Die Sonntagszeitung titelt auf der Front: «Schweizer arbeiten nur noch 31 Stunden die Woche». Der Hintergrund: Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen, dass vermehrt auch Männer Teilzeit arbeiten und die Arbeitsstunden pro Woche «pro erwerbstätige Person» auf ebenjene 31 Stunden gesunken sind – im Vergleich zu 42 Stunden im Jahr 1990. Was dabei aber vergessen geht: Wer ist überhaupt «erwerbstätig»? Die Zahl der «Hausfrauen» ist von damals 12 auf heute 3 Prozent gesunken, sprich 1990 wurde die gerechnete Arbeit auf weniger Teile der Bevölkerung verteilt als heute, die Pro-Kopf-Arbeitszeit war dementsprechend höher. Wie Seco-Amtsleiter Boris Zürcher in einem Artikel der NZZ herleitet, ist zudem die Produktivität pro Stunde gestiegen, das heisst, wir erwirtschaften pro Arbeitsstunde viel mehr als noch vor gut 30 Jahren. Vor diesem Hintergrund stellen wir Dir unsere Frage des Tages.
Arbeitest Du zu viel?
Viel zu viel. Das bedingungslose Grundeinkommen muss endlich kommen. So kann ich endlich ausschlafen und stressfrei leben. 🤷♂️
30 Stunden-Woche für alle!
Es bleibt mehr Zeit für Care-Arbeit, soziales und politisches Engagement, etc. Und dies wäre ebenfalls Arbeit und würde entlohnt. Zudem hätte man auch mehr Eigen-Zeit um sich physisch und psychisch in Balance zu bleiben.
Ohne Behinderung wäre ich wohl noch zu 100% am mich kaputt machen. Die Arbeit fehlt mir, aber ich hatte Glück, überlebt zu haben und mache das beste draus
Ich arbeite in meinem Job gerne, die Stunden stören mich nicht 41 Stunden. Eher mehr Lohn wäre nötig
Mit 80% trotzdem über 42h pro Woche gearbeitet letztes Jahr. Bis zum burn out gearbeitet. ☹️ Ich bin für die 30h Woche. Es ist einfach gesünder. Wenn der Arbeitgeber sich dran halten würde. 🤔
Flexibles Arbeiten
Als älteres Semester habe ich nun auch ein paar Jahrzehnte, wie es weiter zurückliegend kaum anders ueblich war - 100% von Mo-Fr im Buero als Arztsekretärin gearbeitet.
Seit installiertem Home office [diesbezüglich hat Corona auch Positives ingang gebracht] habe ich nun die Möglichkeit, sogar nach eigenem Gutdünken, meine Arbeitszeiten im Spital oder zuhause anzugehen!
Einfach wunderbar, persönliche Bedürfnisse können einfließen in den Tagesablauf ! So macht Arbeiten nochmal mehr Spass !!
Das was herauskommt zählt für mich
Was heisst zu viel? Bei meiner Arbeit zählt weniger die Anzahl Arbeitsstunden als das, was dabei herauskommt. Oft bin ich in 4 Tagen mindestens so produktiv wie in 5, und glücklicher auch. Dies bestätigen übrigens auch zahlreiche Experimente zur 4-Tages-Woche, die in Island, Neuseeland oder USA durchgeführt wurden. Klingt doch vielversprechend für die Zukunft, oder?
Druck und Intensität sind höher
Für mich persönlich: definitiv zu viele Stunden. Meinem Gefühl nach jedoch nein. Mein Arzt würde etwas anderes sagen (lacht). Gesellschaftlich betrachtet glaube ich nicht unbedingt, dass wir quantitativ zu viel arbeiten. Es ist aber so, dass ich beobachte, dass auch junge Menschen am Anschlag sind. Dabei handelt es sich aber nicht um ein Generationsproblem, vielmehr haben sich die Intensität der Arbeit und der Druck auf Arbeitnehmende erhöht.
Die Qualität ist entscheidend
Nein. Hingegen habe ich das Privileg, den grossen Teil meiner Arbeit spannend und lehrreich zu finden. Es wird viel über Arbeitszeit diskutiert. Wenig aber über die Qualittät dieser Zeit. Das ist erstaunlich.
