Aufhebung der Coronamassnahmen: «Zuerst sollten sich alle impfen»

Heute soll der Bundesrat weitere Lockerungen der Coronamassnahmen bekannt geben. Was halten die Basler*innen davon? Wir haben auf der Strasse nachgefragt.

Nach zwei Jahren Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, soll damit bald Schluss sein. Der Bundesrat stellt weitgehende Lockerungen in Aussicht. Damit würde unter anderem die Zertifikatspflicht, die Bewilligungspflicht für Grossveranstaltungen oder die Maskenpflicht in Läden und dem Öffentlichen Verkehr bald der Vergangenheit angehören. 

Offenbar sind viele bereit für die nächsten Schritte des Bundesrates: 

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Eveline Härz freut sich auf die bevorstehenden Lockerungen.

Eveline Härz, 63, Rentnerin 

«Ich begrüsse die bevorstehenden Lockerungen und freue mich darauf, obwohl ich mich in dieser Zeit nicht besonders eingeschränkt gefühlt habe. Wir haben mit meinem Mann viel Take-away-Angebote genutzt und wenn wir ins Restaurant gingen, sassen wir als Raucher sowieso meistens draussen. Sowieso finde ich, dass wir es im Vergleich zu anderen Ländern sehr gut hatten. Deshalb sehe ich keinen Anlass dazu, mich zu beklagen.»

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Der Unternehmer Adriano Tonini hat sich an die Maske gewöhnt.

Adriano Tonini, 59, Unternehmer

«Ich finde die Lockerungen der Massnahmen grundsätzlich gut, wobei ich kein Experte bin um beurteilen zu können, ob diese nun epidemiologisch zum richtigen Zeitpunkt kommen. Deshalb sollte vielleicht nicht alles aufs Mal über den Haufen geschmissen werden. An die Maske habe ich mich zum Beispiel schon gewöhnt und fände es nicht schlimm, diese noch ein wenig länger zu tragen. Aber klar, mit der Aufhebung gewisser Massnahmen wäre eine Gewinnung der Lebensqualität eine freudige Folge.»

… auch wenn einige die Bedingungen noch nicht erfüllt sehen. 

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Zuerst alle impfen, dann für alle öffnen. Für Roland Kopp sind noch nicht alle Bedingungen erfüllt für eine komplette Öffnung.

Roland Kopp, 72, Rentner

«Meiner Meinung nach sollten sich zuerst alle impfen, bevor der Bundesrat weitere Lockerungen in Aussicht stellt. Nach wie vor sind die Infektions- und Hospitalisierungszahlen relativ hoch. Auch wenn es Aussicht auf Besserung gibt, muss man behutsam mit dieser Situation umgehen, auch im Bezug auf seine Mitmenschen. In unserem Familienbetrieb, eine Reinigungsfirma, stellten wir den Mitarbeitenden die Forderung, sich impfen zu lassen. Natürlich brauchte es viele Gespräche und Vertrauen, aber als Dienstleister, der auch bei älteren Menschen geputzt hat, wäre es nicht verantwortungsvoll gewesen, wenn unsere Mitarbeiter ungeimpft gewesen wären. Das ist für mich wahre Solidarität.»

Jugendliche hatten es nicht einfach, aber auch hier findet man Stimmen, die zur Vorsicht raten. 

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Noa Valks hält die Debatte rund um die Lockerungen für Luxusprobleme, solange in Ländern des globalen Südens nicht genug Impfstoff vorhanden ist.

Noa Valks, 21, Schülerin

«Wenn ich ehrlich bin, bin ich gespaltener Meinung. Zum einen ist der Höhepunkt der Infektionen überschritten und wieder abnehmend. Zum anderen kommen jetzt aber die Sportferien und Fasnacht. Die Leute werden unterwegs sein – sei es in den Bergen oder in den Beizen, und das wird wohl wieder vermehrt zu Ansteckungen führen: ein Hin und Her. Verstehen Sie mich nicht falsch, auch ich freue mich auf Lockerungen. Aber was ich damit sagen will: Mit dem Zertifikat ist uns vieles möglich im Gegensatz zu Ländern im globalen Süden zum Beispiel, wo nicht so viel Impfstoff vorhanden ist. Deshalb stehen wir mit diesen Lockerungen vor Luxusproblemen.»

Auch Quartierlädeli wurden von der Pandemie hart getroffen, gross dürfte deshalb die Erleichterung bei den Inhaber*innen sein. Einer von ihnen ist:

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Erst seit dem Beginn der Pandemie im Quartier: Der Sonne Market an der Ecke Spalenring/Ahornstrasse.

Tacim Yönden, 44, Sonne Market  

«Die Lockerungen kommen nach dem Omikron-Höhepunkt jetzt zum richtigen Zeitpunkt. Wir haben unseren Laden kurz nach dem ersten Lockdown geöffnet und mussten uns dementsprechend beweisen. Mit unserem Angebotsmix von lokalen und mediterranen Produkten, aber auch mit der offenen Buffettheke, konnten wir uns gut sowohl der Situation, als auch der zugenommenen Nachfrage während der Homeoffice-Zeit, anpassen. Jetzt merken wir im Laden, dass die Leute sich auf den Frühling einstellen und lockerer drauf sind wie auch schon. Das alles geht also in eine positive Richtung.»

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