Die Stadt lebt wieder ein bisschen dank offener Beizenterrassen
Die Wirt*innen sind längst nicht aus dem Schneider. Italienische Ciba-Geigy kommt in die Schweiz. Basler Männer kassieren massiv mehr Anzeigen wegen Penisfotos als die Landschäftler. Das ist dein News-Überblick des Tages.
Guten Abend, Basel, das Wetter hält noch immer. Diese Gelegenheit gilt es nutzen. Ich geh jetzt, nein, nicht in die Gartenbeiz, sondern laufen. Muss auch mal sein. Für Dich gibt es das alles zum nachlesen:
- [[[--ticker-anchor-0]]] Die Beizer*innen haben immer noch zu kämpfen
- [[[--ticker-anchor-1]]] Die Ciba-Geigy kommt zurück. Novartis so: what?
- [[[--ticker-anchor-2]]] Bis jetzt haben 15,5 Prozent der Basler Stimmbevölkerung Richter*innen gewählt
- [[[--ticker-anchor-3]]] Die Gewerkschaften wollen am 1.Mai auf Corona achten
- [[[--ticker-anchor-4]]] fast 100 Anzeigen wegen Dicpics in der Region Basel
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17:00 Uhr Lädelileben: «Die Stimmung ist viel besser» |
Seit die Beizen zumindest draussen wieder Gäste empfangen können, ist das Leben in der Stadt ein anderes. Was nicht heisst, dass Wirt*innen und Ladenbesitzer*innen aus dem Schneider wären. Auch Mathias F. Böhm, Geschäftsführer von Pro Innerstadt, spürt es, das neue Lebensgefühl, das sich seit bald 14 Tagen in der Stadt ausbreitet: «Die Stimmung ist viel besser, seit die Beizen wieder offen sind.» Und das Wetter besser, muss dazu gesagt werden. Jedenfalls würden vor allem die kleinen Läden, die auf ein flanierendes Publikum angewiesen sind, profitieren, so Böhm. Aber vor allem, profitiere das «soziale Gefüge». Und, natürlich, die Wirt*innen. Jedenfalls jene, die über genügend Aussenplätze verfügen. Wegen Corona dürfen Beizen auch aufs Trottoir oder Parkplätze ausweichen, das hat der Grosse Rat beschlossen. Gemäss Wirteverbands-Präsident Maurus Ebneter ist man zwar sehr froh darüber. Doch das reiche ingesamt nicht. «Die Situation bleibt schwierig, da viele Betriebe schlicht zu wenig Aussenplätze haben, um kostendeckend zu arbeiten. Einigen gelingt es, wenigstens einen Teil ihrer Fixkosten wieder selbst zu erwirtschaften», sagt Ebneter. Immerhin habe bisher das Wetter einigermassen mitgespielt, doch sei es am Abend für längere Terrassenbesuche zum Essen noch zu kühl. «Solange die Ausweichmöglichkeit in Innenräume fehlt, sind gediegene Essen im Aussenbereich kaum möglich.» Besser sehe es hingegen bei der Schnellverpflegung und beim Getränkekonsum aus. Nun sind in Basel die Grenzen zu Frankreich und Deutschland nie weit. In jenen Ländern gelten weit restriktivere Corona-Massnahmen. Wie verlockend es da doch ist, sich über die grüne Grenze zu schleichen, um vom Schweizer Dolce vita zu kosten. Erstaunlicherweise tun das nur wenige. Und wenn, sind es meist Grenzgänger*innen, die von ihren Heimatstaaten keine Quarantäne aufgebrummt erhalten, weil sie nach Basel fahren (müssen). Ansonsten herrsche aufgrund der strengen Regeln grosse Vorsicht, wie Böhm erklärt. Ebneter macht denn auch nur «vereinzelt Gäste aus Frankreich und Deutschland aus». Das ergibt ein ziemlich anderes Bild, als jenes, das der «Blick» heute zeichnet. |
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15:10 Uhr Comeback einer altbekannten Chemie-Marke |