Die nichtbezahlte Arbeit darf nicht vergessen werden
Ich bin sicher kein Vorbild was die Work-Life Balance angeht. Aber es stimmt für mich. Es wird nichtbezahlte Arbeit in Milliardenhöhe erbracht. Ohne diese würde unsere Wirtschaft kollabieren. Auch deshalb ist eine Arbeitszeitreduktion der Erwerbsarbeit sinnvoll. Besonders dringend ist die Arbeitszeitreduktion bei Schichtarbeit, weil sie die Gesundheit gefährdet."
Was ist "zu viel"?
Das muss jede und jeder für sich selbst entscheiden.
Aus meiner Sicht ist "zu viel", wenn grundsätzlich über längere Zeit die vereinbarte Wochenarbeitszeit extrem überschritten wird und dadurch die Work-Life-Balance nicht mehr stimmt. Arbeit kann zudem nicht nur zeit-, sondern auch mengenmässig zu viel sein, auch wenn die Work-Life-Balance stimmt. Auch spielt in der Einschätzung das Empfinden mit, ob die Arbeit, die ausgeführt wird, gerne gemacht wird und sinnvoll erscheint.
Ich gehe gerne zur Arbeit und habe das Privileg, eine Arbeit auszuführen, die mir Spass macht und mir sinnvoll erscheint. Für mich stimmt es zeit- und mengenmässig und ich habe auch meinen Ausgleich dazu. Daher: nein, ich arbeite nicht zu viel.
Planung, Flexibilität und Rücksichtnahme
Meine Arbeit als Departementsvorsteher ist so spannend und abwechslungsreich, dass ich eigentlich nie das Gefühl habe, zu viel zu arbeiten. Aber klar: Es ist schon viel Arbeit, oft auch am Abend und am Wochenende. Die Koordination mit der Arbeit meiner Frau, die Betreuung unserer Kinder und das Finden von genügend Zeit füreinander als Familie ist manchmal anspruchsvoll. Aber es funktioniert - mit Planung, Flexibilität, Rücksichtnahme und einer tollen Kita-Betreuung.
Sollte es nicht heissen: Von welcher Arbeit mache ich zu viel?
Ob ich mehr oder weniger arbeiten will, hängt von der Art der Arbeit ab: arbeite ich, weil ich will oder weil ich muss. Das Spektrum geht von Künstlern und Forscherinnen, die in ihrer Tätigkeit aufgehen über Familien-Arbeit für seine Lieben bis zu gesundheitsschädigenden Niedriglohn-Jobs ohne Ansehen. Wer privilegiert ist und gut ausgebildet, wählt eine Arbeit, die erfüllend und gut bezahlt ist, wer sehr ambitioniert ist, sucht eine Arbeit, die anstrengend, manchmal stressig und dafür sehr gut bezahlt ist und bestimmt selber, wann er arbeitet. Wer nicht privilegiert ist, muss auf Abruf arbeiten, zu Zeiten und Bedingungen, die er nicht beeinflussen kann. Dementsprechend würde ich die zu diskutierende Frage so stellen: Von welcher Arbeit mache ich zu viel?
Arbeit und Produktivität sind etwas Positives
Persönlich: Nein, ich arbeite nicht zu viel. Hätte ich weniger Arbeitslast, würde ich meinem Naturell entsprechend mehr Arbeit suchen. Und gesellschaftlich gesehen, zeigt die Statistik, dass die Gesamtarbeitszeit in der Schweiz abgenommen hat. 2021 betrug die tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit 30.6 Stunden, im Jahr 2000 belief sie sich noch auf 34.1 Stunden. Der Fachkräftemangel sollte mit Hilfe von Personen mitaufgefangen werden, die heute weniger arbeiten. Meiner Meinung nach sollte sich die Diskussion also um Lösungen dafür drehen, wie wir verschiedenen Zielgruppen ermöglichen können, mehr zu arbeiten und wie wir diejenigen, die weniger arbeiten wollen, als Gesellschaft davon überzeugen können, dass Arbeit und Produktivität etwas Positives sind.
Das gesamtgesellschaftlich Arbeitsprodukt ist zu viel, Arbeitszeitverkürzung jetzt! Vom Überschuss profitieren immer die gleichen, das hat diese Krise wieder mal deutlich gezeigt. Deswegen fehlt es an allen Ecken und Enden.
Schaffechrampfedampfe
Das ideale Arbeitsmodel für mich wäre Vier Tage Arbeiten Drei Tage frei.
Fünf Tage um 05:00 aufstehen ist zu viel, fünf Tage für ein Unternehm zu arbeiten, ist zu viel.
Investieren in weniger Arbeiten und mehr Freizeit. Heisst, 80%.