Kleidervorschrift Schule

Muss die Schule die Kleider vorschreiben?

In einer Klasse der Sekundarschule Wasgenring gelten neu Kleidervorschriften. Die Schüler*innen sollen beispielsweise keine Trainerhosen tragen – aber auch Badehosen oder Badeschlappen sind nicht erwünscht. Ebenso «zu enge oder kurze» Kleidung. Das berichtet das Regionaljournal. Vom Regi befragte Schüler*innen äussern zum Teil Verständnis, finden es aber auch schade oder traurig. Kleidervorschriften an Schulen sind immer wieder Thema. Als 2021 die Sekundarschule Muttenz Hotpants und Trainerhosen verbieten wollte, griff gemäss SRF der Kanton Baselland ein. Solche Vorschriften würden die «Freiheit der Jugendlichen einschneidend tangieren». Die Schulleitung erarbeitete danach Kleidungsvorschriften gemeinsam mit den Jugendlichen. In anderen Ländern sind derweil Uniformen an Schulen Pflicht.

824 Stimmen
Michelle Isler
Michelle Isler
Moderation
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Sasha Mazzotti, SP
Sasha Mazzotti
SP-Grossrätin

Auch mit Uniform ist Individualisierung möglich

Warum gibt die Lehrperson seiner Klasse eine Kleiderordnung vor? Was war der Auslöser? Warum nur eine Klasse? Scheuen andere Lehrpersonen den Konflikt? Oder haben sie eine einvernehmliche Lösung mit ihrer Klasse gefunden? Wie würden Eltern reagieren, wenn eine Lehrperson in Jogginghose oder Badesachen unterrichten würde? 

Ein paar Jugendliche haben gesagt, es schränke sie in ihrer Freiheit ein. Ich verstehe, dass Kleidung eine Individualisierung oder Zugehörigkeit ausdrückt. Aber was die Freiheit der einen ist, ist der Stress der anderen z.B. bauchfrei oder offenes Hemd mit sichtbarem Sixpack. 

In England ist auch mit einer Schuluniform Individualisierung möglich. Je enger der Rahmen, je kreativer. Ich habe keine abschliessende Meinung, denke aber ein gemeinsamer Prozess, wo Schüler:innen nachvollziehen können, warum nicht jede Kleidung geeignet ist für die Schule und die Lehrpersonen verstehen, warum es den Jugendlichen so wichtig ist, selbst zu bestimmen, was sie anziehen, ist wichtig.

Götz Arlt
Volksschulleitung / Leiter Sekundarstufe I Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt

Eigenverantwortung und Dialog fördern

Seit einem Bundesgerichtsurteil von 2015 dürfen Schulen nur in Ausnahmefällen Kleidervorschriften erlassen, etwa für Sicherheit im Sport oder gegen gewaltverherrlichende Symbole. Zugleich haben Schulen die Aufgabe, Jugendliche auf die Zeit nach der Schule vorzubereiten, auch bezüglich angemessener Kleidung. Da sich Jugendliche der Sekundarschule oft stilistisch von Erwachsenen abgrenzen wollen, ist das nicht immer einfach.

Viele Schulen gehen das Thema deshalb proaktiv an. Am wirksamsten ist es, wenn pädagogische Teams gemeinsam mit den Klassen Regeln erarbeiten. Das fördert Eigenverantwortung und Dialog. Verbindliche Abmachungen erleichtern zudem den Schulalltag und bereiten Jugendliche auf ungeschriebene Kleiderregeln im Berufsleben vor.

Nuria
13. August 2025 um 06:12

Kleider sollten keine Rolle spiele

Meiner Meinung nach sind Kleider heutzutage ein grosser Teil der Identität von vielen Jugendlichen, weshalb ich es falsch finde die Freiheit zur Findung des eigenen Stils einzuschränken. Ich selbst hatte eine Zeit, in der ich nur Trainerhosen getragen habe und bin aber ganz ohne Regeln und Vorschriften wieder aus dem rausgewachsen. Und nur weil jemand in der Schule Trainerhosen trägt, heisst das nicht, dass er oder sie kein Verständnis haben wird dafür, dass es im Berufsleben dann anders sein wird. Kleidung kann einem dazu verhelfen sich wohl zu fühlen in seinem Körper oder Sachen zu kaschieren, die man nicht zeigen möchte und das sollte auf keinen Fall eingeschränkt werden.

