Die Debatte nach dem brutalen Überfall der Hamas-Terroristen auf israelische Bürger*innen ist aufgeheizter denn je. Jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt und unüberlegte, undifferenzierte, teilweise dumme einzelne Äusserungen herausgepickt und die Absender*innen sofort an den öffentlichen Pranger gestellt. So geschehen beim Kunsthalle-Direktor und nun bei der Uni Basel. Zwischen Vierter Gewalt und medialen Eingriffen in die Kunst-, Meinungs- und Glaubensfreiheit ist es ein schmaler Grat. Die brennende Frage bezüglich Intoleranz und «richtiger Gesinnung» lautet aktuell, wer mehr auf seine Wortwahl achten muss. Die Kunsthäuser und Universitäten oder die Medien. Und wer sagt oder entscheidet, was die richtige Gesinnung ist?

Erst Kunsthalle, jetzt Uni: Missbrauchen Medien ihre Aufgabe und werden zur Gesinnungspolizei?

Die Debatte nach dem brutalen Überfall der Hamas-Terroristen auf israelische Bürger*innen ist aufgeheizter denn je. Jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt und unüberlegte, undifferenzierte, teilweise dumme einzelne Äusserungen herausgepickt und die Absender*innen sofort an den öffentlichen Pranger gestellt. So geschehen beim Kunsthalle-Direktor und nun bei der Uni Basel. Zwischen Vierter Gewalt und medialen Eingriffen in die Kunst-, Meinungs- und Glaubensfreiheit ist es ein schmaler Grat. Die brennende Frage bezüglich Intoleranz und «richtiger Gesinnung» lautet aktuell, wer mehr auf seine Wortwahl achten muss. Die Kunsthäuser und Universitäten oder die Medien. Und wer sagt oder entscheidet, was die richtige Gesinnung ist?

853 Stimmen
Valerie Wendenburg
Valerie Wendenburg
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Claudio Nohara
28. November 2023 um 10:29

Den Mund verbieten

Je länger, je mehr überfordert mich das Ganze. Was darf ich jetzt noch sagen, was nicht? (Und das betrifft ja längst nicht mehr nur den Israel-Palästina-Konflikt.) Die Siedlungspolitik der Israelis finde ich gelinde gesagt Scheisse! Ich habe Freunde jüdischen Glaubens und auch sonst nichts gegen Juden. Bin ich jetzt trotzdem ein Antisemit, nur weil ich nicht alles toll finde, was die da unten so anstellen? Was die Hamas tut, ist fürchterlich und vorbehaltlos zu verurteilen. (Warum der Bundesrat dies nicht tut, finde ich unverständlich und stossend.) Die Palästinenser als Volk sind aber nicht Hamas und haben ebenfalls das Recht auf eigenen Grund und Boden. Bauen Israelis Siedlungen auf deren Gebiet, ermahnen die restlichen Länder die israelische Regierung höchstens sich zurückzuhalten. Was nichts bringt. Dass ausgerechnet SVP-Leute jetzt auf korrekter Ausdrucksweise bestehen, ist ein Hohn an sich. Fallen doch Thüring, Glarner + Co.immer wieder durch rassistische Äusserungen auf.

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Paul Quarry
28. November 2023 um 10:59

Critical thought is essential

It's part of the job of Universities to give students narratives that question and challenge the status quo - after all that's how advances in science and medecine take place. In social and political affairs that's true too, as long as the questioning has context and can itself be challenged - so it's not indoctrination or worse, radicalisation. Free thinking and critical questioning is the basis of democracy. Its no coincidence that purges by dictators in history usually begin with Universities.

Melissa
28. November 2023 um 09:06

Der Auftrag der Medien ist es, zu informieren.

Es ist unmöglich, was sich die Medien in der Schweiz erlauben. In erster Linie sollten sie uns informieren und uns Fakten liefern, damit wir uns selbst eine Meinung bilden können. Momentan beeiflussen grosse Medienunternehmen wie die Baz, SRF, 20 Min, Blick etc. unseren Blick auf die ganze Situation. Während sie (meistens) keine Unwahrheiten verbreiten, sieht man trotzdem in der Wortwahl und Unvollständigkeit der Fakten eine klare Ergreifung einer Seite.

Wieso wird nicht aufgeklärt, dass es einen Unterschied zwischen Antisemitismus und Kritik an einer Regierung gibt? Wieso wird nicht informiert, über die Menschenrechtsverletzungen die Israel seit Jahrzehnten begeht?

Ist ja klar, dass die antisemitischen (ebenso wie die islamophoben) Vorfälle weltweit steigen, wenn unsere Medien alle Juden mit Israel gleichsetzen, in dem sie das vorprogrammierte Propaganda-Narrativ Israels auch hier weiterverbreiten.

