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«Ich bin überfordert mit dem Homeschooling»: Fragen und Antworten zum Kinderhüten

Schulen und Kinderkrippen wurden geschlossen, damit die Übertragungskette unterbrochen wird. Deshalb sollen soziale Kontakte möglichst reduziert werden. Irgendwie muss man die Kinderbetreuung aber organisieren, Eltern helfen dabei Eltern. Darf man das? Und wie macht man das am sichersten? Und was ist mit dem Schulunterricht? Bajour recherchiert und gibt Antworten. Sie werden laufend aktualisiert.

03/16/20, 03:24 PM

Aktualisiert 03/24/20, 02:11 PM

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Darf der Schulfreund meines Sohnes noch zum Spielen kommen?

Die Anweisungen des Bundesrates sind klar: Bleiben Sie zuhause. Es sei denn, sie müssen zur Arbeit. Es sei denn, sie wollen jemandem helfen. Die Regierung appelliert an Eigenverantwortung. Daher sollte jeder für sich eine Risikoabschätzung vornehmen. Was wäre, wenn jemand im Haushalt krank würde? Auch bei einem milderen Verlauf würde dies eine sofortige Quarantäne nach sich ziehen. Wie ist die eigene Fitness und der Gesundheitszustand? Auch Asthma und Allergien können Komplikationen verursachen.

Wir haben uns mit einer anderen Familie zum Homeschooling zusammengeschlossen. Was sollten wir beachten?

Auch in diesem Fall sollte das Social Distancing eingehalten werden. Das heisst: Zwei Meter Abstand zwischen den Kindern. Möglichst wenig in einem Raum. Regelmässiges Händewaschen, insbesondere vor und nach Mahlzeiten. Gut lüften. Regelmässiges Reinigen von Türfallen und Schulmaterialien. Soviel Zeit wie es geht im Freien verbringen. Weiter Tipps, auch zur Küchen- und Lebensmittelhygiene finden sich hier.

Aber der Sinn der Schulschliessungen ist doch, die Kinder fern voneinander zu halten. Torpediert man mit privaten Betreuungsruppen nicht die Schutzmassnahmen der Regierung?

Wir haben das abgeklärt. Der Basler Erziehungsdirektor Conradin Cramer (LDP) sagte, die Regierung begrüsse es, wenn Eltern sich untereinander organisieren. Ein Argument: Private Betreuungsgruppen sind in der Regel kleiner als Schulklassen, das Ansteckungsrisiko also kleiner.

Neben dem Homeoffice mache ich nun auch noch Homeschooling. Ich bin damit total überfordert und habe Angst, dass mein Kind später Wissenslücken hat.

Die Erziehungswissenschaftlerin und Komikerin Patti Basler schreibt dazu: Das ist alles nicht so tragisch. Bleibt ruhig. Nehmt's mit Humor. Oder mit einem Gin Tonic. Die Kinder brauchen von euch jetzt Geborgenheit, Liebe, Zuversicht, Strukturen und Lesen, Schreiben, Rechnen. Alles andere ist Luxus. Klar habt ihr die Absicht oder den Auftrag, euren Kindern im Sommer einen reibungslosen Übertritt zu ermöglichen. Der Tag wird kommen, an dem das wichtig wird. Aber er ist nicht heute. In diesem Sinne: Cheers!

PS: Die Interkantonale Hochschule Heilpädagogik bietet einen niederschwelligen Beratungsdienst via Telefon oder Mail an.

Wo finde ich eine Betreuung für meine zweijährige Tochter?

Branchenverband Kibesuisse warnt vor Parallelstrukturen in der Betreuung. Besonders bei Babys und Kleinkindern sei «eine Betreuung im gewohnten Umfeld mit konstanten Bezugspersonen von grosser Wichtigkeit». Es sei nicht zielführend, Kinder mit unausgebildetem Personal in einer ungewohnten Umgebung zu betreuen. Bei solchen Angeboten fehlten auch Konzepte zur Hygiene und zur Prävention von physischen, psychischen und sexuellen Grenzverletzungen.

Unsere Kita ist geschlossen. Trotzdem haben sie mir eine Rechnung geschickt, muss ich die zahlen?

Der Basler Regierungsrat hat beschlossen, dass die Eltern für die Dauer, während sie die Betreuung aufgrund der aktuellen Situation nicht nutzen können, keine Elternbeiträge bezahlen müssen. Weil den Kitas nun wichtige Einnahmen fehlen, arbeiten Erziehungs- und Finanzdepartement an einer Verordnung. Die Kitas sollen ausfallende Elternbeiträge abzüglich aller anderen Aufwände für die Dauer der ausserordentlichen Lage erhalten.

