Brauchts Kulturberichterstattung in Basel?
Sandra Bothe
Klar soll über das lebendige Kultur- und Kunstangebot in Basel berichtet werden. Die #kultur ist ein zentrales Kennzeichen unserer Stadt. Sie ist identitätsstiftend, fördert den Austausch breiter Bevölkerungsgruppen und die lokalen und regionalen Besonderheiten, dennoch ist sie weltoffen.
Das kulturelle Klima ist massgebend für unsere Stadtkultur, unser Lebensumfeld und die Lebensqualität der Basler und Baslerinnen. Darüber zu berichten ist wichtig, um viele Leute zu erreichen und für die Themen in der hiesigen Kulturbranche zu sensibilisieren, ja zu begeistern. Kultur und Kunst machen unsere Stadt erst aus.
Publikum sucht Einordnungen, Hintergründe, Diskussionen
Ja, es braucht unbedingt eine substantielle Kulturberichterstattung. Das Kulturleben in Basel ist so reich und vielfältig, was im Moment in den Medien nicht adäquat abgebildet wird. Das Publikum sucht doch Einordnungen, Hintergründe, Diskussionen: eigentlich das Kerngeschäft der Medien, würde man denken.
Aufs Lokale schauen
Die Besonderheit von Kultur und eben ihrer Berichterstattung ist ja, dass dabei ausnahmsweise nicht der Profit (und damit die Anzahl Klicks) tonangebend ist und sein soll. Stattdessen wird ein gesellschaftsanalytischer Dialog geführt, der sich nicht auf «sex and crime»-Schlagzeilen herunterschreiben lässt. Diesen Diskurs zu verlieren wäre fatal, gerade in einer Zeit, in der das Verlangen nach einfachen Antworten auf komplexe Probleme so gross ist.
Durch die «Vermantelung» von Regionalmedien beschränkt sich der Kulturteil vermehrt auf internationale Namen und verliert die lokalen Kunstschaffenden aus dem Blick. Dabei brodelt und köchelt es dort an allen Ecken, besonders in einer Kulturstadt wie Basel. Und im Gegensatz zu einem Aboprogramm zeigt sich doch genau da im Kleinen, was die Baslerinnen und Basler umtreibt und wie es sich in ihrer Kunst äussert. Und dort wollen wir nicht mehr hinschauen?
Wir sind froh, wenn überhaupt berichtet wird
Wenn vor einigen Jahren noch mehrere Rezensionen zu einer Produktion erschienen sind, freuen wir uns heute bereits, wenn überhaupt berichtet wird. Auch die Anmeldungen zu Pressekonferenzen sinken. Wir wünschen uns wieder ein grösseres Interesse der Medien an den Theater- und Tanzproduktionen der freien Szene.
Während die Qualität der Berichte nicht grundsätzlich schlechter geworden ist, bemerken wir, dass zunehmend wechselnde, freie Mitarbeiter*innen für die Kulturberichterstattung eingesetzt werden – langfristige journalistische Begleitungen, die eine kritische Gesamtsicht des Programms spiegeln können, existieren zwar, werden aber spürbar seltener.
Kultur und Kunst machen unsere Stadt erst aus
Klar soll über das lebendige Kultur- und Kunstangebot von Basel berichtet werden. Sie ist ein zentrales Kennzeichen unserer Stadt. Sie ist identitätsstiftend, fördert den Austausch breiter Bevölkerungsgruppen und die lokalen und regionalen Besonderheiten, dennoch ist sie weltoffen. Das kulturelle Klima ist massgebend für unsere Stadtkultur, unser Lebensumfeld und die Lebensqualität der Basler und Baslerinnen. Darüber zu berichten ist wichtig, um viele Leute zu erreichen und für die Themen in der hiesigen Kulturbranche zu sensibilisieren, ja zu begeistern. Kultur und Kunst machen unsere Stadt erst aus.
