Das sind die Newcomer*innen an der BScene
In einer Fan-Abstimmung wurden zwei Slots für Newcomer*innen an der BScene vergeben. Am Tae und KOLLEKTIV gewannen das Voting. Bajour hat sie getroffen.
Das BScene ist der Startschuss für die Basler Festivalsaison. Dieses Wochenende wird das Kasernenareal zum Schauplatz für Musik und Kultur. Künstler*innen von verschiedenen Bekanntheitsgraden treten auf den Bühnen im Rossstall, der Reithalle, des Jungen Theater, des Parterre One und des kHaus auf. Um die nächste Generation der lokalen Musik zu fördern, vergibt das Festival zwei Auftritt-Slots an den Nachwuchs.
Eine von ihnen ist Am Tae, bürgerlich Luzia Biel. Ihren Künstlernamen habe sie vom Begriff Tea-Time im Irischen abgeleitet. Am Tae lebt Hobby und Beruf am selben Ort aus: Im Jugendzentrum Purplepark im Gundeli. Dort hat sie im Rahmen ihres Jobs ein Tonstudio eingerichtet, das sie und die Jugendlichen verwenden dürfen.
Darüber, dass sie einen der zwei Slots ergattern konnte, freut sie sich sehr. «Ehrlich gesagt, sehe ich mich nicht als Newcomerin», heisst es von der 21-jährigen, dafür trat sie oft genug auf. «Aber das ist mir egal», sie freue sich einfach, an der BScene auftreten zu können, auch wenn sie schon ein bisschen mehr Erfahrung mitbringt.
Dafür wird der andere Slot von waschechten Newcomern besetzt. «Wir sind noch ganz frisch», heisst es vom KOLLEKTIV. Anton, Elias, Jonathan, Lukas und Orell sind «unglaublich dankbar», an der BScene spielen zu können. Bis jetzt trat KOLLEKTIV eine Handvoll mal auf Bühnen auf, so zum Beispiel beim bandXnordwest-Wettbewerb im vergangenen Jahr.
Die Musiker-Gruppe, bestehend aus fünf Männern im Alter von 18 bis 23, lässt sich nicht wirklich in ein Genre einordnen. Eine Mischung aus Hip Hop und Pop komme wohl am nächsten dran, sagen sie. Anton Strahl, der Produzent der Truppe, erklärt die Beats seien «House oder Techno, gekreuzt mit Hip Hop». Orell mit dem Künstlernamen tsorro erklärt, das Genre sei nicht so wichtig, solange der Vibe stimme. Diesen Vibe nennt Lukas, alias strahlinsiki, «dancig».
Spannend ist, dass alle Mitglieder von KOLLEKTIV auch alleine Musik machen. Das entwickelte sich, nachdem sie als Band angefangen hatten. So bringen heute alle ihren eigenen Stil in die gemeinsamen Lieder ein, was die Zuordnung zu einem Genre nicht einfacher macht. So bringt Jonathan unter dem Namen leboet viel Gesang ein.
Eine klare Einordnung bietet Am Tae. Genremässig fällt sie ins Pop, sie beschreibt ihre Musik als «kritisch, aber melancholisch». «Ich habe den Anspruch an meine Texte, dass mehr dahintersteckt», so die Sängerin. In ihren Texten legt Am Tae Fokus beispielsweise auf den Klimawandel und Feminismus. Die meisten ihrer Songtexte sind auf Englisch, da ihr das wohler sei als Deutsch, in Zukunft könne man aber auch Lieder mit hochdeutschem Text erwarten.
Nervös vor ihrem BScene-Debüt ist Am Tae nicht, sie habe genug Festival-Erfahrung. Anders als sonst ist jedoch die Konstellation ihrer Band. Die Freude auf diese Erstaufführung steht ihr ins Gesicht geschrieben. Aber genau das Neue wirft auch Sorgen auf. «Ich habe schon etwas Angst davor, dass etwas mit der Technik schiefgeht.» Das liege unter anderem daran, dass die BScene aufgrund des Newcomer*innen-Voting, das bis zum 6. April lief, die Künstlerin erst kurzfristig über die Eckdaten des Auftritts informierte.
Auch beim KOLLEKTIV hält sich die Nervosität in Grenzen. Seit dem letzten gemeinsamen Auftritt wurden keine neuen Songs veröffentlicht, sie vertrauen auf ihr Können. Dass sie ihren Fans nichts Neues bieten können, nehmen die Jungs locker. «An der BScene geht es für uns hauptsächlich darum, unsere Musik neuen Leuten zu zeigen», sagt der Produzent Anton. Orell ergänzt, dass ihr übliches Publikum vermutlich gar nicht zum Auftritt käme. Wegen der Kurzfristigkeit der Bekanntgabe wurde die Werbetrommel nicht gross geschlagen, ausserdem sei das BScene «für unsere eher jungen Fans eventuell zu teuer».
Geld ist ein gutes Stichwort. Zeitgleich zum BScene veranstaltet Radio X ein kostenloses Musikfest mit ähnlicher Zielgruppe anlässlich seines 25. Geburtstags. Das kritisierte BScene-Präsident Jeroen van Vulpen in einem Interview mit der bz.
Danielle Bürgin, Co-Programmleiterin von Radio X, reagiert darauf: «In einer Stadt wie Basel mit einer Million Menschen, die zur Agglomeration gehören, sollten zwei Veranstaltungen möglich sein, ohne dass man sich die Quere kommt. Und: Von der Kaserne zum Dreispitz und retour ist man schnell. Ich hoffe sehr, dass die Musikliebhaber*innen von beiden Veranstaltungen profitieren.» Anders als es in der bz steht, habe man aber eine Medienpartnerschaft nicht von Beginn an ausgeschlagen. «Wir waren im Januar im Gespräch, aber es ist keine Medienpartnerschaft zustande gekommen», sagt Bürgin.
Beim KOLLEKTIV herrscht trotz Sorgen um Anzahl Zuschauer*innen Vorfreude. Wegen der frühen Uhrzeit des Auftritts (20.30 Uhr) rechnen sie zwar nicht mit einem vollen Haus. Aber sie freuen sich einfach, an der BScene spielen zu dürfen. Für Lukas ist klar: «Es wird ein freudiger Abend». Denn: «Es ist schon geil, wenn nur eine neue Person im Publikum steht.»
KOLLEKTIV: Freitag 20:30 Uhr im Parterre One
Am Tae: Samstag 20:15 Uhr im kHaus Saal
Am Tae blickt ihrem Auftritt ebenfalls positiv entgegen. Sie freue sich auf den Kontakt mit den anderen Künstler*innen, denn «man kann an Festivals viel voneinander lernen und sich austauschen». Neben ihren musikalischen Zielen, auf ausländischen Bühnen oder dem Floss zu spielen, möchte sich Am Tae in Zukunft eigene Events planen. Da sie am Samstag, wie das KOLLEKTIV am Vortag, den Abend eröffnet, kann sie die anderen Acts verfolgen, vielleicht lerne sie jemanden kennen, den*die sie selbst buchen könnte.
Im Interview spricht BScene Programmchef Dominik Thaller über Newcomer*innen am BScene, kurzfristige Zusagen und die Zukunft der Jugendkulturszene.
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