Das ist nicht fair gegenüber den Juden und auch nicht gegenüber unserer Bevölkerung!

Andrew Shields
28. November 2023 um 13:28

Die BaZ und die BZ erfüllen die Aufgaben des Journalismus nicht

Während der Diskussion des Bettelverbots, hat nur Bajour mit den bettelnden Personen gesprochen. Und während der Diskussion die Dreirosenanlage, hat nur Bajour mit Drogenabhängigen aus Kleinbasel gesprochen. In ihren neuesten Veröffentlichungen zu der «ideologisierten» Universität haben die BaZ und die BZ nicht mit den Beteiligten an der Universität gesprechen. Rico Bandle in der BaZ bezog sich auf einem Kurs aus dem Frühlingssemester 2021, aber er sprach nicht mit der Dozentin. Naomi Reichlin in der BZ sprach auch mit niemanden von der Universität für ihre neueste Kolumne. Bajour zeigt vor, was die Aufgaben von Journalismus sind: recherchieren und mit Beteiligten sprechen, um neue Blickwinkeln zu finden. So bricht man mit Ideologien. Die BaZ und die BZ bestätigen nur die eigene Ideologie und werfen anderen vor, dass sie «ideologisieren».

Franziska Gerspach
28. November 2023 um 07:46

Unsägliche Hetzkampagne

Diese unsägliche Hetzkampagne angeführt von Pascal Messerli und Joël Thüring von der SVP mithilfe der BaZ gegen Herr Almusibli ist wirklich sehr beschämend für eine eigentlich neutrale Demokratie. Leider macht sogar die Regierung (noch) mit. Aber nur weil die Regierung und die BaZ behaupten, dass diese Fragen gerechtfertigt seien, sind sie es noch lange nicht! Und diese Überheblichkeit von Messerli und Thüring so quasi wir als Staat haben Geld für die Kunsthalle gesprochen und deshalb ist alles berechtigt was wir hier machen: Das Geld kommt von uns allen in Form von Steuern die wir als Bürger von Basel Stadt bezahlen und mal ganz ehrlich mir ist es allgemein sympathisch, dass sich jemand gegen Krieg positioniert. Krieg ist immer ein Armutszeugnis. Pascal Messerli hat im Speziellen bei X ein Foto von Herrn Almusibli gepostet und u.a. geschrieben, dass er eine Schande für Basel Stadt sei. Wenn ich Herr Almusibli wäre, würde ich Pascal Messerli anzeigen!

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Johannes Sieber
Grossrat GLP

Lösungen am falschen Ort gesucht

In der Bildung wie im Kulturbetrieb werden zunehmend Konflikte ausgetragen, für deren Lösung sie fraglich zuständig sind. Auch überfordert dieser Anspruch die Institutionen. Das gibt mir zu denken. Medien multiplizieren das Phänomen.

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Christine Keller
Grossrätin SP

Vorwurf des Antisemitismus nicht verwässern!

Bajour schreibt richtig, dass die Stimmung aufgeheizt ist. Schwerwiegende Vorwürfe werden zu leichtfertig erhoben - ob in Medien, Social Media oder privaten Diskussionen. Nicht jede falsche, ungerechte oder einseitige Meinung ist aber antisemitisch oder antimuslimisch rassistisch. Nicht umsonst gibt es wissenschaftliche Definitionen von Antisemitismus, auch wenn sie nicht unumstritten sind (IHRA vs. Erklärung von Jerusalem). Wer den Vorwurf des Antisemitismus zu unvorsichtig oder zu beliebig verwendet, verwässert ihn und schadet letztlich dem Kampf gegen diese grauenhafte Erscheinung.

Stephan Luethi
Früher: Lehrer

Wer sich exponiert, muss mit den Reaktionen umgehen können!

Was in den Köpfen steckt, darf auch geäussert werden. Allerdings ist, wer sich an die Öffentlichkeit wendet, für den Inhalt und die Tonlage verantwortlich. Wenn Medien aufwühlende Botschaften vernehmen, sollen solche auch publiziert werden. Die Gesellschaft, also wir alle, bildet sich darauf eine Meinung zum Gesagten, ordnet dieses ein. Unterdrückte Meinungen hingegen wirken unterschwellig und unkontrollierbar weiter. Da bevorzuge ich Klartext, auch wenn mir das Geäusserte total gegen den Strich geht. Aber dann kann ich widersprechen.

