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Fertig Homeoffice

Testlabors sind am Anschlag – und der Stress wird noch grösser

Der Bund hebt die Homeoffice-Pflicht auf, für die Firmen, die ihre Angestellten regelmässig testen. Aber schon jetzt sind Testzentren wie das Labor Rothen überlastet.

05/26/21, 01:36 PM

Aktualisiert 05/26/21, 01:42 PM

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Unternehmen sollen die Mitarbeitenden regelmässig testen lassen, wenn diese nicht im Homeoffice sind.

Unternehmen sollen die Mitarbeitenden regelmässig testen lassen, wenn diese nicht im Homeoffice sind. (Foto: Keystone-SDA)

Mit der Lockerung der Homeoffice-Pflicht könnten verwaiste Bürolandschaften bald Geschichte sein. Die Rückkehr ins Büro ist aber an Bedingungen geknüpft: Der Bundesrat fordert von Unternehmen, die Angestellten regelmässig zu testen.

Das bedeutet: Mehr Arbeit für die Labors. 

«Wir wissen noch nicht, wie wir das in Zukunft stemmen wollen», sagt Leonie Gysin. Sie arbeitet für das Labor Rothen und kümmert sich um das Marketing und die Kund*innenbetreuung. Eigentlich. Die gelernte medizinische Praxisassistentin ist mittlerweile nämlich «Mädchen für alles».

Firmen und Privatpersonen können sich im Labor Rothen auf Covid-19 testen lassen. Seit der Pandemie geht Gysin mit den Testequipen mit und hilft ihrem Team beim Testen vor Ort. «Es gibt Tage, da sind es schon mal 500 Menschen, die wir testen», sagt Gysin.

Sieben-Tage-Wochen

Weil sie in ihren Räumlichkeiten nicht genug Platz haben, grosse Gruppen zu empfangen, fährt ein externes Team, das Gysin und das Labor Rothen aufgestellt haben, zu den Auftraggeber*innen hin. Sieben-Tage-Wochen, mehrere externe Einsätze am Tag, sind für Gysin normal geworden. «Viel fällt aufs Wochenende. Wir müssen uns nun mal nach unseren Kund*innen richten. Das sind zum Beispiel Filmcrews, oder Theatertruppen», sagt Gysin.

Seit Kulturschaffende wieder auftreten können, kann sich das Labor kaum retten vor Aufträgen. Alleine in der vergangenen Woche hätten sie zehn neue Kund*innen aufgenommen. Hinzu kommen die vielen Privatpersonen. Vor den Frühlingsferien, als alle verreisen wollten, sei es besonders anspruchsvoll gewesen. «Es läuft extrem viel. Aber ich kann dann auch schlecht nein sagen», meint Gysin und lacht erschöpft.

Deswegen sei es auch schon vorgekommen, dass sie noch spät abends bei Bekannten vorbeigefahren sei, um sie zu testen. «Das sind Notfälle, wenn zum Beispiel kurzfristig eine Beerdigung stattfindet. Ich will dann helfen. Aber ich merke auch, dass ich langsam am Anschlag bin.»

Jetzt, wo die Homeoffice-Pflicht entfällt, könnten die Anfragen für externe Testungen bei den Unternehmen vor Ort massig zunehmen. Das Labor Rothen weiss noch nicht genau, wie sie damit umgehen. Das Personal habe man schon massiv aufgestockt, noch mehr qualifiziertes Personal zu finden, sei unheimlich schwer.

Es herrscht Mangel an medizinischen Fachkräften, das habe die Pandemie verdeutlicht, sagt Gysin. «Ich befürchte, dass die Nachfrage explodieren könnte. Wir sind momentan am überlegen, wie wir das dann handhaben werden, wenn die Menschen wieder ins Büro können und vor Arbeitsbeginn getestet werden müssten.»

Wie, was, warum?

Der Kanton bietet seit März ebenfalls Massentests an. Unternehmen können für ihre Angestellten Testkits bestellen. Die PCR-Spucktests werden eigenständig durchgeführt und an ein Labor zurückgesandt. «Durch das regelmässige Testen asymptomatischer Personen können Virustragende frühzeitig erkannt und Infektionsketten unterbrochen werden», hält das Gesundheitsdepartement fest. Angesichts der fallenden Homeoffice-Pflicht will der Kanton seine Testkapazitäten erhöhen, so Anne Tschudin, Kommunikationsverantwortliche des Gesundheitsdepartements. Sie rechnen ebenfalls mit einer erhöhten Nachfrage der Betriebe. 

Kanton will beim Testen in Betrieben priorisieren

Dabei würden aber Priorisierungen vorgenommen: «Erste Priorität haben Betriebe mit erhöhter Übertragungswahrscheinlichkeit oder mit erhöhtem Ausbruchsrisiko, wo also unvermeidbarer enger Kontakt zwischen den Mitarbeitenden herrscht, aber auch Betriebe mit Kundenkontakt im Dienstleistungssektor», so Tschudin. Wie zum Beispiel in Banken, Lebensmittelläden oder Gastronomiebetrieben. Für die Massentests arbeitet der Kanton mit Labors zusammen, die nicht in Basel vertreten sind: Das Labor Synlab ist für die Auswertung der Tests aus Betrieben beauftragt. Biolytix untersucht die Massentests aus Basler Schulen. 

Tschudin bestätigt, dass es zu Engpässen kommen könnte: «Die Kapazitäten vor allem im Laborbereich stehen in der Tat nicht unbeschränkt zur Verfügung, vor allem wenn allenfalls die Testungen in allen Kantonen sprunghaft ansteigen oder in einigen Kantonen erst aufgebaut werden müssen.»

Der Schweizer Arbeitgeber*innenverband und auch Economiesuisse fordern, dass die Homeoffice-Pflicht gänzlich aufgehoben wird – nicht nur für die, die testen. Das sei eine Frage der Fairness, schliesslich sei eine Testpflicht in manchen Kantonen noch immer mit grossen bürokratischen Hürden und Aufwand verbunden. 

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