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Kultur dir doch einen 🥂

Zeit, zurück zu blicken auf die kulturellen Höhepunkte dieses Jahres. Da gab es keine? Doch, die Bajour-Redaktion konnte hier und da kleine Oasen des Glücks finden.

12/29/21, 06:00 AM

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Hol das Popcorn raus, jetzt wird's kuschelig.

Hol das Popcorn raus, jetzt wird's kuschelig. (Foto: Corina Rainer via Unsplash)

2021 lief kulturell einiges mehr als im vergangenen Jahr – zum Glück. Sind es doch Bücher, Lieder und tolle Konzerte, die uns den grauen Alltag vergessen lassen. Wir Redaktor*innen haben für dich aufgeschrieben, was uns dieses Jahr kulturell am meisten begeistert hat. Viel Spass, gönn dir! 🍿

Tipps von Andrea 📚

Bestes Buch: Weiter leben von Ruth Klüger. Sie erzählt von ihrer Kindheit im Konzentrationslager. Und reflektiert, weshalb viele ihrer Mitmenschen ihr Jahre später diese Vergangenheit absprechen.

Bester Film: Hab nur Schrott geguckt. Aber ich könnt noch was zu lesen empfehlen: How to do nothing von Jenny Odell. Ein Essay über die Aufmerksamkeitsökonomie. Fazit: Es ist nicht revolutionär, manchmal einfach nur den Vögeln zuzuschauen. Aber es ist ein Anfang.

Beste Serie: Netflix nervt. So richtig toll find ich seit Borgen nichts mehr. Gut unterhalten haben mich Bloodline (eine Familie konfrontiert sich mit ihren verdrängten Dramas), Eastsiders (über die Irren und Wirren eines Paars) und Atypical (ein Jugendlicher mit Autismus, seine Schwester und Eltern erobern den Alltag). Oder eine Bücherserie: Die 6 biographischen Bände «Alle Toten fliegen hoch» von Joachim Meyerhoff. Er wächst als Psychiatersohn auf dem Gelände einer Psychiatrie auf, verliert seinen Bruder, wird später Schauspieler und verzweifelt schier an seinem Unvermögen. Abgedreht realistisch.

Bestes Album: Mein Lieblingslied des Jahres war State of the Art von Jim James. 

Bester Podcast: Politbüro von Tamedia. Ich wünschte mir mehr Podcasts über die Schweizer Politik von unabhängigen Journalist*innen.

Beste Ausstellung: Access for all. São Paolos soziale Infrastrukturen im Architekturmuseum. Lässt träumen, was in Basel alles möglich wäre: Schwimmen auf dem Claraturm, Liegestühle auf der Güterstrasse...

Bestes Konzerterlebnis: La Nefera und Béatrice Graf an der Reconnect-Reihe auf Castelen bei Augusta Raurica.

Tipps von Daniel 📣

Bestes Buch: «Heimsuchungen» von Niklaus Meienberg. 1989 erschienen, macht heute noch Spass. Es geht um die Schweiz und die Schmerzen. Und: «Schäfchen im Trockenen» von Anke Stelling. Stelling war überhaupt meine liebste Literatur-Entdeckung in diesem Jahr, habe nur Gutes von ihr gelesen.

Bester Film: Dune. 

Beste Serie: Borgen. Tolle Schauspieler*innen, spannende Story. Immer wenn ich denke, ich sollte vielleicht doch Polit-Journalist werden, dann schaue ich diese Serie. Allerdings gibts dort immer so schön übersichtliche Skandale, die dankbarerweise an die Medien durchgestochen werden und bei uns gehts halt meistens um Parkplätze. Eigentlich immer. 

Bestes Album: Album? Wer hört heute noch Alben? 

Bester Podcast: Die sogenannte Gegenwart der ZEIT

Beste Ausstellung: Die Sticker-Ausstellung im öffentlichen Raum. 

Bestes Konzerterlebnis: Das Polyfon Festival in der Kaserne hab ich sehr gefeiert. Die ersten Konzerte mit der Impfung im Arm, kurzes Zeitfenster gefühlter Freiheit und die Rapperin Alyona Alyona hat eine tolle Show abgeliefert.

Tipps von Adelina 👨‍🎤

Bestes Buch: «Die Freiheit einer Frau» des französischen Schriftstellers Edouard Louis. Schonungslose aber berührende Abhandlung einer Mutter-Sohn-Beziehung. Und: Sigrid Nunez mit «Sempre Susan».  

Bester Film: Hive. Ein Film der kosovarischen Regisseurin Blerta Basholli. Nach dem Kosovo-Krieg standen tausende Familien vor dem Nichts. Hive erzählt die Geschichte einer Mutter und Witwe, die die gesellschaftliche Scham abwirft, um für ihre Kinder zu sorgen. 

Beste Serie: Die Netflix-Serie Maid. Schon wieder Familienstoff: Alex ist eine junge Mutter, die eines Nachts beschliesst, vor ihrem gewalttätigen Freund und Vater ihrer Tochter abzuhauen. Mit schlecht bezahlten Jobs als Putzkraft versucht sie, sich und ihre Tochter über Wasser zu halten. Margaret Qualley, die Alex spielt und ihre Mutter Andy MacDowell, die auch in der Serie ihre Mutter gibt, sind ein grandioses Duo.