Für die Jüngeren unter uns: Ciba-Geigy war neben Hoffman-La Roche DIE Basler Chemiebude. Sie fusionierte 1996 mit Sandoz, dem dritten Weltklasse-Player am Rheinknie, zur Novartis. Und die wird nun mit einem frechen italienischen Unternehmen konfrontiert. Dessen Name: Ciba-Geigy. Es ist eigentlich eine Schmonzette, die uns die «Handelszeitung» serviert. Doch es ist tatsächlich so: In Italien gibs tatsächlich eine Firma gleichen Namens, die wie in der Vor-Pharma-Ära mit Agrarchemikalien, Desinfektionsmittel und Chemikalien zur Oberflächenbehandlung handelt. Und genau diese Ciba-Geigy, gegründet von einem ehemaligen Novartis-Mitarbeiter, hat sich in der Schweiz ins Markenregister eintragen lassen. Zum Entsetzen von Novartis, der (Teil)-Rechte) am Namen Ciba besitzt und die Sachlage nun abklärt. In Italien hatte der Pharmariese vergeblich versucht, die Verwendung der Marke zu unterbinden. Ciba-Geigy brachte das noch heute beliebte Schmerzmittel Voltaren auf den Markt - und das heute (fast) überall verbotene Schädlingsbekämpfungsmittel DDT. Sandoz, heute die Generikasparte von Novartis, bleibt untrennbar mit der Schweizerhalle-Katastrophe von 1986 verbunden. (dsi) |
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14:00 Uhr Fade Richter*innen-Wahlen? |
Die Basler*innen haben die Wahl. Und entgegen der Annahme des Tickerers, scheint es sie tatsächlich auch zu kümmern, wer sich in der Amtsperiode 2022 bis 2027 um die Rechtssprechung um Kanton kümmert: 12 Tag vor dem Urnengang vom 9. Mai haben immerhin 15,5 Prozent der Wähler*innen ihre Stimme abgegeben. Zum Vergleich (danke Jonas): Bei den wesentlich grösseren Regierungs- und Parlamentswahlen im Oktober 2020 waren es zum gleichen Zeitpunkt 17,6 Prozent. Es ist nicht so, dass diese Richter*innen-Wahlen eine Farce wären. Aber etwas fade sind sie schon. Denn drei von sechs Gerichtspräsidien stehen schon gar nicht zur Debatte, weil sich dort genau so viele Kandidat*innen beworben haben, wie es Sitze zu verteilen gibt. Es handelt sich um das Zivilgericht, das Jugendgericht und das Sozialversicherungsgericht. Eine Auswahl gibt es also nur beim Strafgericht (sieben 100 Prozent-Präsidien), dem Appellationsgericht (neun 100 Prozent-Präsidien, wovon fünf zur Wahlstehen) und dem Gericht für fürsorgerische Unterbringung. Für letzteres bewerben sich auf ein 50 Prozent-Präsidium zwei Kandidat*innen. (dsi) |
Wer es ganz genau wissen (und vielleicht auch noch abstimmen) will: Was genau wählen wir am 9. Mai eigentlich? |
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12.15 Uhr Maske auf am 1. Mai |
Der Tag der Arbeit, der dieses Jahr auf einen Samstag fällt, rückt näher und damit steigt die Spannung. Gerade in Pandemie-Zeiten. Die Polizei hat die Kundgebung erlaubt, ohne Mengenbegrenzung, aber mit Maskenpflicht (siehe unser Bericht hier). Die Unia erwartete «tausende Teilnehmer*innen» an der 1. Mai-Kundgebung in Basel, wie Sprecher Felix Ulrich auf Anfrage schreibt. Der organisierende Basler Gewerkschaftsbund nennt keine Zahlen, weiss aber um seine Verantwortung, dem Virus kein Einfallstor zu bieten. Unabhängig davon, ob die Kantonspolizei gedenkt, die Maskenpflicht durchzusetzen, setzen die Veranstalter auf eine eigene Demo-Begleitung, die «Gratismasken verteilt und auf Abstand achtet», wie Benjamin Plüss, Präsident des Gewerkschaftsbundes, erklärt. Zum diesjährigen 1. Mai-Komitee gehören: Vereinigung Schweiz-Cuba, DEM KURD Basel, BastA!, Marxistisch-Leninistische Gruppe Schweiz MLGS, Anlaufstelle für Sans-Papiers, Palästina