CoDeck

Von der Beamtenburg zum Co-Living

Aus einem alten Verwaltungsgebäude in Kleinhüningen hat der Kanton erfolgreich ein modernes Wohngebäude gezimmert. Hier verstecken sich Bäder in Einbauschränken und Musik-Proberäume im Keller.

CoDeck Hochbergerstrasse 158
Vom düsteren Bürobau zum freundlichen Wohngebäude. (Bild: David Rutschmann)

Es ist kein Geheimnis: Basel-Stadt könnte mehr günstigen Wohnraum vertragen. Auch wenn die Mietpreise hier nicht auf Zürcher Niveau sind – eine günstige Wohnung zu finden, ist alles andere als einfach. Um das zu ändern, muss sich der Kanton auch selbst mehr in die aktive Bodenpolitik einbringen – und Wohnraum schaffen. Deshalb wurde vor sechs Jahren das Wohnraumprogramm 1000+ geschaffen, um hier kräftig anzukurbeln: Mehr als 1000 neue, günstige Wohnungen in Basel bis 2035.

Bis heute sind gerade Mal rund 100 dieser 1000 Wohnungen fertiggestellt. Die Zeit wird knapp – doch Barbara Rentsch von Immobilien Basel-Stadt (IBS) geht immer noch von einer Punktlandung bis 2035 aus. Einen kleinen Teilerfolg darf sie jetzt schon feiern: 28 Wohnungen kamen jüngst zum Portfolio des Kantons hinzu, und zwar im Rahmen eines Projekts, mit dem sich IBS besonders brüstet.

Barbara Rentsch Geschäftsleiterin Immobilien Basel-Stadt IBS
«CoDeck ist ein aussergewöhnliches Pilotprojekt.»
Barbara Rentsch, Geschäftsleiterin Immobilien Basel-Stadt IBS

«CoDeck» heisst das Gebäude an der Hochbergerstrasse 158, gegenüber der Wiesenpromenade in Kleinhüningen. 1965 wurde das Haus als Verwaltungsgebäude des Amts für Rheinschifffahrt (die heutigen Schweizerischen Rheinhäfen) errichtet. Zwischenzeitlich war es dann Standort des Amts für Umwelt und Energie, 2021 zog das AUE dann aber an die Spiegelgasse – und das Bürogebäude war frei zur Umnutzung.

«Das war hier alles wahnsinnig verbeamtet, hier haben sich Einzelbüros aneinander gereiht», sagt Kantonsbaumeister Beat Aeberhard. Hier Wohnungen bauen? Eine spannende Herausforderung – vor allem, wenn man das Gebäude wegen der verbauten grauen Energie und den Klimazielen nicht abreissen und neubauen will.

CoDeck
Fast wie ein bisschen Balkon-Feeling. (Bild: David Rutschmann)

Doch den Architekt*innen der Kooperative E45 ist das aus Sicht des Kantonsbaumeisters gelungen. «Man schimpft ja schon gerne mal über die Baugesetzgebung. Die Architektinnen und Architekten zeigen hier, dass man mit kreativen Ansätzen gescheite Lösungen hinkriegt», findet Aeberhard.

Bestes Beispiel: das salopp «Klapp-Bad» genannte Badezimmerkonzept in einigen der Wohnungen. Was wie zwei grosse Einbauschränke in einem Gang zwischen zwei Räumen aussieht, stellt sich als verstecktes Bade-Räumchen aus. Man kann wahlweise einfach im Schrank-WC für einen kurzen Toilettengang verschwinden oder die Türen aufklappen, so dass der Gang zu einem vollwertigen Bad wird.

Überhaupt ist der modulare Gedanke eine Grundidee des Wohnprojekts: Die Wohnungen haben alle eine grosse Schiebetür als Eingangsbereich und können so bei Bedarf (und aus Ermangelung von Balkonen) zu halboffenen Terassen umfunktioniert werden. Und weil man hier hauptsächlich Zweiraum-Wohnungen gebaut hat, können die Mieter*innen einfach bei Bedarf 700 m2 Gemeinschaftsfläche dazubuchen: eine grosse Küche, einen Party-Raum und möblierte Gästezimmer im Dachgeschoss.

Ein Grossteil der Gästezimmer werden derweil vom Verein «tonRaum» genutzt. Der Verein will klassischen Musiker*innen, die für Konzerte in der Stadt sind, Unterkünfte für kurze Zeit zur Verfügung stellen – so aktuell beispielsweise einem libanesischen Oud-Spieler, der für einen Auftritt mit dem Neuen Orchester Basel in der Stadt ist. Und praktischerweise können die drei Untergeschosse – Auto-Abstellfläche und Archive – in ihrer massiven Bauweise nun auch als Proberäumlichkeiten genutzt werden.

«Musiker*innen haben meist geringe Einkommen und unsichere Anstellungsverhältnisse», sagt Christina Hess von «tonRaum». «Für sie sind solche günstigen Wohnungen, bei denen sie im Keller auch üben können, perfekt.» Und die IBS will sicherstellen, dass die Wohnungen wirklich auch jenen offen stehen, die sie wirklich brauchen. Deshalb wird auch Vermögen und Einkommen der Bewerber*innen geprüft – dafür erhalten sie dann ein «Mietvertrag plus», der 20 Prozent günstiger ist als die marktübliche Miete. Bei einer 3-Zimmer-Wohnung (72 m2) also 1416 statt 1770 Franken netto.

Bisher ist eine Mieterin eingezogen, für die Hälfte der Wohnungen wurden schon Mietverträge abgeschlossen.

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David Rutschmann

Das ist David (er/ihm):

Von Waldshut (Deutschland) den Rhein runter nach Basel treiben lassen. Used to be Journalismus-Student (ZHAW Winterthur) und Dauer-Praktikant (Lokalzeitungen am Hochrhein, taz in Berlin, Wissenschaftsmagazin higgs). Besonderes Augenmerk auf Klimapolitik, Wohnpolitik, Demopolitik und Politikpolitik. Way too many Anglizismen.

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