Breite und Diversität berücksichtigen
Kultur hat in Basel eine lange Tradition und eine hohe gesellschaftliche Relevanz, Stichwort Kulturstadt Basel. Und die mediale Berichterstattung sollte sich mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinandersetzen. Dementsprechend: Ja, es braucht Kulturberichterstattung. Wünschenswert wäre zudem, dass diese die Breite und Diversität des lokalen Kulturschaffens berücksichtigt und relevante und innovative Strömungen im kulturellen Leben der Region sichtbar macht.
Was und wie?
Ich bin mal kurz etwas ketzerisch: Klicks können nicht die einzige Währung in unserem Beruf sein. Aber sie sind ein Hinweis darauf, welche Texte die Menschen da draussen gerne lesen. Also kann die Frage nicht alleine lauten: Braucht es Kulturberichterstattung? Sondern: Welche Kulturberichterstattung braucht es? Wem bringt zum Beispiel ein Vernissagenbericht etwas, wenn er nicht gelesen wird? Relevanz ergibt sich nicht aus der reinen Berichterstattung alleine. Sondern dadurch, dass sie so spannend, reibend und ja, auch unterhaltend ist, dass sie gerne konsumiert wird. Und – ganz wichtig – ausserdem braucht es Menschen, die bereit sind, Geld für diese Berichte auszugeben. Journis leben ja auch nicht von Luft und Liebe.
Sichtbarkeit der Kultur
Kultur ist relevant. Information ist relevant. Kritik ist relevant. Die aktuelle Entwicklung in den Medien beobachten wir mit Sorge. Kultur braucht Berichterstattung, sonst wird sie still und einsam.
Massiv abgenommen
Ich beobachte, dass die Kulturberichterstattung ganz massiv abgenommen hat. Seit rund einem Jahr hat die BaZ die Berichterstattung von Premieren zurückgefahren. Das ist frappierend für mich: Die BaZ kann es machen und niemand reklamiert es. Und das in einer Stadt, die in den 60er-Jahren dafür gestimmt hat, dass der Staat Picasso-Bilder ankauft. Früher hätte es einen Aufstand gegeben, wenn die Kulturberichterstattung so eingedampft worden wäre.
Ja…
… und Bajour könnte mit gutem Beispiel voran gehen. 👌🏻
Kultur ist systemrelevant
Ohne Kultur wird’s düster. Man muss sie geniessen. Erleiden. Darin abtauchen. Weg vom Alltag, von den ewig schlechten News. Über Kultur muss man reden. Sie diskutieren. Sie ist systemrelevant. Warum also sollte man darüber nicht mehr schreiben oder lesen wollen?
Kulturberichterstattung ist unerlässlich
Es ist ein Armutszeichen und Alarmzeichen, dass wir in der Stadt Basel eine solche Frage beantworten müssen. Eine Kulturstadt, die ihre lokalen Kulturberichterstattung nicht mehr mit der Öffentlichkeit teilt, ist keine Kulturstadt mehr. In diesem Zusammenhang auch die Bitte an Bajour, mehr in diesem Bereich zu tun!
Wichtige Diskussionsanstösse
Kultur ist ein existenzieller Teil des Gesellschaftslebens der Kulturstadt Basel (darf man die überhaupt noch so nennen?), da das Kulturschaffen wichtige Diskussionsanstösse geben kann. Wesentlich dafür ist, dass qualitativ hochstehende Impulse nicht in geschlossenen Kreisen verpuffen, sondern Stadtgespräch werden. Eine professionelle, unabhängige und vielfältige Berichterstattung ist dazu unabdingbar.
Es ist ja nicht anzunehmen, dass die BaZ den Abbau zurücknimmt. Was ist die Alternative? Die Kulturschaffenden müssen schon heute selbst für Publizität sorgen. Die Mittel, die sie dafür immer mehr aufwerfen müssen, fehlen im eigentlichen Kulturbudget. Zudem geraten sie in den Verdacht der Eitelkeit und des Selbstlobs. Weniger schrille und marktschreierische Projekte gehen unter.
Ist das Kunst oder kann das weg?
