Standort Basel unter Druck – was tun?
Die Ankündigung der Pharmariesen Roche und Novartis, ihre Produktion grösstenteils in die USA auslagern zu wollen, macht die Region Basel hellhörig. Bisher beteuern die Unternehmen, es gebe keine Auswirkungen für Angestellte in der Schweiz. Zudem wird am hiesigen Hauptsitz vor allem geforscht und entwickelt – und dennoch ist die Verunsicherung in Basel gross. Die Baselbieter Mitte-Nationalrätin und Präsidentin der Handelskammer beider Basel Elisabeth Schneider-Schneiter geht gegenüber Bajour davon aus, dass es nicht bei der Auslagerung der Produktion bleiben wird, sondern es auch zu einer schleichenden Verlagerung der Forschung kommen werde. Sie fordert eine Task-Force, um Schadensbegrenzung zu betreiben, denn Basel müsse Forschungs- und Innovationsstandort bleiben. Die Diskussion um Rahmenbedingungen sind also alles andere als abgeschlossen. Bürgerliche fordern nun, dass die Ausgaben nicht weiter in die Höhe getrieben werden. Gleichzeitig befürchten die Linken, dass dem sozialen Basel wie auch Klimaprojekten nun Sparmassnahmen bevorstehen.
Subventionierte Profite
Warum setzen die Liberalen sofort den Sparhammer bei den Sozialausgaben ein, bevor ein Franken weniger Steuern durch die Pharma anfällt? Die «Sozialausgaben» der Pharmafirmen bestehen ja hauptsächlich in der Ausschüttung der Hälfte ihres Gewinnes an die Aktionäre, geschätzte 13 Milliarden im Jahr. Dazu kommen die Subventionen durch die hohen Medikamentenpreise, welche das «Volk» mit immer höheren Krankenkassenprämien und der Staat mit Prämienzustüpfen bezahlen muss. Mir sind Fälle bekannt, bei denen eine Behandlung mit Krebsmedikamenten im Jahr über 120'000.- Franken kostet und eine Kostengutsprache der Krankenkasse benötigt. Was für ein Wucher, was für eine Morallosigkeit! Anstatt die Machenschaften der autoritären Politiker und der gierigen Industrie in den Fokus der Kritik zu nehmen, soll bei den Sozialausgaben gespart werden. Wie armselig ist das denn?
JA zu Massnahmen zum Schutz von Arbeitplätzen, NEIN zu Abbau auf Kosten der Bevölkerung
Wenn die Pharma-Konzerne momentan selber sagen, ihr Entscheid habe keine Auswirkungen für die Angestellten in Basel-Stadt, dann brauchts keine politischen Schnellschüsse. Für den Schutz der Arbeitsplätze im Zusammenhang mit der US-Zollpolitik sollte das bewährte Mittel der Kurzarbeit ausgedehnt und schnell angewendet werden. Die Industrie findet in der Region zudem unglaublich gute Rahmenbedingungen vor, die sich mit dem Standortpaket (auch wenn ich dieses weiterhin sehr kritisch sehe) noch verbessern. Gleichzeitig muss aber allen bewusst sein: Die Rendite in der Pharmaindustrie ist so hoch wie in kaum einer Branche. Von jedem verdienten Franken bleiben über 40 Rappen (40%) als Gewinn übrig (Bei Swatch im Vergleich sind es 2,5%). Diese Rendite ist nicht naturgegeben und geht auch auf Kosten der Patient*innen. Ein Abbau auf Kosten der Bevölkerung wäre zudem der völlig falsche Schluss: Investitionen in Soziales, Bildung und Wohnen bilden den Rückgrat eines starken Kantons Basel-Stadt.
Zu viel zivilisiert
Seit mehr als 200 Jahren brettert die sogenannte zivilisierte Welt apokalyptisch getrimmt in eine Zukunft, die eigentlich keine sein kann. Immer noch schneller und zugleich mit immer noch grösseren sogenannten Fortschritten. Die Welt, in der wir leben, wird zurzeit rigoros in Trümmer zerlegt. Von kranken Machthabern als Brandbeschleuniger für eine «Zuvielisation», die in Tat und Wahrheit schon länger an sehr vielen Ecken und Enden brennt. Es ist eine Welt, die von Gier, Herrsch- und Vergnügungssucht sowie von Zerstörungswut geprägt ist. Sie manifestiert sich als ein Trauma mit sowohl individuell als auch kollektiv wirksamen Folgen.
Die Zeit ist Reif für eine Transformation der Pharma
Der Pharma Standort Basel ist nicht unmittelbar unter Druck, aber natürlich ist damit zu rechnen, dass die Konzerne mittelfristig auch Forschungseinheiten in Richtigung USA verschieben. Big Pharma kennt keine Heimat, sondern richtet sich nach Profitmaximierung aus. Umso mehr ist es an der Zeit in Basel das Klumpenrisiko von Big Pharma zu reduzieren. Denn es ist völlig gerechtfertigt, dass die Pharmakonzerne ihre Wucherpreis-Politik in den USA beenden müssen. Sie erzielen auch mit tieferen Preisen immer noch genügend Gewinne. Vielleicht sinken dann bei uns mit der Zeit die Steuereinnahmen durch die Konzerne, dafür leiden andere Wirtschaftszweige weniger unter absurdem Zolldruck. Um die Abhängigkeit von Big Pharma zu reduzieren, muss Basel ihren Pharmastandort so weiterentwickeln, dass andere Segmente der Pharma gestärkt werden. Es geht um die Entwicklung von Public Pharma, die sich am Bedarf der Versorgung anstelle des Profits ausrichtet. Mit dem Basler Pharma-Fonds stossen wir dies an.