Solidarität Region Basel (PaSo), AVIVO Region Basel, Partei der Arbeit, SYKP Partei der sozialistischen Wiedergründung, Rota - migrantische Selbstorganisation, DIDF (Föderation demokratischer Arbeitervereine), Colonia Libera Italiana, Grüne Basel-Stadt, Kommunistische Jugend Basel, Gewerkschaft Unia - Region AG-NWS, vpod region basel, SEV, SP Basel-Stadt, Beweguung für den Sozialismus (BfS), Klima Bündnis Basel, JUSO, Nautilus, Syndicom. Sie alle werden auf das nach dem offiziellen Teil sonst übliche gesellige Beisammensein verzichten müssen. Weder auf dem Barfi noch im DeWette-Park (in letzterem ist entgegen der gestrigen Angabe überhaupt nichts los) gibt es Speis und Trank; auf dem Barfi dafür Reden und auf dem Kasernenareal Infostände. Darauf dürften die Gewerkschafter*innen und andere Linke gerne verzichten, wenn nur am 13. Juni an der Urne die Mindestlohn-Initiative angenommen wird. Denn die steht am kommenden Samstag im Mittelpunkt. Im letzten Jahr mussten die Organisatoren die 1. Mai-Feier absagen. Der vom Bundesrat verhängte Lockdown verhinderte aber eine wilde Kundgebung nicht. Bajour hat darüber und über die Konsequenzen fleissig berichtet:
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10:15 Uhr Viel mehr Dicpics in der Stadt als auf dem Land |
Sogenannte Dickpics scheinen sich zu einer wahren Plage auszuweiten. Also Bilder von Penissen, die Männer in der Regel an Frauen schicken, ungefragt und ungewollt. Diesen Schluss lassen erste Erfahrungen mit dem «Netzpigcock» zu. Mit diesem Tool können Frauen mit einem Mauscklick Anzeige gegen solche Pics erstatten. Weit über tausend Anzeigen wurden im ersten Monat nach Aufschaltung des Tools schweizweit eingereicht, davon 89 in Basel-Stadt und nur gerade 9 im Baselbiet. Warum das so ist, kann sich auch Jolanda Spiess-Hegglin, die treibende Kraft hinter dem Projekt (sie war übrigens auch schon für Bajour als Gärngschee-Moderatorin tätig), nicht recht erklären. Es ist eher unwahrscheinlich, dass es auf dem Land weniger Belästiger gibt als in der Stadt. Möglich aber, dass dort viel weniger Leute den «Netzpigcock» kennen. Und eventuell ist vielen Betroffenen auch nicht klar, dass das ungefragte Versenden von Penisbildern ein Straftatbestand ist. Gemäss dem Verein Netzcourage von Spiess-Hegglin erhält jede zweite Frau in der Schweiz ungefragt solche Bilder. Die Täter müssen mit einer Busse rechnen; versenden sie ihre Pfyffli-Bilder an unter 16-Jährige müssen sie mit bis zu drei Jahren Knast rechnen. Aber warum machen Männer das? Wie kommen die darauf, dass Fötelis ihrer Penisse ihre Chancen bei Frauen erhöhen könnten? Leiden sie unter einer völlig falschen Selbsteinschätzung? Oder geht es gar nicht um das richtige Leben, sondern bloss um eine Fantasie auf Kosten der belästigten Menschen? Das würde uns echt interessieren. Sollte so ein Pfyffli-Zeiger bis hierhin gelesen und das Bedürfnis haben, anonym über seine Gedanken- und Gefühlswelt zu sprechen, kann er sich vertrauensvoll an mich wenden: [email protected] |
So funktioniert der «Netzpigcock»: Mit dem Anzeigengenerator kannst du in 60 Sekunden einen Strafantrag erstellen – und dies direkt in deinem Browser. Deine Daten werden also nicht gespeichert. Nachdem du alle notwendigen Daten eingetragen hast, generiert «Netzpigcock» eine PDF-Datei. Der Verein Netzcourage übernimmt das Porto per Vorfrankierung. Anzeige erstatten hier. |