Ehrenamt nur im Rampenlicht
Beim ESC meldeten sich 7000 Freiwillige, währenddessen ringen lokale Festivals um jede helfende Hand. Die internationale Strahlkraft lockte an – die Jugendkultur muss hingegen kämpfen.
«Tausende wollen freiwillig helfen», «Basel mangelt es nicht an helfenden Händen». So lauteten uten die Schlagzeilen während mehrerer Wochen, nachdem im letzten Herbst bekannt wurde, dass im Rahmen des Eurovision Song Contests 700 Freiwillige gesucht werden. Bei der Voranmeldung registrierten sich 7000 Menschen – zehnmal mehr als notwendig. Sieben Tage nach Ablauf der Bewerbungsfrist hatten sich bereits 2141 Freiwillige angemeldet.
Von so viel Support können die lokalen Festivals in Basel nur träumen. Händeringend werden Freiwillige gesucht, die Bier ausschenken, die Kasse bedienen, das Recycling organisieren oder die Künstler*innen betreuen. Das Team vom Hill Chill nennt den grossen Aufwand, der jedes Jahr aufs Neue nötig ist, um die 100 Helfer*innen zu rekrutieren, sogar als einen der Gründe, weshalb das Festival vor einer ungewissen Zukunft steht. Bei anderen Festivals sieht es nicht anders aus. Auch das BScene oder das JKF haben jedes Jahr Mühe, genügend Leute zu finden.
Offensichtlich packen helfende Hände lieber mit an, wenn die leise Hoffnung auf internationalen Flair und exklusive Blicke hinter den Glitzervorhang besteht, als wenn es um den Aufbau eines Bühnenpodests im Sarasinpark geht. Die Sehnsucht sei ihnen für einen solch einmaligen Grossanlass gegönnt. Immerhin haben die Helfer*innen dafür auch einiges auf sich genommen. Für die Freiwilligenarbeit war ein Bewerbungsprozess nötig, es gab Schulungen, man musste während zehn Tagen zur Verfügung stehen, Englisch und Deutsch wurden vorausgesetzt und ausser Merch und Verpflegung gab es kaum Privilegien.
«Es würde unserer Stadt gut tun, wenn nicht nur die schnell verblühenden kulturellen Blüten mit Enthusiasmus unterstützt würden.»
Bei den lokalen Festivals läuft das Ganze niederschwelliger. Meist ist nur eine Registrierung und die Angabe des gewünschten Tätigkeitsbereichs nötig.
Viele ESC-Freiwillige haben sich extra frei genommen, um dabei zu sein. Ein grosser Teil der Bewerbungen für die begehrten Plätze kam tatsächlich aus der Altersgruppe der 35 bis 64-Jährigen. Es ist also viel Potential vorhanden – nicht ausschliesslich bei den Jungen. Freiwilligenarbeit kommt ausserdem nicht nur den Festivals zugute, sondern verhilft engagierten Menschen zu Selbstständigkeit und dem Gefühl von Selbstwirksamkeit. Volunteers können Verantwortung übernehmen und den öffentlichen Raum, das öffentliche Leben mitgestalten.
Es würde unserer Stadt gut tun, wenn nicht nur die schnell verblühenden kulturellen Blüten, sondern auch die Wurzeln des kulturellen Schaffens – die Jugendkultur – mit Enthusiasmus unterstützt würde. So könnte Basel nicht nur für Grossevents aufleuchten, sondern das ganze Jahr hindurch strahlen – jetzt und erst recht in der Zukunft.