«In Basel gibt es kaum Hip-Hop»

Das Basler Artist Collective «WOODLAND» möchte Kultur schaffen: So rappt am 25. März der Hip-Hop-Künstler Nativ in der Kaserne. Im Gespräch über den Musikmarkt sagt Gründer Joscha Vincent Lafayette: «Ich freue mich auf einen geilen Abend.»

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Joscha Vincent Lafayette lebt für das, was er tut: Hip-Hop. (Quelle: Noëmi Laux)

«Ich bin ready», sagt Joscha Vincent Lafayette und klatscht sich auf die Oberschenkel. Er wirkt entspannt, unkompliziert – den Businessmann sieht man ihm nicht an. Und doch wird schnell klar, dass er Grosses vor hat, zielstrebig ist und etwas verändern will. Oder, in seinen Worten: hungrig ist. Hungrig auf die Welt, auf den Erfolg mit seinem Kollektiv, hungrig auf Movement. 

Vor drei Jahren gründete Lafayette gemeinsam mit einem seiner engsten Freunde Amos (ThiefInTheNight) «WOODLAND» – eine Management Company und Creative Collective mit Sitz in Basel und Berlin. Mittlerweile stehen zehn Artists, grösstenteils aus Basel, einige aus Deutschland, bei ihnen unter Vertrag. Zudem gehören vier Produzenten, mehrere Visual-Artists und Manager*innen zur Crew, «und ich, der ein bisschen alles macht», ergänzt Lafayette und lacht.

Spricht Lafayette über sein Label, dann drückt er schon ein bisschen durch, der Geschäftsmann. Er weiss sich und sein Label zu verkaufen. Man merkt aber auch, dass er für das lebt, was er tut: Hip-Hop. Nicht nur sieht man es ihm an: er trägt einen schwarzen XXL-Hoodie, Nikes, Cap, Ringe an den Fingern. Man spürt es vor allem in der Art, wie er über seine Künstler*innen, die Musik und seine Pläne spricht.

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Im Bild: Amos (ThiefInTheNight), der mit Joscha Vincent Lafayette zusammen das Artist Collective «Woodland» gegründet hat. (Quelle: «WOODLAND»)

«Bei uns in der Crew sind ganz verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen. Ich denke, diese Vielfalt ist es auch, die uns ausmacht.»

Joscha Vincent Lafayette, Artist Collective «Woodland»

Nach dem Wirtschaftsgymnasium in Basel studierte Lafayette Musik Business in Mannheim, danach absolvierte er ein Semester am Columbia College in Chicago. Aktuell bewegt er sich grösstenteils zwischen Berlin und Basel. Die Grossstadt Berlin fasziniert ihn und dennoch kommt er immer wieder gern in seine Heimat zurück. «In Basel ist meine Base, hier hat alles angefangen, hier lebt ein Grossteil meiner Freunde und Familie. Ich liebe Basel aber nicht nur, weil ich hier aufgewachsen bin, sondern weil die Stadt sehr liberal, weltoffen und multikulturell ist.» Zentrale Werte, die er auch mit seinem Label stark in Verbindung bringt. «Bei uns in der Crew sind ganz verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen. Ich denke, diese Vielfalt ist es auch, die uns ausmacht.» Die «WOODLAND»-Künstler*innen machen in insgesamt fünf Sprachen Musik: Englisch, Französisch, Italienisch, Hochdeutsch und Spanisch.

Musiktechnisch sei es schwierig, in der Schweiz Fuss zu fassen. «Die Schweizer Musik- und Kreativszene ist enorm klein und schwerfällig. Es gibt kaum Institutionen, die Jugendkultur früh erkennen und fördern. Das vermisse ich sehr an Basel; insbesondere im Vergleich zum Ausland.» Deshalb sei es wichtig, ergänzt Lafayette, Sichtbarkeit und Platz für einen Austausch zu schaffen. Etwa am 25. März: Da organisiert die Crew ein Konzert in der Kaserne. «In Basel gibt es eine grosse Techno-Community, aber nur sehr wenig Hip-Hop. Uns ist es ein Anliegen, hier stattzufinden, in Basel Kultur zu schaffen.»

«Das wird ein Experiment. Nativ macht zwar Mundart-Rap, aber ich denke, die Kombination wird spannend und das Event ein nices Family-Joint.»

Joscha Vincent Lafayette, Artist Collective «Woodland»

Das Line-Up besteht aus einer Kombination von eigenen und externen Künstler*innen: Nativ, einer der aktuell populärsten Schweizer Hip-Hop-Acts wird als Main-Artist auf der Bühne stehen. Ausserdem: ThiefInTheNight und Naomi Jet – zwei Basler*innen, die englischen Sound machen. Anschliessend gibt es eine Afterparty mit zwei lokalen Hip-Hop-DJs: Franky Stache & Janiv Oron (Goldfingerbrothers). 

Bis jetzt liefen die letzten Vorbereitungen nach Plan. Diese Woche fanden die letzten Soundchecks statt. Jetzt ist er ready, sagt Lafayette und grinst: «Das wird ein Experiment. Nativ macht zwar Mundart-Rap, aber ich denke, die Kombination wird spannend und das Event ein nices Family-Joint.» Das Set von ThiefInTheNight haben sie dem eher oldschool-lastigen Sound von Nativ angepasst. Amos habe in letzter Zeit viel Afrobeats produziert, die er am Samstag auspacken wird. «Ich bin echt gespannt, wie die Crowd reagiert, freue mich einfach auf einen geilen Abend und ich hoffe, dass die Leute die unterschiedlichen Styles fühlen werden.»

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