Meer wär schön, aber ein Spaziergang am Rhein tut's auch

Die Rheinpromenade vom Novartis Campus nach Huningue schmeckt nach Urlaub in Frankreich.

Novartis Promenade

Machen Orte glücklich? Ja, manche schon. Besonders, wenn sie so liebevoll beschrieben werden wie hier: Die Basler Journalistin Yaël Debelle hat zusammen mit Co-Autor Stephan Petersen 80 Glücksorte in Basel ausfindig gemacht und diese in einem einzigartigen Stadtführer versammelt. Das Buch erschien im September 2020 und landete auf der Bestseller-Liste.

Yaël Debelle starb vier Monate nach Erscheinen des Buches. Sie hatte einen besonderen Blick für das Schöne und Spezielle. Ihre Texte waren Bijous, die Basel zum Leuchten brachten. Zu Ehren einer der «talentiertesten Journalistinnen der Schweiz» («Tachles») schalten wir Yaëls 10 Lieblingsorte in Basel noch einmal auf. Und lassen uns von Yaël ein bisschen lichtes Sommerglück ins Herz tragen.

Es herrscht Frieden zwischen der Schweiz und Frankreich. Glückseliger Frieden. Der Rhein fliesst träge und tiefblau vorbei, die Sonne wärmt die Haut, der Flusswind streichelt das Gesicht. Es riecht ein bisschen nach Meer, die Möwen kreischen. Hin und wieder surrt die Klimaanlage einer Fabrik. Ansonsten Stille. Keine Autos, wenig Menschen.

Die Rheinpromenade zwischen dem Basler Pharma-Areal Novartis Campus und dem französischen Dorf Huningue ist ein sonderbares Zwischenland. Ein Streifen Land zwischen dem Rhein und dem abgesperrten Industriegelände, nicht mehr Schweiz und noch nicht ganz Frankreich. Ein Korridor zwischen zwei Ländern. Als Novartis von der Stadt Basel die Erlaubnis erhielt, für seinen Campus eine ganze Strasse zu privatisieren, musste der Pharma-Riese den Basler*innen dafür das Rheinufer zugänglich machen. Ein «Geschenk» an die Bevölkerung.

Und die Promenade ist wirklich ein Geschenk. Sie erlaubt endlich, von Basel nach Frankreich zu spazieren. Auf Schweizer Boden ist sie modern und ästhetisch gestaltet, mit grafisch geschwungenen Wegen und umrahmt von Natursteinmauern, einer bedacht platzierten Birke hier, einer einzelnen Trauerweide da, ein komponiertes Gesamtkunstwerk. Aalglatt geteert, für Skater*innen ein Traum.

Je näher Frankreich rückt, desto wilder und ungepflegter wird der Weg. Im Niemandsland zwischen Basel und Huningue ist er unregelmässig betoniert, die Magerwiesen und Brombeerhecken am Rheinufer haben kaum eine*n Gärtner*in gesehen. Und dann, am Ortseingang von Huningue, ist man wirklich in Frankreich. Hier ist alles anders: die Bordsteinkanten, die Strassenschilder, die skurril zurückgeschnittenen Platanen, die Sitzbänke. Alles ist bunter, verspielter, zufälliger.

Der Boden ist rot eingefärbt, die Pflöcke am Wegrand sind gelb und blau gestrichen, der Spielplatz ist hellblau, das Geländer grün. Und auch der «petit café» auf dem Place Abatucci von Huningue – er schmeckt anders. Nach Urlaub in Frankreich, zehn Minuten von der Schweiz entfernt.

Wie kommst du da hin?

Rheinpromenade Elsässerrheinweg, 4056 Basel, sowie Quai du Rhin und Quai de la République, FR-68333 Huningue, zwischen Dreirosenbrücke und Dreiländerbrücke.

ÖV: Tram 1, Haltestelle Novartis Campus

Das Buch

Der Bestseller «Glücksorte in Basel. Fahr hin und werd glücklich» von Yaël Debelle und Stephan Petersen, Droste Verlag, Düsseldorf. Hier bestellen.

Cover Glücksorte in Basel

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