Mütze Kopie 2
Mathis Reichel
Pensioniert, Musiker, Tänzer

Panem et circenses

Äusserungen von unterschiedlichen Institutionen können nicht gleich gewertet werden. Die Aufgabe einer Uni besteht u.a. darin, das Denken zu fördern. Dazu gehört u.a. die Kontroverse um Meinungen, die auch mal aufeinanderprallen können. Doch das Gegenteil geschieht: fühlt sich eine Studentin bei einem Thema „unwohl“, wird es ausgeblendet, die Veranstaltung abgesagt. Dieser Stil begann in den kalifornischen Unis, erreichte bald die Ostküste um bald darauf Frankreich, ganz Europa und somit auch Basel zu pervertieren. Wer nicht „Free Palestine“ ruft, wird ausgeschlossen, bekämpft. Anders sieht es bei Aussagen des Leiters der Kunsthalle aus. Wenn seine Meinung indirekt die Gräueltaten von Terrororganisationen relativiert, wird es sehr kompliziert. Und was die Medien angeht: die wissen meist kurz nach der Tat, wer der Schuldige ist („Blick sprach mit den ersten Toten...“). Gerichtsurteile, Recherchen? Das geht zu lange, die Leser wollen panem et circenses.

Harald
28. November 2023 um 03:13

Umgekehrt

Die Gesinnungspolizei sitzt in den Unis und in der Kunstszene. Beide hochsubventioniert aus unseren Steuergeldern, und beide jenseits von jedem gesunden Menschenverstand. Nicht das Opfer des Täters ist der Täter, sondern das Opfer des Täters ist das Opfer. Soviel gesunder Menschenverstand muss sein (auch wenn man hochsubventioniert das Gegenteil behaupten darf).

Ueli Keller
28. November 2023 um 11:21

Ein Paradox

Weil es an echter Aufklärung mangelt, herrscht vielfach Orientierungslosigkeit. Immer mehr Medien verbreiten immer noch mehr Informationen – mit immer weniger Relevanz und Substanz: ein Paradox. Aktiv zu lügen, ist dabei die eine Seite der Medaille. Passiv nicht die Wahrheit zu sagen, die andere, eher noch schlimmere.

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Roland Wittwer
27. November 2023 um 17:45

Transparenz

Solche Fragen sollen durchaus journalistisch verarbeitet werden. Auch die Frage nach den Deutschkenntnissen einer Museumsdirektorin ist legitim und Meinungen dazu dürfen geäussert werden.

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Patrick Vögelin
Vorstand BastA

Schmaler Grat

Ich finde diese Diskussion sehr heikel einerseits sollte man Hetze bekämpfen und anderseits sollte man die Meinungsfreiheit hochhalten .

Claudia Geisser
Erwachsenenbildnerin

Meinungsfreiheit um jeden Preis?

Die Meinungsfreiheit gilt für jede und jeden. Für Künstler und Institutionen. Für Medien.

Wenn kriminelle Hetze à la Murdoch Medien stattfindet, muss das gesetzlich untersucht werden; es gibt ganz klare Regeln dafür.

Das gleiche gilt für Künstler. Es gibt Grenzen. Aber Cancel Culture darf nicht (mehr) passieren.

Die Medien können viel aufdecken, gleichzeitig aber auch viel Schaden anrichten.

Ich hoffe, unsere Medien machen es denen unserer Nachbarn nicht nach.

Wehret den Anfängen!

bodaw8
Andrea Strahm
Grossrätin Die Mitte, Fraktionspräsidentin

Es geht immer um Macht

Wer ist der Stärkere, wer gewinnt, das ist die Sprache des Krieges. Es ist auch die Sprache derjenigen Religionen, die den Auftrag haben, ihre vermeintlich einzig richtige Überzeugung durchzusetzen. Die Mission der Kreuzzüge in die Gegenwart übertragen, derzeit von den Hamas und fundamentalistischen Muslimen angetrieben. Dazu muss man wissen, dass der jüdische Glaube diesen Missionsauftrag nicht hat. Das macht die Juden vulnerabler.

Annemarie Polak
28. November 2023 um 12:15

Neutral informieren

Die Fragen sind zu eng für mich. Die Kunst kann und soll provozieren, doch als Leiter eines Institution sollte die Person nicht schwarz-weiss denken, sondern in Zwischenfarben respktive neutral bleiben. Ich bin sehr für die Offenlegung der Gesinnung. Noch intensiver muss die Uni aufpassen. Es kommt schon sehr darauf an, wer was sagt. Informiertes Gesamtbild muss die Uni vermitteln ( Professoren) die Studenten sollen alles kritisch hinterfragen, aber eben ohne Emotionen. Beim jetzigen Konflikt fehlt mir jede sachliche Vermittlung. Beim Ukrainekrieg war es einfach. Da war es klar, wer Aggressor ist und man konnte den Emotionen folgen. Doch im Nahost  muss man die komplizierte Geschichte kennen und sollte eben auch sehen, dass beide Völker Fehler gemacht haben. Zudem ist und bleibt Hamas ein Terrorsystem. Also bitte Medien: informiert neutral, schaut aber jedes Ding von mehreren Seiten an. 

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