Der FCB befindet sich im freien Fall

Es ist nur noch zum Heulen. Dem FC Basel droht der Absturz, aber die Führung verschliesst Augen und Ohren. Das wird böse enden.

FCB-Demo

Barfi oder Familie? Ich entschied mich am vergangenen Montag kurzfristig, nicht mit den Kindern zuhause Abend zu essen, sondern dem Demoaufruf der FCB-Fans zu folgen. Also auf zum Barfi. Das Prozedere ist ja aus früheren Zeiten bekannt. Mit der Bierbüchse mit anderen Fans auf dem Barfi stehen, Emotionen spüren, Leute treffen, über den FCB plaudern. Diesmal einfach mit Maske und ohne Hände zu schütteln.

Statt Freude, wie sonst bei solchen Aufmärschen in rotblau üblich, waren es diesmal Wut,Trauer, Fassungs- und Hoffnungslosigkeit, die sich zeigten. Nicht wegen der sportlichen Krise notabene.

Nein, es geht um was anderes. Die Führung des FCB hat über die letzten Jahre und Monate komplett die Glaubwürdigkeit verloren. Jüngstes Beispiel ist der Umgang mit dem Verein FC Basel. Noch vor wenigen Wochen verlangte der FCB von der Basler Zeitung eine Richtigstellung, nachdem diese berichtet hatte, die FCB-Geschäftsleitung zeige kein grosses Interesse an einer Zusammenarbeit.

Wir bleiben am Ball:

Was folgte auf die Richtigstellung? Friede, Freude, Eierkuchen? Mitnichten. FCB-Präsident Reto Baumgartner musste aus den Medien erfahren, dass Captain Valentin Stocker vorläufig beurlaubt wurde. Besser kann man sein Desinteresse am Verein ja nicht zeigen. Ich frage mich schon, in welcher Bubble sich die FCB-Führung bewegt, dass sie nicht merkt, wie sie die Wut einer ganzen Fussballregion auf sich zieht.

Es ist erschreckend, wie egal es den Verantwortlichen ist, wie sie von den eigenen Fans wahrgenommen werden. Gebt uns Euer Geld und Eure Liebe, aber bitte schön haltet den Mund. 

Völlig ratlos lässt mich das Interview von SRF mit Bernhard Burgener nach dem FCB-Match gegen YB vom letzten Mittwoch zurück. Auf Fragen nach einer möglichen Beteiligung von weiteren Investoren und den Gerüchten dazu, lässt Burgener Sätze fallen wie «die grösste Klappe haben jene ohne Geld» und dass er sich auf den «Tag der Abrechnung» freue. Hört, hört.

«Aber wichtig ist nicht der Fall, sondern die Landung!» 
Aus dem französischen Film «La Haine» (1995)

Wer rechnet mit wem ab? Der FCB mit den Medien? Burgener mit Degen? Sforza mit Stocker? Oder etwa Burgener mit all den kritischen Fans? Mir kommt angesichts der Zuspitzung der Krise des FCB der französische Film «La Haine» von 1995 in den Sinn.

Der Film beginnt mit einer Stimme aus dem Off, die auf Französisch erzählt: «Dies ist die Geschichte von einem Mann, der aus dem 50. Stock von einem Hochhaus fällt. Während er fällt, wiederholt er, um sich zu beruhigen, immer wieder: Bis hierher lief es noch ganz gut, bis hierher lief es noch ganz gut, bis hierher lief es noch ganz gut.... Aber wichtig ist nicht der Fall, sondern die Landung!» 

Der Club befindet sich im freien Fall, aber die Führung verschliesst die Augen und behauptet, dass es eigentlich ganz gut läuft, wenn nicht alle so negativ darüber reden und berichten und die Fakten berücksichtigen würden. Nur: was zählt ist nicht der Sturz, sondern die Landung. Und ich befürchte, dass diese für den FC Basel sehr heftig ausfallen wird.

Nein, natürlich nicht für die aktuelle Club-Führung. Die wird auch bei einer veränderten Verteilung der Aktien in der FC Basel Holding AG weiterhin nicht oder kryptisch kommunizieren und die Sorgen der Öffentlichkeit um den Verein und den Club nicht ernst nehmen.

«Der FCB ist drauf und dran die nächsten Generationen von potentiellen FCB-Fans zu verlieren.»

Nein, die Landung ist gleichbedeutend mit der totalen Entfremdung des Clubs von den Menschen, die den FCB lieben und leben. Bereits merken die Fussballvereine in der Region, dass weniger Nachwuchsfussballer*innen FCB-Trikots tragen. Die Zahl der Saisonkarten-Inhaber*innen wird weiter drastisch zurückgehen, wenn irgendein bekanntes oder unbekanntes Investor*innenkonstrukt Holding-Teilhaber wird. Der FCB ist drauf und dran die nächsten Generationen von potentiellen FCB-Fans zu verlieren. Es ist nur noch zum Heulen.

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