Heute wird im Grossen Rat über Gratis-Periodenprodukte diskutiert. Der Regierungsrat hat bereits mitgeteilt, dass an allen Basler Schulen Binden und Tampons gratis zur Verfügung stehen sollen – entsprechende Pilotprojekte laufen, die Universität Basel will gemäss Baseljetzt das Angebot definitiv einführen. Eine Petition aus dem Jugendparlament fordert dieses Angebot nun auf allen öffentlichen Toiletten – also nicht nur in Bildungseinrichtungen ab Sekundarstufe, sondern auch in kantonalen Gebäuden und in Hotels. Die Initiant*innen argumentieren, dass Menstruationsartikel auf gleicher Stufe wie Seife und WC-Papier zum Grundbedarf gehören und diese insbesondere für Notfälle zur Verfügung stehen sollen. Ausserdem sehen sie darin eine Möglichkeit zur Enttabuisierung des Themas und für mehr Gleichstellung.

Braucht es gratis Tampons und Binden in öffentlichen Toiletten?

1429 Stimmen
Franziska Zambach
Franziska Zambach
Moderation
Top antworten
Nima
10. Mai 2023 um 05:14

Die Geschichte einer Person im Teenageralter

Ich bin Lehrerin einer Primarschule in Basel. Gerne erzähle ich die Geschichte eines 12-jährigen Mädchens, welches noch ganz unregelmässig und immer wieder überraschend ihre Periode bekommt. In ihrer Grossfamilie zuhause wird schon jeder Franken umgedreht und da sind die „paar Franken“ für Menstruationsprodukte für 4 Mädchen und die Mutter einfach zu viel. Und nun? Das Mädchen kommt in diesen Tagen nicht in die Schule, verpasst Unterrichtsinhalte und den sozialen Austausch mit ihren Freund:innen. Ist das nun fair? Bei mir stehen nun immer Binden und Tampons im Klassenzimmer zur Verfügung, von mir privat bezahlt und so wichtig für viele meiner Schülerinnen.

Anouk Feurer
Anouk Feurer
Grossrätin GAB, angefragt von Bajour

Ja!

Die Hälfte der Population ist von Menstruation und Zwischenblutungen betroffen. Die können zu jedem Zeitpunkt eintreten und sind nicht kontrollierbar. Dementsprechend sind gratis Hygieneartikel in öffentlichen Toiletten eine kleine Veränderung, die aber unangenehme und ärgerliche Momente von Betroffenen verhindern können.

Charlotte Staehelin
Charlotte Staehelin
Kommunikation Erziehungsdepartement Basel-Stadt, angefragt von Bajour

Hilfe für Schülerinnen

Die Schulen können mit der Abgabe von Binden und Tampons einen Beitrag leisten, stressige und unangenehme Situationen aufgrund der Menstruation im Schulalltag zu vermeiden respektive zu bewältigen. Das Erziehungsdepartement ist aktuell daran, die bewährte Praxis, kostenlos Hygieneartikel zur Verfügung zu stellen, auf alle Schulen auszuweiten und verpflichtend einzuführen. Fragen wie diejenige nach dem Bedarf oder der konkreten Umsetzung werden derzeit geklärt.

Tamara Alù
Tamara Alù
Präsidentin FDP Frauen

Den Mehrwertsteuersatz zu senken war die richtige Massnahme

Hinter der Forderung steht einerseits die Periodenarmut, monatliche Hygieneartikel sind teuer. Ich begrüsse es daher sehr, dass der Mehrwertsteuersatz auf diese Hygieneprodukte gesenkt wurde, damit sich alle diese leisten können. Ich bin allerdings gegen gratis Hygieneartikel an öffentlichen Einrichtungen. Denn hinsichtlich dem Argument zum überraschenden Eintreten der Menstruation: ich sehe es nicht als Staatsaufgabe, Abhilfe zu schaffen, wenn Studentinnen und Schülerinnen von ihrer Blutung überrascht werden. Vielmehr plädiere ich auf Eigenverantwortung, Tampons oder Binden immer dabei zu haben, denn diese Überraschung wird (leider) noch sehr lange über Schul- oder Studiumsschluss andauern. Dass Hotels dies zudem auch anbieten müssten, ist für mich ein No-Go. Ein gefährlicher Ansatz für die Privatwirtschaft, wenn diese Gratismentalität vom Staat vorgeschrieben wird.

Jessica Brandenburger, Co-Präsidentin SP Basel-Stadt
Jessica Brandenburger
Grossrätin SP, angefragt von Bajour

Kleiner Schritt in die richtige Richtung

Ja, es macht Sinn kostenlose Menstruationsartikel auf öffentlichen Toiletten zur Verfügung zu stellen. Ein ungezwungener, niederschwelliger Zugang führt zu einer Enttabuisierung der Menstruation, was ich wichtig finde. Die Kosten sind zudem überschaubar. Es ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.