«Was nicht klickt, kann weg», bietet Bajour als anzuklickende Option an. Da war doch mal was: «Ist das Kunst oder kann das weg»?
Nur was bleibt dann? Das, was sowieso tagein tagaus auf allen Portalen, ob digital oder analog zu finden ist? «Leben und Gesellschaft» subsumiert Geschichten von Stars und Skandälchen, austauschbar und omnipräsent abrufbar. Von jeglicher Relevanz weit entfernt, ein Echo oder eine Auseinandersetzung darüber erübrigt sich…
Kunst kann im stillen Kämmerlein entstehen, zur Kultur wird sie erst im Dialog und in der Auseinandersetzung mit einer Öffentlichkeit. Und damit letztere stattfinden kann, braucht es Vermittlung, von unterschiedlicher Seite. Seitens der Medien findet diese trotz einer mehr als beeindruckenden Kulturlandschaft in Basel deutlich weniger statt.
Jetzt stellt die BAZ ihre Kulturberichterstattung neu auf, eine Chance – bleibt zu hoffen, dass an den richtigen Stellschrauben gedreht wird.
Weniger Platz in den Medien
Wir beobachten seit Jahren mit Besorgnis, wie die Kulturberichterstattung in den lokalen (wie auch nationalen) Medien abnimmt. Der Platz dafür in den Zeitungen, aber auch auf deren Onlineportalen wird zusehends kleiner. Vakante Stellen werden nicht besetzt und die klassische Kulturberichterstattung wird an den Rand gedrängt, mit Lifestylethemen verschmolzen oder regelrecht eliminiert.
Gerade für eine Stadt wie Basel, die sich gerne und zu Recht ‹Kulturstadt› nennt, ist der langsame Tod der Kulturberichterstattung verheerend.
Neueste Entwicklungen wie bei der Basler Zeitung, wo die lokale Kultur künftig auf den Lokalseiten abgehandelt wird, beunruhigen uns als kulturelle Institution sehr.
Wär sehr gut. aber kann auch verstehen wenn da als erstes gespart wird. Im Gegensatz zu Kulturveranstaltungen werden Lokalpolitik und -ereignisse nicht von den Veranstaltern präsentiert und sind ohne journalistische Aufbereitung nicht so leicht auffindbar.
Kultur und Medien stärken unsere Demokratie
Kultur – und damit auch Theater – ermöglicht eine öffentliche Auseinandersetzung und Diskussion über gesellschaftlich und politisch relevante Themen und Meinungen. Gewaltfrei (!), manchmal anspruchsvoll, manchmal unterhaltend oder auch beides. Damit stärkt Kultur unsere Demokratie und unseren Zusammenhalt. Genau das versprechen auch Medien zu tun, um ihren Nutzen und staatliche, finanzielle Unterstützung als Service Public zu rechtfertigen. Deshalb gibt es für die BaZ und ihre Besitzerin Tamedia aus Zürich durchaus eine Verpflichtung, das kulturelle Leben in Basel kompetent zu begleiten und damit auch zu fördern. Relevanz und Qualität der kulturellen Aktivitäten sollten dabei im Vordergrund stehen und nicht aus der Zeit gefallene Schubladisierungen. Wie die BaZ ihre Kulturberichterstattung neu gestaltet, kann eine Chance für die BaZ selbst und das Kulturleben in unserer Stadt sein. Wir hoffen, dass wir diesbezüglich einen Dialog führen können.
Meinungsbildung darf nicht fehlen
Berichte über unsere Arbeit und das, was wir hier schaffen, dienen der Meinungsbildung – besonders in einer Kulturstadt wie Basel darf dies nicht fehlen.
Ran an die Marktlücke, bajour!