Bestes Album: Mac Miller, Swimming. Ist zwar bereits 2018 erschienen, aber noch immer eines meiner Lieblingsalben, das mich auch dieses Jahr wieder begleitet hat. Das Album der Post-Punk-Band Sweeping Promises «Hunger for a way out». SO GEIL. Punk’s not dead! 

Bester Podcast: Ich höre keine Podcasts, sorry. 

Beste Ausstellung: Mega mainstream von mir: Aber ich würde sagen, die Olafur Eliasson Ausstellung in der Fondation Beyeler. 

Bestes Konzerterlebnis: So abgetanzt, wie zu IAMDDB am Basler Polyfonfestival im August, habe ich glaubs an keinem anderen Konzert.  

Tipps von Alex

Bestes Buch: «Unsere Welt neu denken» von Maja Göpel, weil viele Passagen dieses Buches treffende Bemerkungen zur derzeitigen Lage sind. 

Bester Film: Viele Filme habe ich nicht gesehen, geschweige denn viel Zeit im Kino verbracht. Was ich aber wärmstens empfehlen kann, ist der Arte Thementag jeweils dienstags. An diesem Abend strahlt der Kultursender drei bis vier Dokumentarfilme aus, die allesamt immer sehr spannend sind. Lerneffekt garantiert! 

Beste Serie: Wie mein Netflix-Verlauf mir anzeigt, bewegte ich mich bei den Serien zwischen absolutem Schwachsinn und belangloser Unterhaltung – Corona-Ablenkung halt. Witzig fand ich die französische Serie «Family Business». Der Humor war immerhin nicht so flach und die Rollen, besonders die der jiddischen Mamme, gut besetzt.   

Bestes Album: «Ich liebe Dich» von Dino Brandao, Faber und Sophie Hunger. Es kam zwar ziemlich genau vor einem Jahr raus, aber ich habe es vermutlich erst in diesem Jahr entdeckt. Zählt also, ätsch bätsch. 

Bester Podcast: «Alles gesagt?» der unendlich lange Podcast von die Zeit. Was für eine geniales Format. Endlich ein Podcast, der nicht auf eine Stunde limitiert ist, und es danach heisst: «Wir könnten noch ewigs weiter diskutieren.» Dann macht es doch einfach! 

Beste Ausstellung: Bei Ausstellungen ist es bei mir meistens so: Ich möchte hingehen und dann verpasse ich sie. Deshalb sage ich voraus, welche Ausstellung vermutlich die Beste sein wird, weil ich es mir ganz fest vorgenommen habe, hinzugehen und schon sehr viel Gutes darüber gehört habe: «Geschlecht» im Stapferhaus. Ich freue mich!  

Bestes Konzerterlebnis: Zählt auch DJ-Set? Ich bin eigentlich Team Konzert, aber das war ein phänomenaler Abend. Folamour hat aufgelegt im Elysia und abgerissen mit Disco Tunes. 

Tipps von Valerie 🥁

Bestes Buch: «Untenrum frei» von Margarete Stokowski. Ich mag das Buch, weil es einfach herrlich ehrlich ist. Anhand ihrer eigenen Geschichte, angefangen bei der Pubertät, geht Margarete Stokowski darauf ein, wie sie damals gedacht hat, welche sexistische Vorurteile sie verinnerlicht hat und wie sie heute darüber denkt. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund und spricht frei heraus, mit welchen Klischees und Rollnbildern wir heute noch rechnen müssen.

Bester Film: «The Grand Budapest Hotel». Bei dem Film finde ich, neben dem dass er zum Schreien komisch ist, so spannend, wie die Grenze zwischen Realität und Fantasie verschwimmt. Alles könnte so passiert sein, aber irgendwie auch nicht. Zeitlich zwar irgendwo in der Zwischnkriegszeit, aber den Ort gibt es so nicht. Ausserdem ist die Kameraführung einfach genial.

Beste Serie: «Outlander». Zugegeben, Outlander ist zwischendurch ganz schön brutal. Aber irgendwie hatte es während dem Lockdown was, einfach nach Schottland zu reisen, dort einen Stein zu berühren, 200 Jahre in die Vergangenheit katapultiert zu werden und da auf nen Prince Charming zu treffen. Damals, vor 200 Jahren, war zwar ganz viel anderes schlecht, aber Corona gab’s immerhin nicht. 

Bestes Album: «Happier than ever» - Billie Eilish. Ich bin schon länger grosser Fan von Billie Eilish, und mit dem Album hat sie nochmals bewiesen, wie toll sie aktuelle Gefühle rund um Corona, Dauerbrenner wie Liebeskummer, aber auch Frust oder Einsamkeit in Songs packen kann, die einem das Gefühl geben, dass man nicht allein ist mit seinen Sorgen, und das es immer vorwärts geht.

