Barbara hat die Zügel in der Hand
Barbara Bigler startete 1990 als Sekretärin beim FCB und ist dem Club seither treu. 30 Jahre später ist sie Stütze beim FCB. Didi-Kolumnist Beni Pfister sagt deshalb: «Merci, Barbara!»
Der Marktplatz ist gerammelt voll. Tausende Fans sind freudig in die Innenstadt geströmt, um mit dem FCB den Meistertitel zu feiern. Die fünfjährige Barbara erlebt den grossen Moment im Sommer 1972 auf den Schultern ihres Vaters mit. Der Lärm ist für das junge Mädchen sicher ohrenbetäubend, als die Massen den Stars um Karli Odermatt, Ottmar Hitzfeld, Otto Demarmels und Trainer Helmut Benthaus zujubeln.
18 Jahre später. Das kleine Mädchen von 1972 hat inzwischen eine kaufmännische Lehre abgeschlossen und arbeitet bei einer Bank. Ein sicherer Job. Dennoch bewirbt sie sich auf eine Stelle, die in einem Inserat in der Gratiszeitung «Doppelstab» ausgeschrieben ist. Der FC Basel sucht 1990 eine Nachfolge für die langjährige Sekretärin Lotti Besenbeck.
«Am Morgen war nicht immer klar, ob man am Abend noch einen Job hat.»
Barbara Bigler bekommt den Job. Und ist hin- und hergerissen. Sie ist FCB-Fan und freut sich über die Zusage. Aber sie setzt sich einem wirtschaftlichen Risiko aus. Der FCB spielt in der Nationalliga B und steht finanziell vor dem Abgrund. Der Lohn wird oft zu spät überwiesen und am Morgen ist nicht immer klar, ob man am Abend noch einen Job hat. Biglers Eltern versprechen ihr, sie finanziell zu unterstützen, falls sie den vereinbarten Lohn vom FCB nicht erhalten würde.
Bigler beisst sich aber durch. Sie bleibt dem in seiner Existenz bedrohten Club treu und hilft an vorderster Front mit, die Strukturen im administrativen Bereich weiter aufzubauen.
Schaut Bigler zurück, waren die finanziellen Probleme nicht der einzige Stolperstein. Vor allem zu Beginn sei ihre Kompetenz, als junge Frau eine solche tragende Rolle in einem Fussballclub zu haben, in Frage gestellt worden, erzählt sie in einem Interview für das Buch «Der FC Basel und seine Stadt». «Ich muss mehr leisten, als ein Mann auf meiner Position leisten müsste.»
Profitieren konnte Bigler von ihrer eigenen Erfahrung als Fussballerin. Sie war beim FC Concordia und bis vor wenigen Jahren beim FFC Therwil aktiv. Auf dem Platz war sie eine unangenehme Gegenspielerin. Ihren Stil beschrieb sie selber einst als «hart aber fair».
Obwohl Barbara Bigler in inzwischen 30 Jahren beim FCB mit dem Club das komplette emotionale Programm von Himmelhoch-jauchzend bis zu-Tode-betrübt mitmachte, sticht ein Ereignis besonders hervor: Der Aufstieg in die Nationalliga A 1994.
Nach vielen Jahren sportlichen und finanziellen Schwierigkeiten brachte der Aufstieg zum ersten Mal richtig positive Emotionen. Es ist auch für Barbara Bigler der emotionalste Moment ihrer Zeit beim FCB.
FCB-Aufstiegstrainer Claude «Didi» Andrey erinnert sich gerne. «Barbara war im administrativen Bereich die zentrale Ansprechperson für mich. Jeder Besuch im Sekretariat war eine Freude», sagt er. Barbara sei «vraiment quelqu'un de bien».
Auch Reto Baumgartner, seit November neu gewählter Präsident des Vereins FC Basel 1893, erinnert sich gerne an die Zeit mit Bigler. Er stiess 1990 als Spieler zum FC Basel. Rückblickend sagt er: «Barbara Bigler hatte die Zügel in der Hand.»
Die Bedürfnisse der Spieler seien überblickbar gewesen, grosse finanzielle Sprünge lagen ja nicht drin. Bigler habe aber für alle ein offenes Ohr gehabt und die Wünsche der Spieler so gut es ging erfüllt. Dass Bigler heute noch beim FCB arbeitet, freut Baumgartner: «Sie hat ein riesiges Know-How und ist bestens vernetzt. Barbara ist eine wichtige Stütze.»
«Der Club ist eine 24-Stunden-Aufgabe.»
Wichtiges Bindeglied zwischen der Geschäftsstelle und der aktiven Mannschaft ist seit Jahrzehnten Gusti Nussbaumer. Der Kontakt zu Barbara Bigler ist deshalb eng und vertraut. «Uns verbindet, dass der FCB für uns eine Herzensangelegenheit ist. Der Club ist eine 24-Stunden-Aufgabe.» Bigler sei sehr akribisch und habe einen hohen Anspruch an die Qualität ihrer Arbeit.
Die Strukturen beim FCB haben sich in den 30 Jahren, die Barbara Bigler schon dabei ist, enorm verändert. Die Geschäftsstelle besteht nicht mehr aus einem Sekretariat mit einer Teilzeitstelle, sondern aus verschiedenen Abteilungen wie Kommunikation, Marketing&Sales, Finanzen, HR, Digital Business, Spielbetrieb und Clubkultur, denen eine operative Leitung vorsteht.
Barbara Bigler ist «Direktorin Spielbetrieb» und verantwortlich für alles, was mit dem Spiel zu tun hat. Zumindest auf dem Papier. In Wirklichkeit ist sie aber vielmehr. Sie ist Ansprechperson für Fans, die vor der Generalversammlung keine Unterlagen erhalten haben. Sie organisiert Preise und ein FCB-Team für ein Pub-Quiz im Didi Offensiv. Sie nimmt jede Anfrage und jedes Anliegen ernst. Sie gibt dem Club ein Gesicht. Seit 30 Jahren. Merci, Barbara!