Der Abend, an dem ich mich in Dani Kern verliebte

Es gibt so viele legendäre Fussball-Kommentatoren. Aber einer ist für mich nicht mehr wegzudenken. Mein Idol, meine Inspiration: Dani Kern.

Dani Kern

Meine Liebe zu Dani Kern, dem Mann mit der zeitlosen Gelfrisur, der Ohrringe in der Sportabteilung des Schweizer Fernsehens salonfähig gemacht hat, begann 2011. Auslosung zur Gruppenphase der Champions League.

Ich sitze gespannt mit Freunden vor dem Fernseher. Es fühlt sich an, als würde man kurz vor der Bescherung vor dem Tannenbaum warten. Heraus kommt die Gruppe C mit dem machbaren Gegner Otelul Galati, dem unberechenbaren Benfica Lissabon (ja da sind wieder schlechte Erinnerungen von den Duellen mit Sporting Lissabon hochgekommen) und Manchester United.

«Ich glaub, mich knutscht ein Elch»

Nach erfolgreichem 2:1-Auftakt gegen Otelul Galati zuhause im Joggeli gastiert der FC Basel an diesem 27. September als Tabellenführer der Gruppe C im Old Trafford, dem Theatre of Dreams. Und nach einem Doppelschlag von Manchester United innerhalb von zwei Minuten sieht es nicht danach aus, als ob wir noch irgendeinen Hauch einer Chance hätten. Da sind gerade Mal 17 Minuten gespielt.

Doch etwas fällt mir auf. Doppeltorschütze Danny Welbeck freut sich kaum über den zweiten Treffer, die Mancunians fallen auch vermehrt durch ihre légère Spielweise auf. Auch Dani Kern scheint das zu spüren. Je länger die erste Halbzeit geht, desto mehr lässt sich der Ostschweizer vom Gezeigten auf dem Platz anstecken, spielt sich der FCB doch die eine oder andere gute Chance heraus.

Dann das 2:1 – mit grosser Freude, aber dennoch sehr reserviert nimmt Dani Kern den Anschlusstreffer von Fabian Frei zur Kenntnis. Als dann Alex Frei zwei Minuten später nach einer wunderbaren Kombination von Granit Xhaka und Fabian Frei den Ausgleich erzielt, sind wir beide in einem emotionalen Rausch. «Ich glaub, mich knutscht ein Elch!» Als sein legendärer Satz fällt, umarme ich ihn in Gedanken in seiner Kommentatorenkabine. Situationskomik pur.

«Wie wäre es, wenn ich mal von Dani Kern das Handwerk erlernen könnte?»

Für mich ein wunderbarer Moment. Während mein Freund neben mir, drei Jahre zuvor aus Südafrika in die Schweiz gezogen und eingefleischter Citizen, im Neubadquartier die Töne seiner Vuvuzela erklingen lässt, schwelge ich in Gedanken. Wie wäre es, wenn ich mal von Dani Kern das Handwerk erlernen könnte, vielleicht irgendwann einmal sein Erbe antreten dürfte?

«Freeeeei triiiiiiifft!!!!» Dani Kern reisst mich aus meinen Gedanken. Alex Frei hat grad den Penalty gegen David De Gea verwandelt. Ektase pur, bei Dani, bei mir. 

Zugegeben, ich bin mit Jahrgang 1996 ein erfolgsverwöhnter FCB-Fan. Als 5-Jähriger verliere ich mein Herz an einen Verein, der damals und auch die nächsten eineinhalb Jahrzehnte das Nonplusultra des Schweizer Fussballs ist. Es ist für mich eine Liebesgeschichte, die nicht schöner hätte beginnen können. Ganz im Stil von «Sait dr Babbe zu sim Sohn» nimmt mich mein Vater am Abend der Eröffnung des neuen St.-Jakob-Parks an der Hand ein erstes Mal ins Stadion.

Noch mehr Liebe?

Kann ich, wenn ich einmal an Dani Kerns Stelle bin, im nationalen Geschäft die rotblaue Brille ablegen? Kann ich die Fans vor dem Fernseher so mitreissen, wie er es mit mir getan hat? Oder wird es mir zum Verhängnis, dass ich mich diesem Verein, der mehr als ein Verein ist, so fest verschrieben habe? 

Ich bin Dani Kern auf ewig dankbar, dass er mich an diesem Septemberabend im Old Trafford an der Hand genommen hat und mir auch gezeigt hat, um was es wirklich geht. Fussball schürt Emotionen und wenn man diese richtig kanalisiert und weitergibt, dann ist Fussball eben das, als was es so oft bezeichnet wird. Die schönste Nebensache der Welt.

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