Bester Podcast: «Machiavelli - Rap und Politik». Mir gefällt der Podcast, weil es nicht wie jeder andere Podcast einfach trocken Politik analysiert, sondern ihn anhand von aktuellen Rapsongs kontextualisiert. Rapper*innen aus Weissrussland, die politischen Rap machen zum Beispiel. Ich finde, das ist ein bisher weit unterschätzte Art von politischer Partizipation, die in gewissen Regionen viel Mut braucht.

Beste Ausstellung: Bin nicht so die Museumsgängerin (leider, würde gerne mehr gehen, schaff’s aber irgendwie nicht) deshalb muss ich ehrlich zugeben, war die Laternenausstellung an der «Fasnacht» das Beste. Vielleicht ist das aber auch einfach mein Fasnachtsherz, das ganz dezent angeschlagen ist. Aber wenns dunkel ist draussen und die grossen Leinwände farbig erstrahlen, hat das eine ganz speziell Romantik an sich.

Bestes Konzerterlebnis: «Anna Naïma» am Jugendkulturfestival. Ich kenne die Künstlerin schon seit längerem und bin Fan, seitdem sie ihren ersten Song auf Spotify veröffentlicht hat. Die in Basel wohnhafte Interpretin macht eher ruhige, besinnliche Songs, und der Auftritt von ihr am JKF war dementsprechend superschön, überraschenderweise zwischendurch aber auch poppig-mitreissend. Ich glaube, gerade diese Mischung macht’s aus.

Tipps von Samuel 📀

Bestes Buch: Christian Kracht, Eurotrash. War wie Kurzferien im Kopf. Und ehrlich gesagt das einzige Buch, das ich 2021 fertiggelesen habe (ich habe jedoch sehr viel vorgelesen, die Bände 1-7 von «Die Schule der magischen Tiere» zum Beispiel) 

Bester Film: Mir bleibt eine Polizeiruf 110-Folge in Erinnerung, ich habe extra nochmals nachgeschaut, sie hiess «bis Mitternacht» und ist noch in der ARD-Mediathek verfügbar. Es ist ein Verhör mit einem Serienmörder, das wahnsinnig unter die Haut geht.

Beste Serie: Ich habe bei Tschugger sehr viel gelacht, besonders mit und über Praktikant Smeterling. 

Bestes Album: Ich habe gar nicht gewusst, dass Jan Delay noch Musik macht und dann gestaunt, wie gut «Earth, Wind & Feiern» klingt. 

Bester Podcast: Ich höre weiterhin sehr gerne das Coronavirus Update von NDR mit Christian Drosten und Sandra Ciesek. Ein Fels in der Pandemie-Brandung. 

Bestes Konzerterlebnis: Hier war 2021 ein Totalausfall.

Tipps von Ina 🖼

Bestes Buch: 2021 war für mich das Jahr der angefangenen, aber (noch) nicht zu Ende gelesenen Bücher. Da es aber nicht an der Qualität der Lektüre lag, sondern ausschliesslich an mir, teile ich die durchaus zu empfehlenden Lesestoffe: «Die Scham» (Annie Ernaux), «Ein wenig Leben» (Hanya Yanagihara), «Sontag. Die Biografie» (Benjamin Moser).

Bester Film: «Isle of Dogs» von Regisseur Wes Anderson. Habe ich erst entdeckt, als der Film dieses Jahr auf Netflix lief. Ich kann gar nicht sagen, was mir am besten gefiel. Die Charaktere. Der Humor. Die Wahnsinns-Technik dahinter. Oh, und gerade im Kino gesehen: «West Side Story» von Steven Spielberg. Macht glücklich. 

Beste Serie: Ich habe über fast das ganze Jahr verteilt immer mal wieder Folgen von «The Office» (US) geschaut, bis ich alle Staffeln durch hatte. Allen Thriller-Fans empfehle ich «Der Kastanienmann», eine dänische (Netflix-)Serie über einen Serienmörder, der am Tatort jeweils ein Kastanienmännchen hinterlässt. Super spannend, ich musste alle Folgen an einem Tag gucken.

Bestes Album: Ich gebe ohne Scham zu, dass ich das Album «evermore» von Taylor Swift recht häufig gehört habe. Es ist zu meiner Corona-Winter-Lockdown-Musik geworden. Und das Album ist nicht so poppig, sondern hat eher Indie-Klänge, was ich mag.

Bester Podcast: «Conan O’Brien needs a friend» höre ich schon seit mehreren Jahren. Es ist ein Podcast (auf Englisch), der gute Laune macht. Im Podcast interviewt Conan O’Brien andere Menschen aus dem Show-Business. Eine der besten Folgen: Das Gespräch mit Comedian John Cleese über das kreative Schreiben und wie es Tortur und Glück in einem ist.

Beste Ausstellung: Mein erstes Mal auf der Art Basel war auf jeden Fall ein Highlight, auch wenn mich das ganze Brimborium etwas überfordert hat und sich einige Klischees bestätigt haben.

Bestes Konzerterlebnis: Faber in der Kaserne. Endlich mal wieder getanzt, gehüpft, mitgesungen, in die glücklich verschwitzten Gesichter anderer Menschen geschaut. Einfach schön (auch wenn ich danach zum Corona-Test musste …).

Es ist noch nicht zu spät ...

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