Das Noisette bietet mehr als Gastronomie
Seit Anfang Juni kann man an der sonst lauten und befahrenen Burgfelderstrasse im Iselin-Quartier in eine ruhige und gemütliche Atmosphäre abtauchen. Das Noisette im ehemaligen Zollhaus liegt neben Basels ältestem Nussbaum.
Ganz für sich steht es da, das ehemalige Zollhaus an der Burgfelderstrasse, kurz vor der französischen Grenze. Rechts neben dem kleinen Haus steht Basels ältester Nussbaum, welcher der neuen Kaffeebar Noisette seinen Namen verleiht.
Das Lokal befindet sich am Kopf der Wohnbaugenossenschaft «Sonnenfänger». Die Terrasse im ruhigen Hinterhof der Kaffeebar bietet einen schönen Ausblick auf die Familiengärten «Milchsuppe».
Auf dem Gelände zwischen der «Milchsuppe» und dem Noisette soll einiges entstehen, so zum Beispiel offene Gartenparzellen, die man auf Anmeldung bepflanzen darf. Die Betreiber*innen der Kaffeebar haben bereits Ideen: «Man könnte in unserer Küche gemeinsam mit den Pächter*innen die Tomatenernte einkochen und Sugo daraus machen», sagt Pascal Goffin, einer der vier Gründer*innen des Noisette.
Die Vier, das sind Urs Peter Halter, Rebekka Stämpfli, Gabriele Papale und Pascal Goffin. Während sich Goffin und Gabriele Papale unter anderem um Handwerksarbeiten gekümmert und Bänke, Regale und Tische gezimmert haben, leitet Urs Peter Halter den gastronomischen Bereich. Rebekka Stämpfli ist zuständig für alles, was über die Kaffeebar hinausgeht.
Ein sorgfältig ausgewähltes Sortiment
Das Angebot im Noisette ist simpel, aber setzt auf sorgfältig ausgewählte Produkte. Tagsüber gibt es Kaffee, Tee, kalte Getränke und jeden Tag ein frisches Mittagsmenü. Für das Frühstück hat die Bäckerei Rebon extra eine Kardamom-Schnecke kreiert, die es nur im Noisette gibt. Geöffnet ist das Lokal Mittwoch und Donnerstag von 9 Uhr bis 19 Uhr, am Freitag- und Samstagabend bis 22 Uhr und am Sonntag von 10 bis 19 Uhr.
An diesen Abenden gibt es Holzofenpizza und eine erstaunliche Auswahl an Weinen: «Während meiner Ausbildung zum Sommelier war ich auf vielen Weingütern im Burgund, im Elsass und in Deutschland. Ich habe Gespräche geführt und viel Spannendes gelernt», sagt Urs Peter Halter. Im Noisette bietet er 17 verschiedene biodynamische oder biologische Weine an.
«Eigentlich war es nicht unser Ziel, diesen Ort selbst zu betreiben», sagt Urs Peter Halter lachend. Der ausgebildete Schauspieler arbeitet Vollzeit im Noisette. In die Gastronomie ist Halter quer eingestiegen, hat bei den «Kaffeemacher*innen» einen Barista-Kurs gemacht sowie eine Betriebsleiter-Gastroausbildung und eine Ausbildung zum Sommelier absolviert. In nur kurzer Zeit hat er viel über Gastronomie gelernt.
Im Team hat einzig Gabriele Papale einen gastronomischen Hintergrund. «Mit seinem Wissen hat er viel zu den ganzen strukturellen Fragen beigetragen», sagt Halter. Zwar sei es nicht gekommen, wie ursprünglich geplant, aber es sei genau richtig so: «Es ist alles Neuland, Konzepte müssen ständig neu gedacht werden, aber bis jetzt bekommen wir viele schöne Rückmeldungen», sagt er.
Einen Beitrag an das Quartier leisten
Dass das ehemalige Zollhaus kernsaniert wird, war schon einige Zeit bekannt. Für Urs Peter Halter und seine drei Partner*innen war schnell klar, dass sie bei der Umnutzung mitentscheiden wollen: «Wir wohnen alle hier im Quartier und wollten, dass mit dem neuen Zollhaus ein Ort entsteht, der vom Quartier organisiert ist und durch die Anwohner*innen getragen ist», sagt Rebekka Stämpfli.
So ist der Förderverein «IG Zollhaus» entstanden. Vier Konzepte wurden insgesamt eingereicht und die «IG Zollhaus» hat die beiden Genossenschaften, die den Ort betreiben, überzeugt: Eine Kaffeebar, einen Ort um zusammenzukommen, aber auch ein Ort für Kultur, Lesungen und Konzerte. «Wir sind zwar ein Verein, aber das Noisette ist kein Vereinslokal. Es ist ein Ort, der vom Quartier, aber auch von Leuten ausserhalb bespielt werden darf», sagt Rebekka Stämpfli.
Im Herbst soll das Kulturprogramm starten. Den Auftakt macht der Schweizer Schauspieler Michael Neuenschwander mit einer Lesung mit dem Titel «Vin et Lectures». Die Lesung findet am 10. September statt, anmelden kann man sich auf der Website des Noisette.
Für weitere Projekte sind die Gründer*innen des Noisette offen: «Wir wollen einen Beitrag an das Quartier leisten, damit gemeinsame Projekte möglich werden, gerade weil sich die Siedlung noch weiterentwickelt», sagt Rebekka Stämpfli: «Der Verein ist unser Vernetzungspunkt. Frühling und Sommer waren jedoch geprägt von der Eröffnung des Kaffees. Als Nächstes steht die Arbeit am Verein an.»
An Ideen mangelt es den Vieren nicht. Was sie sich wünschen? Urs Peter Halter würde gerne Zeit haben, mit den Gästen ins Gespräch zu kommen: «Während meiner Ausbildung zum Sommelier habe ich so viel über Wein gelernt, das würde ich gerne mit interessierten Gästen teilen.» Doch auch dort fehlt es ihm nicht an Plänen. Man darf gespannt sein, was das Noisette in Zukunft noch alles hervorbringt.
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