Und wegen der Rechnung: Wenn sie auch nach der Corona-Krise an einer funktionierenden Betreuungsinfrastruktur für Kind interessiert sind, dann wäre es sinnvoll, das Gespräch zu suchen und je nach finanzieller Situation der Kita, die Kosten trotzdem zu übernehmen. Später können sie dann wieder als Guthaben angerechnet werden.

In anderen Ländern werden Spielplätze geschlossen, wie ist das in der Schweiz?

Laut Bundesrat bleiben die Spielplätze offen, da Kinder nicht zur Risikogruppe gehören.

Sind Kinder ganz allgemein weniger ansteckend?

Das Bundesamt für Gesundheit geht davon aus, dass Kinder nicht die Haupttreiber der Epidemie sind. Dennoch können sie das Virus weitergeben, selbst wenn sie keine Symptome haben. Erwachsene gelten aber als noch ansteckender. Deshalb gilt es, ihren Kontakt untereinander möglichst auf ein Minimum zu reduzieren. Auf dem Spielplatz, aber auch wenn sich Familien für die Betreuung zusammenschliessen. Die Kinder sollten möglichst draussen übergeben werden, oder das letzte Stück des Weges alleine gehen.  

Es gibt auf #gärngschee viele Leute, die Kinderbetreuung anbieten. Kann ich die trotzdem nutzen?

Für Kinder bedeuten neue Bezugspersonen und Gruppen meist Stress. Daher sollen kleine und langfristige Kontaktketten mit vertrauten Personen gebildet werden. Es lohnt sich auch, vorher auszumachen, wie viele Kontakte die betreffenden Personen ausserhalb der Betreuung noch mit anderen Menschen haben. Auch hier gilt es, eine persönliche Risikoabwägung vorzunehmen.

Wie finde ich ein passendes Angebot?

Damit die Angebote in der Gruppe für die jeweiligen Empfänger auffindbar bleiben, ist es wichtig, die Posts mit spezifischen Schlagworten zu versehen.

Wenn es um familiäre Unterstützung geht, versehen Helfer*innen oder Hilfesucher*innen ihren Post mit der Postleitzahl UND dem Wort «Kinder».

So schränken wir die Posts ein. Wer etwas sucht, kann in der Suchfunktion der Gruppe das Wort «Kinder» und die Postleitzahl eingeben und das passende Angebot finden. Wichtig ist einfach, dass ihr das Gesuchte mit Anführungszeichen verseht. Also etwa: «Kinder 4052». Es klingt etwas aufwendig, wird aber allen die Suche und das Anbieten vereinfachen!

Ich bin Krankenpfleger oder Ärztin und habe keine Zeit, mich um die Betreuung zu kümmern. Was mache ich mit meinem Kind?

Eltern, die im Gesundheitswesen arbeiten, dürfen ihre Kinder wie normal in die Schule oder die Kindertagesstätten schicken. Es hat Betreuungspersonal vor Ort, wie die Basler Regierung gestern mitteilte. Diese Ausnahme gilt auch in Notsituationen, in denen nur eine Betreuung durch Grosseltern möglich ist. Aber wie gesagt, das ist eine Notfalllösung. Wer sich selbst organisieren kann, soll die Kinder nicht in die Schule schicken.

Ich möchte Familien aus der #gärngschee-Gruppe unterstützen. Kann ich das auch aus der Distanz?

Aber sicher! Die Möglichkeiten sind viele. Sie könnten etwa jeden Tag um eine bestimmte Zeit via Videochat eine Geschichte vorlesen. Oder ein Lesetandem für Schulkinder, die mit Lesen Schwierigkeiten haben. Auch Nachhilfe oder Beistand bei den Aufgaben des Fernunterrichts bieten sich an. Oder warum auch nicht eine Tanzstunde oder Kinderturnen? Einfache Tools dafür sind Google Hangout Meeting, Skype oder ganz einfach Facetime. Nicht vergessen, den entsprechenden Post mit dem entsprechenden Schlagwort versehen wie «Nachhilfe» oder «Vorlesen».

Meine Mutter möchte unbedingt trotzdem die Enkel hüten. Was soll ich ihr sagen?

Spätestens jetzt ist der Moment gekommen, in dem sie die übernehmen müssen. Erklären Sie ihr mitfühlend aber bestimmt, dass im Moment Abstand halten oberstes Gebot ist. Suchen sie nach Möglichkeiten, wie sie in Kontakt bleiben können. Vielleicht ein gemeinsames Mittagessen via Videochat? Ausserdem: Tauschen Sie sich aus. Fragen Sie sie um Rat, das wird ihr das Gefühl geben, trotzdem etwas tun zu können.

Hier findest du zur Facebookgruppe «#Gärngschee - Basel hilft»

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