Fiinaaale, ohooo!
In ihrem letzten Bolzplatz treffen sich die beiden Didi-Macher Beni und Rafi und lassen die letzten emotionsgeladenen EM-Tage Revue passieren.
Beni: Diese EM ist unglaublich. Ich habe ja nichts erwartet. Irgendwie habe ich sogar befürchtet, dass sich niemand so richtig dafür begeistert, weil es aktuell sicher Wichtigeres gibt als Fussball. Und dann entfachen die Schweizer so eine Euphorie. Das ist schon sehr geil. Die beiden Spiele gegen Frankreich und Spanien im Didi sind schon jetzt legendär. Dieser emotionale Ausbruch gegen Frankreich, das hat es sonst bei uns nur bei wenigen internationalen Spielen des FCB gegeben.
Rafi: Ich hatte nach dem Frankreich-Spiel zwei Tage keine Stimme mehr und meine Rippen schmerzten, wobei ich echt nicht weiss, woher das kommt. Die Stimmung war absolut crazy. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass die Nati bei uns so viele Emotionen auslösen kann. Aber diese Nati ist einfach geil. Granit ist einfach geil, Breel ist geil und Yann ist Weltklasse. Gut, FCB halt.
Nein, im Ernst: Petkovic wurde von vielen Leuten kritisiert und hat diesen nun mächtig das Maul gestopft. Solche Geschichten sind einfach richtig nice. Das merke ich schon alleine daran, wenn ich auf Social Media sehe, wer das Nicht-Singen der Hymne kritisiert. Peinlich. Granit Xhaka könnte den Rütlischwur machen, General Guisan besingen und einen Apfel essen, gewisse Menschen würden ihn immer noch als unschweizerisch ansehen.
Beni: Es hat gut getan, nach Monaten des Shutdowns das Didi wieder so zu erleben, wie wir uns das wünschen: Gute Menschen lassen ihren Emotionen freien Lauf. Dieses kollektive Erlebnis von positiver Energie verbindet. Ich hätte echt nicht gedacht, dass schon so bald wieder so schöne Momente möglich sind.
Dass der Schweizer Nati die internationalen Sympathien zufliegen ist eine wunderschöne Geschichte. Dieses Aufbäumen gegen Frankreich und auch gegen Spanien war beeindruckend. Dieser Fight des David gegen Goliath, das macht den Fussball aus. Das Spiel gegen Frankreich ist bereits jetzt ein Stück Fussballgeschichte. Es beinhaltet so viel Drama und alle Emotionen, die den Fussball ausmachen. Freude, Entsetzen, Angst, Verzweiflung, Ekstase.
Rafi: Du tönst wie Gianni Infantino in einer Fifa-Doku. Nein, stimmt natürlich. Ich muss an das FCB-Spiel gegen Tottenham Hotspur denken. Dieses Elfmeterschiessen. Da sind wir richtig ausgerastet.
Beni: Das Krasse ist ja, dass ich vom Spiel gegen Spanien überhaupt nichts mitbekommen habe, weil wir derart viele Leute bei uns hatten. Ich habe das Spiel ausschliesslich über die emotionalen Reaktionen der Gäste wahrgenommen. Für mich hat die EM klar gezeigt: Fussball kann nur richtig funktionieren, wenn Fans im Stadion sind und Stimmung machen.
Rafi: Also, ich war beim 1:1 der Schweiz am Tisch von Kollegen und habe zehn Bier vorbeigebracht, wobei ich dann eines selber getrunken habe. Stimmt! Tobi, ich schulde dir noch ein Bier!
Beni: Typisch! Ich arbeite und du trinkst mit Kolleg*innen (beide lachen). Aber diese EM, dieses zusammen Fussball schauen, hat meine Vorfreude auf die neue Saison der Super League nochmals gesteigert. Endlich kann man sich beim FCB wieder auf das Sportliche konzentrieren und einfach mit Freude auf die neue Saison blicken. Ich habe eine Riesenfreude, dass mit Patrick Rahmen einer an der Seitenlinie steht, der einst für den FC Nordstern gespielt hat.
«Ich glaube, dass sehr viele Leute sehr heiss sind auf die kommende Saison.»Rafi
Rafi: Beim einzigen (inoffiziellen) Europameistertitel der Schweiz 1924 waren auch zwei Nordsternler im Kader der Schweiz. Aber ja. Ich glaube, dass sehr viele Leute sehr heiss sind auf die kommende Saison. Das spüre ich auch in meinem Freundeskreis. Da haben plötzlich viele Leute wieder eine Saisonkarte.
Beni: Gespannt bin ich, welche Rolle Karli Odermatt in Zukunft beim FCB spielen wird. Sein Auftritt in einem Kleinbasler Beizen-Hinterhof war ja lange das Stadtgespräch. Er entschuldigte sich danach damit, dass er «emotional enorm aufgewühlt» gewesen sei. Eigentlich wäre das ja ein Top-Werbespruch für uns: «Didi Offensiv – Hier wirst auch Du emotional enorm aufgewühlt».
«Der Fussball lässt sich weder durch unfähige Clubbesitzer noch durch eine Pandemie zerstören.»Beni
Rafi: Ich wünsche mir, dass der FCB in der Conference League in die Gruppenphase kommt und dort gegen Rapid Wien und den FC Kopenhagen spielt. Aber nicht nur auf dem Platz könnte es heiss werden kommende Saison. Wir müssen und werden für den Erhalt der Landhof-Tribüne kämpfen. Mir ist unverständlich, dass das Gartenbad St. Jakob ein Kulturdenkmal wird, aber der Kanton Basel-Stadt den Mut nicht hat, den Landhof als historische Stätte zu schützen. Aber ich freue mich natürlich abartig auf den ersten Match im Joggeli.
Beni: Als ich das letzte Mal im Stadion war, hiess der Trainer noch Marcel Koller. Ich freue mich schon sehr auf das erste Bier im Joggeli. Das wird sicher ein spezieller Moment. Und ich bin auch zuversichtlich, dass mich die Freude wieder packt, die Mannschaft live zu sehen, mit ihr zu leiden, sie anzufeuern und mich mit ihr zu freuen. Denn das haben die letzten Wochen und Monate gezeigt: Der Fussball lässt sich weder durch unfähige Clubbesitzer noch durch eine Pandemie zerstören. Er ist und bleibt einfach die schönste Nebensache.
__________
Das war die letzte Ausgabe des Bolzplatz'. Wir bedanken uns 💜-lichst bei Beni und Rafi vom Didi Offensiv und allen Bolzplatz-Kolumnist*innen für die schönen, von Herzen kommenden und emotionsgeladenen Geschichten.
Alle Bolzplatz-Folgen kannst du hier lesen: bajour.ch/bolzplatz ⚽