Die Rettung der Katze Bella
Gottfried Leutenegger kann sich die Behandlung seiner Diabetes-kranken Katze kaum leisten. Dank der Gärngschee-Community weiss er nun, wie er ihr selbst helfen kann. Es ist das zweite Mal, dass Bella gerettet wird.
«Am Anfang hat sie mich noch etwas böse angeschaut, aber mittlerweile geht es ganz gut. Nachdem ich dir das Insulin verabreicht habe, streichle ich sie, um sie zu beruhigen und um ihr zu zeigen, dass ich ihr nichts Böses will.» Gottfried Leutenegger hängt an seiner Katze Bella, die an Diabetes leidet. Darum hat er vor wenigen Tagen in der Facebook-Gruppe Gärn gschee - Basel hilft einen Post verfasst, wo er um Rat bat.
Er wollte wissen, wie er seiner Katze die Insulin-Spritzen am besten verabreichen sollte. Denn die tägliche Behandlung durch eine Fachperson könne er sich als IV-Bezüger nicht leisten. Und in der Tierarztpraxis habe ihm niemand vorzeigen wollen, wie das Injizieren funktioniert.
Das Mitgefühl für Leutenegger und seine Bella war gross: Der Beitrag wurde 56 Mal kommentiert und 14 Mal geteilt. Nach nur einem Tag schrieb Leutenegger in der Gruppe, dass er dank ihrer Tipps Bella nun helfen könne:
Ich habs jetzt mit dem Nackengriff geschafft, Bella ihre Dosis im Nacken zu injizieren. Wenn es morgen früh wieder so geht, dann bleibe ich dabei. Fürs Erste bedanke ich mich bei allen, die mir hier Tips gegeben haben und denen, die mir und Bella helfen wollen, wenns morgen doch wieder Erwarten Probleme gibt! Ich schreibs euch morgen Vormittag.
Vor vier Jahren rettete Leutenegger Bella davor, eingeschläfert zu werden. Der ehemalige Besitzer war in seiner Wohnung verstorben. Bella fand man nach fünf Tagen völlig ausgehungert und verängstigt. Weil das Tierheim Bella nicht aufnehmen wollte, wandte sich eine Mitarbeiterin der Tierauffangstation und Bekannte von Leutenegger an ihn. «Ich konnte nicht zulassen, dass man Bella einschläfert, nur, weil sich niemand um sie kümmern wollte und habe sie zu mir genommen», sagt er.
Gesundheitlich angeschlagen: Katze und Katzenpapa
Leutenegger ist gelernter Koch, bezieht aber seit 2003 Leistungen der Invalidenversicherung und wird durch Ergänzungsleistungen unterstützt. Wie seine Katze leidet er an Diabetes und hat zusätzlich mit anderen Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Er hat in der Vergangenheit schon mehrere Herzinfarkte und eine Lungenembolie erlitten. Darum hat er sich in diesem Jahr fünf Wochen in einer Reha-Klinik behandeln lassen. In dieser Zeit hat sich ein Freund um seine Katze gekümmert.
Als Leutenegger dann vergangene Woche nach Hause zu seiner Bella zurückkehrte, stellte er erschrocken fest, dass sie völlig abgemagert war und ihr Futter kaum noch anrühren wollte. Sofort ging er mit ihr zum Tierarzt, der ihm mitteilte, dass seine Katze an Diabetes erkrankt sei und ein paar Tage in der Praxis bleiben müsse. Letzten Freitag konnte er Bella wieder zu sich holen.
«Ich weiss nicht, wie ich diese Kosten langfristig stemmen soll. Aber Hauptsache mein Tier lebt.»Gottfried Leutenegger
Neben der Insulin-Spritze braucht Bella nun drei verschiedene Medikamente und spezielles Futter. Dazu kommen die Kontrollen und Behandlungen beim Tierarzt. Die finanziellen Hürden, die wegen der Medikamente und Behandlungen auf ihn zukommen, will er auf sich nehmen, trotz seiner bescheidenen Verhältnisse. Noch bezahlt Leutenegger all dies von seinen Ersparnissen.
«Ich weiss ehrlich gesagt nicht, wie ich diese Kosten langfristig stemmen soll. Aber Hauptsache mein Tier lebt. Dafür ernähre ich mich auch eine Weile von Hörnli mit Ketchup, wenn es sein muss», sagt er. Der Post in der Gärngschee-Gruppe habe ihn Überwindung gekostet: «Man gibt sich ganz schön die Blösse», sagt er. Aber um die vielen hilfreichen Hinweise sei er nun froh, weil er so auch Kosten spare. «Der tägliche Besuch eines Tierpflegers hätte das Budget endgültig gesprengt», so Leutenegger.
Find ich so toll wie du di um dini Katz kümmerisch 😍 vorbildlich, schrieb eine Facebook-Userin unter Leuteneggers Post. Aber nicht alle Reaktionen waren so beherzt. «Manche haben mir eine private Nachricht geschickt und gefragt, warum ich sie nicht einfach einschläfern lasse oder weggebe», erzählt Leutenegger. Darüber will er gar nicht erst nachdenken: «Ich liebe meine Katze.»