen in den Bergen. Auch Tanzen wäre möglich: «zwischen Eckbank und Kaminofen», schreibt sie uns mit einem Augenzwinkern.

«Eine Tragödie»

Mara
Nur fürs Foto amused: Bürohund Mara. (Bild: Bajour)
Mara und Filippo
Filippo schaltet sich ein.

Das sieht übrigens der Kantonstierarzt Michel Laszlo ähnlich: Ihm erscheinen grosse, zeitlich eng umschriebene Feuerwerke weit weniger belastend als die privaten «Feuerwerke und Detonationen in den Hinterhöfen und engeren Quartierstrassen». Besonders die Petarden mit Knalleffekt seien für Tiere besonders stressig, schreibt er, findet aber auch: «Man kann nicht alles verbieten, und wie so oft ist es auch hier angebracht, den gesunden Menschenverstand spielen zu lassen (aktiv Feiernde wie auch Tierhaltende).» 

Bei uns in der Redaktion ist die Stimmung bezüglich Silvester unaufgeregt. Bei Saskia gibts ein Comedyprogramm und Raclette mit der besten Freundin. Valerie wird sich mit dem Babyphone im Gepäck in die nächste Bar schleichen und hofft, bis Mitternacht durchzuhalten.. Und Fränzi zuckt die Schultern, sie hat sich noch keine Gedanken gemacht. «Das Wichtigste ist: einfach gemütlich», findet sie. Allgemeine Zustimmung hinter den übrigen Bildschirmen. Ich persönlich werde mich mit Freund*innen in die Berge verziehen, Zinn giessen, viel Käse essen und Spiele spielen. 

Allen einen guten – und wenn gewünscht gemütlichen – Rutsch!

Herz
Schänggsch uns di Härz?

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Nach einem Masterstudium in Geisteswissenschaften und verschiedenen Wissenschafts- und Kommunikations-Jobs ist Michelle bei Bajour im Journalismus angekommen: Zuerst als Praktikantin, dann als erste Bajour-Trainee (whoop whoop!) und heute als Junior-Redaktorin schreibt sie Porträts mit viel Gespür für ihr Gegenüber und Reportagen – vorzugsweise von Demos und aus den Quartieren. Michelle hat das Basler Gewerbe im Blick und vergräbt sich auch gern mal in grössere Recherchen. 


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