Unbedingt braucht es Kulturberichterstattung in den Medien, und zwar eine umfassende, hochgradig diverse – vom selbstorganisierten Kleinst-Event, den nur zwei Personen gesehen haben, über Aktivitäten der Kulturinstitutionen bis hin zu den Blockbustern. Die Berichterstattung soll die ganze Bandbreite der kulturellen Tätigkeiten in der Region widerspiegeln und differenzierte Diskurse anregen. Genau das erwarte ich von einem seriösen, unabhängigen Medium. Dass eine Kulturstadt wie Basel in der BaZ keinen eigenen Kulturteil mehr haben soll, ist nicht nur absurd, sondern ein Eigengoal. Ran an die Marktlücke, bajour. Und weg von der Klick- und Like-Sklaverei.
Service culturel
Ja, und zwar mehr denn je!!! Die grossen Tageszeitungen berichten generell weniger über Kulturthemen und wenn doch, oft nur noch über Inhalte, die sich schweizweit mehrfach verwerten lassen. Das Nachsehen haben kleine und lokale Kulturanbietende, die in den Medien schlichtweg nicht mehr vorkommen. Und von wem man nicht weiss, dass es ihn gibt, der hat auch kein Publikum mehr – ein fataler Teufelskreis.
Dem versucht sich unser Kulturmagazin, die ProgrammZeitung, mit aller Macht entgegenzustellen – einerseits in unserer Zeitschrift mit monatlich mehr als 30 eigens für uns recherchierten, redaktionellen Artikeln und andererseits mit der umfangreichsten Agenda auf dem Platz Basel (16'000 Veranstaltungshinweise pro Jahr, Print + online), die nicht nur für die Leserschaft, sondern auch für alle Kulturschaffenden gratis ist. Damit wollen
wir – im Sinne eines Service culturel – einen wertvollen Beitrag leisten, damit das Kulturleben in der Region Basel weiter floriert.
Braucht Basel Kultur?
Genauso gut könnte man die oben stehende Frage stellen. Man könnte ja Kultur auch in Zürich geniessen, und wäre Dank der BZ gut über das dortige Schaffen orientiert. Sarkasmus aus: die Kulturstadt Basel verdient eine angemessene Berichterstattung über deren vielfältiges Angebot. Abstimmungsresultate, wie z.B. die Trinkgeld-Initiative, zeigen auf, dass die Bevölkerung das reichhaltige Angebot der Stadt schätzt / stärken will. Es wäre überaus schade, wenn die Medien dieses Bedürfnis nicht (mehr) befriedigen würden...
Es bräuchte, ich finde aber in keinem Medium der Region etwas, was diesen Namen verdiente.
Kultur kostet, aber keiner will bezahlen
Wir leben in einer Welt, in der niemand mehr für Inhalte bezahlen will. Ich wage mal zu behaupten, dass ein Grossteil derer, die hier "Unbedingt. In der Kulturstadt Basel gehört das zum Service Public." angeklickt haben, selbst keine bezahlte Tageszeitung abonniert hat. In der Folge müssen einen solche Meldungen nicht wundern, denn genau hier liegt das Problem.
Aber sicher.
Banausenhaftes Unverständnis
Der Entscheid, die eigenständige BaZ-Kulturseite aufzugeben und in den Lokalteil zu integrieren und dabei die «klassische Kultur» zugunsten von «Geschichten aus dem Gesellschaftsbereich» «massiv einzudampfen», zeigt ein geradezu banausenhaftes Unverständnis für die Vielfältigkeit und Bedeutung der Kulturstadt Basel und eine tiefe Verachtung gegenüber der Kultur im Allgemeinen.
Unabhängige Berichterstattung ist auch ein Korrelat für die Kultur. Damit der wichtige und internationale Kulturstandort Basel weiter Bestand haben wird.
Wir bedauern die Überlegungen der Basler Zeitung ihr Kulturangebot für ihre Leser weitgehend zu reduzieren.
Es ist erwiesen, dass traditionelle Zeitungsleser ein erhöhtes Interesse an Kultur und Kulturveranstaltungen haben. Anders herum legen auch wir als einer der wichtigen Klangkörper der Stadt größten Wert auf unabhängige Berichterstattung.
Wir möchten Sie bitten, diese Entscheidung noch einmal – im Sinne ihrer Leser und der Kultur - zu überdenken.