Fährst du Uber?
Uber-Modell führt zur schlechter Qualität, hat aber die Taxi-Branche verbessert
Ich war Uber-Nutzerin der ersten Stunde. Habe die Fahrten genossen, interessante Fahrer, interessante Gespräche, gepflegte Autos, gute Preise - das hab ich dann jeweils mit einem guten Trinkgeld in bar honoriert. Meine Erfahrungen früher mit Taxis waren nicht sehr gut, ungepflegte, stinkende Autos, aufdringliche, unangenehme Fahrer. Deshalb war für mich eine Uber-Fahrt wirklich ein positives Erlebnis. Dann allmählich hat sich die Situation verändert. Auf einmal schlechte Erlebnisse mit Uber-Fahrern, die kaum Auto fahren konnten, ok mit schlechter Bewertung sind sie weg. Dann Unzuverlässigkeiten, Buchungen die nach einer viertel Stunde Warten plötzlich storniert wurden, dann Preise 3x so hoch für die gleiche Fahrt. etc. Nun fahre ich wieder Taxi. Und siehe da. Top Zuverlässigkeit. Die Autos sind super gepflegt, die Fahrer sehr angenehm, die Preise vernünftig. Ist eine anekdotische Referenz, mein Fazit: Uber hat der Taxi-Branche gut getan, Uber-Modell funktioniert auf Dauer so nicht.
Bei Uber verlieren sich viele in den Details. Ich finde, es darf inhaltlich auf einer übergeordneten Ebene diskutiert werden. Das bringt uns weiter.
Wie gehen wir als Politik/als Gesellschaft damit um, wenn Techfirmen globale Geschäftsformen entwickeln, die gegen unsere gesellschaftlichen/politischen/gesetzlichen Normen verstossen? Wie können Behörden/Politik auf Technologien reagieren, deren Entwicklung schneller vorwärts geht, als die Erstellung von Gesetzen. Was können wir tun, damit Behörden/Politik ihre digitale Blindheit endlich ablegen und Zusammenhänge verstehen, die auf einer global vernetzten und digitalen Ebene geschehen? Wie können wir als föderalistisches System diesen globalen Akteuren auf Augenhöhe begegnen?
Und: wie können wir sicherstellen, dass die Wertschöpfung weiterhin bei uns in der Region bleibt und Umsätze nicht ins Ausland abfliessen?
Ausserdem: wie soll unsere urbane Mobilität aussehen? Macht im urbanen Raum ein mot. Taxidienst für die breite Masse Sinn? Wieviel Raum/Privilegien darf ein mot. Taxidienst überhaupt haben? Wie/wer kann neue hybride Konzepte vorwärts bringen? (kann das wirklich nur die BVB?)
Sexyness statt Dino-Dasein
Uber gefällt vor allem dank Bestellung durch wenige Klicks und dynamische Preise, während herkömmliche Taxis eher ein Dinosaurierimage geniessen. Dort wäre etwas Modernisierung – oder, wo bereits vorhanden, bessere Kommunikation von uber-ähnlichen Services, notwendig. Dienstleistungsattraktivität durch Schlechterstellung von Mitarbeiter*innen zu erreichen, ist aber sehr out. Würde Uber von Taxiunternehmen bezüglich finanziell nachhaltiger Anstellungsbedingungen lernen, und Taxiunternehmen im Gegenzug Ubers clevere Marketingtools für einen Hauch mehr Sexyness statt Dino-Dasein nutzen, hätten wir sozial verträgliche Konkurrenzverhältnisse, die dem freien Markt – und den Arbeitnehmer*innen – guttun!
Erzwungene Schwarzarbeit
Uber ist billig. Den Preis dafür zahlen in erster Linie die Fahrer*innen. Weil Uber sie nicht als Angestellte anerkennen will, um ihnen so Löhne, Sozialversicherungsbeiträge und Arbeitnehmerrechte vorzuenthalten. Das Uber-Modell beruht daher wesentlich auf erzwungener Schwarzarbeit. Das muss man wissen. Nur so können sie billige Fahrten anbieten. Die Behörden müssen nun endlich gegen diese offensichtliche Schwarzarbeit vorgehen. Um das zu verhindern, war Uber bisher jedes Mittel Recht. Die Uber-Files lassen grüssen. Für uns ist klar: Die Uber-App würden wir akzeptieren. Die Uber-Arbeitsbedingungen sicher nicht.
Darum geht's
Ein Ex-Führungsmitglied von Uber hat über 120’000 interne Dokumente veröffentlicht: Die «Uber Files» zeigen auf, wie der Taxidienst die öffentliche Meinung beeinflusst und auf Kosten der Fahrer*innen Millionen von Franken gespart haben soll. Laut den Dokumenten überwachte Uber einzelne Nutzer*innen mit seiner App. Nicht nach Erlaubnis zu fragen, sondern einfach loszulegen, sei das Mantra gewesen. Dadurch sei die Demokratie untergraben worden. Roman Künzler von der Gewerkschaft Unia spricht vom «grössten Schwarzarbeits-Skandal, den die Schweiz je gesehen hat». Uber räumt ein, in der Anfangszeit Fehler gemacht zu haben: «Wir werden nicht versuchen, diese zu rechtfertigen.»
Verwerflich
Das sich Uber nicht an die gesetzlichen Rahmenbedingungen hält und das Arbeits- und Sozialversicherungsgesetz missachtet, halte ich für verwerflich. Als ich 2017 mit einer Motion versuchte die Uberfahrer unter das Taxigesetzt zu stellen, lehnte das der Grosse Rat ab. Auch weil der damalige Regierungsrat Baschi Dürr im Hintergrund stark für dessen Scheitern lobbyierte.
nein niemals. hier (eigentlich hörbar weil ein podcast) zu dem thema: https://www.youtube.com/watch?v=rPbNynz0TnA
Noch nie mit denen gefahren 😂
Fürchterlich geil und scheusslich sexy
Immer mehr Menschen - aber noch lange nicht eine Mehrheit (vor allem auch nicht der Politikerinnen und Politiker) - stellen fest, auf wessen und welche Kosten das Muster „Konkurrenz belebt das Geschäft ... und mit Verlusten muss gerechnet werden“ geht.
Bin ich noch nie gefahren und werde es auch weiterhin nicht tun. Traurig, dass es Menschen gibt, die es nötig haben, sich von solchen Firmen ausbeuten zu lassen.
Widerlich
Es gibt Geschäftsmodelle, die sind nur widerlich. Deshalb bisher nie genutzt und auch weiterhin: Nein danke!
Preistransparenz 1
Plattform (App), wo ich den Preis beim Einsteigen schon kenne und einfach bezahlen kann.
Preistransparenz 2
Praktisch wäre eine App, die alle Taxis bündelt und den Preis anzeigt...
«Noch»? Hab ich «noch» nie benutzt;-) (Und werde es wohl auch nie tun).