Samanta
13. August 2025 um 05:21

Falscher Ansatz

Oh, ich finde Kleidervorschriften extrem schwierig. Keine zu kurze und enge Kleidung? Mit welchem Zweck? Damit die männlichen Schüler nicht abgelenkt sind? Da sollte man doch beim Verhalten der Buben ansetzen und dieses thematisieren anstatt den Mädchen ihr Outfit zu verbieten. Für mich zeigt ein Verbot unsere Hilflosigkeit mit dem Thema. Und, warum genau keine Trainerhosen...? Versteh ich gar nicht...

Leonie
13. August 2025 um 06:38

Kontrolle statt Gleichberechtigung

Kleidervorschriften an Schulen sind unzeitgemäss, weil sie oft auf sexistischen Vorstellungen basieren, die vor allem Mädchen und junge Frauen kontrollieren. Statt Gleichberechtigung zu fördern, vermitteln sie, dass der Körper eines Mädchens ein „Ablenkungsfaktor“ sei, für den sie selbst verantwortlich ist – anstatt Jungen beizubringen, Respekt und Selbstkontrolle zu üben. Solche Regeln reproduzieren veraltete Geschlechterrollen, schränken die persönliche Freiheit ein und lenken den Fokus weg vom Wesentlichen: Bildung, kritisches Denken und individuelle Entfaltung.

Jean-Michel Héritier
Jean-Michel Héritier
Präsident Freiwillige Schulsynode Basel-Stadt

Als Präsident des Berufsverbands FSS befürworte ich keine einseitig verfügten Kleidervorschriften an den Schulen in Basel-Stadt. Dessen ungeachtet ist es mir absolut klar, dass Kleider Leute machen. Als Lehrperson achte ich darum stark darauf, meine Arbeitskleidung jeweils sorgfältig auszuwählen. Dadurch möchte ich gegenüber meinen Schülerinnen und Schüle eine respektvolle Haltung ausdrücken und versuche ich, meine Vorbildwirkung ernst zu nehmen. Gleichzeitig signalisiere ich gegenüber den Kindern und Jugendlichen stets meine Gesprächsbereitschaft fürs gemeinsame Aushandeln von Regeln und Grenzen. Dabei versuche ich, den jungen Menschen die Bedeutsamkeit einer adäquaten Bekleidung zu vermitteln - nicht zuletzt beim Thema Berufswahl.

Stefan
13. August 2025 um 07:30

falsche Frage

Eigentlich wurde es oben schon beantwortet: Es ist nicht erlaubt, den Schülerinnen und Schülern (ästhetische) Kleidervorschriften zu machen. Nur bei Gefahr und fragwürdigen Inhalt (Aufdrucke) geht das. Vor diesem Hintergrund würde mich intetessieren, wie die Sekundarschule Wasgenring das Verbot rechtfertigt.

Ueli
13. August 2025 um 07:32

Frei sich bilden geht anders

So wie Schulen die Bildung organisieren, ist sie mit einem Anwesenheitszwang verbunden. Dazu würden auch Kleidervorschriften oder nach Art des Militärs gar Uniformen passen. Frei sich bilden geht fundamental anders. Immer mehr Erwachsende gehen diesen Weg bewusst oder unbewusst mit Absentismus.

Laurie
via Instagram

Man kann ja darauf hinweisen, das reicht! Ich trage gerne stylische Flip Flops, auch Zehentrenner genannt, sind das auch Badeschlappen? Und die Jogginghosen, sind doch für viele Familien eine Möglichkeit zum sparen und für übergewichtige überhaupt eine passende Hose zu finden. Die Kinderzulagen wurden nie an die Krankenkassenprämen angepasst. Mich betrifft das alles nicht, aber ich finde, es wird mehr schikaniert statt nach besseren Lösungen zu suchen, um den Familien zu helfen.

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