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Bolzplatz

Schweizerpsalm vs. Basler Lied: Mailverkehr mit einem CVP-Ständerat

Didi-Kolumnist Beni Pfister zählt sich nicht zu den Wutbürger*innen. Es sei denn, ein Luzerner CVP-Ständerat bezeichnet das Basler Lied als «Gegröle». Dann haut auch er in die Tasten und beschwert sich. In freundlichem Ton selbstverständlich.

07/31/20, 02:22 PM

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Entweder – oder? Beides geht.

Entweder – oder? Beides geht.

Franz Wicki sei «kein Mann fürs grosse Publikum», schrieb die «Neue Zürcher Zeitung» am 24. August 2007 über den Luzerner CVP-Ständerat. In der Tat nutzte Wicki sein Ständeratsmandat nicht zur Profilierung. Laut der Parlaments-Datenbank reichte er in seiner Amtszeit zwischen 1995 und 2007 nur 15 Vorstösse ein.

Im Oktober 2001 wollte Wicki etwa in einer Interpellation vom Bundesrat wissen: «Warum beendet ein Drittel der Rekruten die RS nicht?». Der Bundesrat antwortete, dass er das Rektrutierungsverfahren in Zukunft so anpassen werde, dass die Untauglichen bereits vor Eintritt in die RS stärker herausgefiltert werden könnten. Entsprechend würde die Quote jener Rekrut*innen sinken, die die RS nicht beenden können.

Der Ärger begann mit dem Schweizerpsalm

Franz Wickis militärischer Grad ist der Oberst. Sein Herz dürfte also beim Cupfinal vom 28. Mai 2007 zwischen dem FCB und dem FC Luzern höher geschlagen haben, als er von seinem Sitz im Wankdorf aus die Luzern-Fans und ihre Choreo betrachtete. Diese zeigten die mit Soldaten befestigte Luzerner Stadtmauer und den Spruch: «Die Mauer steht zum Kampf bereit – holt den Sieg für die Ewigkeit!» Unmittelbar nach der Choreo-Vorführung setzte der Schweizerpsalm ein. Und damit begann für Wicki der Ärger.

«Während die Landeshymne gespielt wurde, liessen die Basler Fans Petarden los und gröhlten lautstark.»

«Unerfreulich war der Auftakt zum Spiel in Bern. Während die Landeshymne gespielt und gesungen wurde, liessen die Basler Fans Petarden los und grölten lautstark», schrieb Wicki in einem Leserbrief in der «Basler Zeitung» vom 31. Mai 2007. Und weiter: «Ich hoffe, die Leitung des FCB und viele unter den Fans werden das nächste Mal darauf hinwirken, dass die Landeshymne ungestört und in Würde beim Spielbeginn ihren Platz hat.»

Kantönligeist im melodischen Sinne

Ich war damals auch in Bern und freute mich über den 1:0-Cupsieg des FCB (dank eines Penaltys von Daniel Majstorovic in der 93. Minute). Ich spürte deshalb den Drang, auf den Leserbrief von Wicki zu reagieren. Seine Email-Adresse war schnell ausfindig gemacht und ich schickte ihm noch am 31. Mai meine Antwort.

«Während der Nationalhymne hat das Basler Publikum nicht «gegrölt», sondern sehr intensiv mitgesungen, allerdings tatsächlich nicht die Nationalhymne, sondern das Basler Lied», schrieb ich Wicki. So würden es die Basler Fans eben vor jedem Spiel machen, erklärte ich ihm. Das Basler Lied sei ein wichtiger Teil der Basler Fankultur. Es als «Gegröle» zu bezeichnen sei natürlich sein Recht, beschreibe die Sache aber nicht fair, schrieb ich weiter und verabschiedete mich mit freundlichen Grüssen.

«Ich vermutete, ein Ständerat habe Wichtigeres für das Land zu erledigen, als einem besserwisserischen FCB-Fan zu antworten.»

Ich erwartete keine Antwort, da ich vermutete, ein Ständerat habe Wichtigeres für das Land zu erledigen, als einem besserwisserischen FCB-Fan zu antworten. Ich staunte deshalb nicht schlecht, als mir Wicki ein paar Wochen später wieder schrieb: «Für Ihre spontane Reaktion danke ich Ihnen. Wenn überhaupt die Nationalhymne am Cupfinal eingespielt werden soll – dies ist eine offene Frage – dann sollten die Veranstalter eine Lösung finden können, dass sowohl das Basler Lied wie auch die Landeshymne ihren Platz haben, aber nebeneinander, nicht gleichzeitig. Im übrigen gefällt mir das «Basler Lied» (basierend auf der von Johann Peter Hebel verfassten Weise «z’Basel an mym Rhy»). Die Petarden taten aber das ihrige, so dass das Lied für viele Zuhörer unterging».

Ich war beeindruckt. Franz Wicki hatte sich tatsächlich die Mühe gemacht, sich über das Basler Lied zu informieren. Damit war ich versöhnt. Ich entschied mich deshalb dagegen, Wicki meinen Vorschlag zu unterbreiten, dass man für die Petarden ja ein eigenes Zeitfenster zwischen Schweizerpsalm und Basler Lied einfügen könnte. Wobei ich natürlich keine Ahnung im Umgang mit Knallzeugs, Petarden und solchen Sachen habe. Mir fehlt dazu die Erfahrung einer RS.

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