Una Schmid
Una Schmid
Co-Präsidentin Junger Rat und Projektleiterin Jugendparlament, angefragt von Bajour

Wichtige finanzielle Entlastung

Ich persönlich bin der Meinung, dass öffentliche Toiletten Menstruationsartikel bereitstellen sollten. Diese Forderung wurde im Jugendparlament diskutiert und einstimmig angenommen. Es ist an der Zeit, dass das Thema enttabuisiert wird und es ist eine wichtige finanzielle Entlastung für die bereits marginalisierte Gruppe menstruierender Personen.

Simone
10. Mai 2023 um 16:39

Menstassen für alle

Alle 5 Jahre eine Menstasse gratis bzw. über Krankenkasse und das Problem ist gelöst. Sicherheit, Komfort und keine chemisch behandelte Binden und Tampons am/im Körper. Und das beste, kein anorganischer Abfall.

Ursula
10. Mai 2023 um 05:57

Selbstverantwortung

Früher hatte man immer ein Paket Taschentücher, eine Binde/ Tampon, einen Kamn in einem kleinen Beutel dabei - in der Schule, an der Universität und später im Berufsleben. Ist das heute nicht mehr zumutbar? Die Forderung nach Gratis Menstruationsutensilien ist infantil.

Christoph A. Müller
10. Mai 2023 um 08:12

Jaaaaaaaaaaaaa

Als Männer können wir dankbar sein, keine Monatsblutungen zu haben. Als kleinen Beitrag zur Erleichterung an die andere Hälfte der Menschen, die jeden Monat ein paar Tage lang mehr oder weniger darunter leiden, ist die Gratisabgabe von Menstruationsartikeln das absolute Minimum. Man(n) könnte sich ja auch eine Sondersteuer für Männer vorstellen, mit der nicht nur Tampons, sondern auch die Arbeitsausfälle finanziert würden. Warum sollten wir als Nicht-Menstruierende uns daran nicht beteiligen, bzw. jene, die die biologischen Nachteile tragen, in bescheidenem Rahmen dafür entschädigen? Kannitverstan.

Selina
10. Mai 2023 um 08:20

Es braucht unbedingt gratis Periodenprodukte in allem öffentlichen Toiletten (auch in Männer Toiletten).

Ich hätte mich ausserdem gefreut, wenn du von menstruierenden Personen gesprochen hättest, da es ja auch nichtbinäre und transmänner gibt, die menstruieren.

Ja und Nein. Es soll haben, aber nicht gratis. Ein kleiner Beitrag finde ich gerechtfertigt.

JSVP Shooting am Samstag, 22. Juni 2019 in Basel. © Photo Dominik Plüss
Laetitia Block
Vizepräsidentin SVP Basel-Stadt. angefragt von Bajour

Gratismentalität nicht Staatsaufgabe

Ich bin gegen eine kostenlose Abgabe von Tampons und Binden, egal ob an Schulen oder in der Universität. Ich wehre mich entschieden gegen diese Gratis-Mentalität. Denn wo würde bei diesen Forderungen nach Gratisprodukten die Grenze gezogen? Weshalb sind Rasierer, Brillen oder Allergikermedikamente nicht kostenlos? Es gibt viele Produkte, die nur eine bestimmte Bevölkerungsgruppe benötigen. Aber es ist nicht die Aufgabe des Staates, diese Produkte kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Definitiv!

Und dies schon seit es dort gratis Toilettenpapier gibt. Zudem sollen diese Hygieneartikel zusätzlich von der Gesundheits/Krankenkasse übernommen werden. Es sollte auch gesetzlich verankert werden, dass das biologisch, weibliche Geschlecht anrecht auf monatlich definierte & bezahlte Fehlstunden bei der Lohnarbeit hat.

Oder vielleicht fragt die Welt die betroffenen Personen mal selber, was sie denn benötigen? Dies wäre diesbezüglich der Mindestbeitrag an eine Gesellschaft. An Menschen, die körperlich monatlich bereit sind, Kinder auszutragen.

Die Welt ist von Typen gebaut - und genau da stehen wir immernoch!

Martina Büttner

Wir haben doch die Automaten mit allem, was mann oder frau so brauchen könnte...ausgestattet mit Twint oder Kartenzahlung passt das doch... und in der Tasche hat jede Frau einen eigenen Vorrat... ein klares nein!

brauchen sicher nicht, aber wenn es angeboten wird, finde ich das sehr toll! Man soll nicht immer mehr fordern, sondern auch einfach mal zufrieden und dankbar sein mit dem, was man hat oder einem zur Verfügung gestellt wird.

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