Für mehr Kitsch und weniger Alphamänner

Selbstironisch und clever politisch: «Barbie» ist der Film des Sommers. Kultz war an der Premiere und hat diese mit einem Trinkspiel verbunden. Ein leicht-beschwingter Abend in Pastellfarben.

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Greta Gerwigs «Barbie» gibt sich farbenfroh mit einem politischen Unterton. (Bild: Screenshot/Warner Brothers)
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«Barbie» – Es gibt wohl keinen Film des diesjährigen Sommers, auf den ich mich mehr gefreut habe. Nicht, weil ich ein ausgesprochenes Flair für die Modepuppe hätte – was ich mit meinen Barbies als Kind gemacht habe, ist hier nachzulesen – sondern, weil mich der Gedanke an quietschbunten Trash in Verbindung mit der feministischen Greta-Gerwig-Note fröhlich-gespannt stimmte.

Würde die US-Independent-Filmemacherin es schaffen, aus einer Kunstfigur wie Barbie, die jahrzehntelang einem idealisierten Schönheitsbild entsprach, eine feministische Kämpferin zu machen? Klar, bisher hatte sie es auch geschafft, ihre eher dramatischen Filmstoffe wie «Lady Bird» oder «Little Women» mit ihrem ureigenen Humor aufzulockern. Doch die pinke Blondine mit  den unnatürlichen Modellmassen zu entstauben, ist nochmals eine ganz andere Hausnummer. Soviel darf verraten werden – Gerwig gelingt dieses Kunststück tatsächlich und ich bin seit neuestem Barbie-Fan. 

Doch erstmal zurück auf die Tribüne des Allianz Open Air Kinos am Zürichsee. Dort sassen wir nämlich – meine beste nerdy Freundin und ich – zur Eröffnung desselbigen und «Barbie»-Premiere. Beide stilecht, weil inhaltlich voll auf den Punkt in «Wonder Woman»-T-Shirts gekleidet aus Ermangelung an rosaroten Alternativen. Im Gepäck hatten wir eine Flasche Portwein und zwei «The Hateful Eight»-Schnapsgläser – schliesslich hatten wir uns zum Film-Trinkspiel verabredet.

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Stösschen: Die Tarantino-Shotgläser durften bei der Premiere nicht fehlen. (Bild: Sarah Stutte)

Das wurde von uns schon mehrmals erprobt, beispielsweise auch bei besagtem Western von 2015. Weil wir dort aber aufs falsche Pferd gesetzt hatten – sucht euch kein Schimpfwort bei einem Tarantino-Film aus! – waren wir da schon vor der Pause betrunken und «out of booze». Das sollte uns diesmal nicht passieren. Nein, «Pink» würden wir sicher nicht wählen, «Barbie» oder «Ken» waren auch viel zu offensichtlich. Also einigten wir uns auf folgendes: wenn ein Film zitiert wird, trinken; wenn Barbie von hinten zu sehen ist, trinken; wenn getanzt wird, trinken. 

Die Story von Greta Gerwig ist wunderbar kreativ und bonbonfarben-kitschig.

Natürlich hatten wir schon in der ersten halben Stunde über zehn Filme gezählt und liessen zwischenzeitlich ein paar aus, um unseren Pegel zu schonen und noch etwas länger vom Portwein zu haben. Challenge für euch: Wer entdeckt «The Wizard of Oz», «Tank Girl» oder sogar «Alien»? 

Einmal gab es sogar zwei Filmzitate mit einer Tanzszene in einem, so schnell kamen wir gar nicht hinterher. Jedenfalls haben wir es mit «Wein, Weib und Gesang» bis fast zum Schluss geschafft. Vom Film haben wir auch erstaunlich viel mitbekommen – das war bei Tarantino noch ganz anders. 

Fazit eines leicht-beschwingten Abends in Pastelltönen: «Barbie» ist ein unbedingtes Must-See. Mit Trinkspiel lustig, ohne aber ebenso. Die Story von Greta Gerwig ist wunderbar kreativ und bonbonfarben-kitschig. Auch weil dabei einmal quer und überaus selbstironisch durch die Filmgeschichte zitiert wird.

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Auch ein Film gegen selbsternannte Leithammel: «Barbie» stellt sich gegen Alphamänner. (Bild: Screenshot/Warner Brothers)

Noch dazu ist unter der ganzen rosaroten Ausgestaltung hier alles sehr clever politisch. Nicht nur Alphamänner in Hollywood und in der realen Welt bekommen hier ihr Fett weg – Gerwig übt auch Kritik an Frauen, die einander lieber diffamieren, statt gemeinsam stark zu sein. Dafür sagt sie weise, dass der Weg für mehr gegenseitiges Verständnis über die eigene Selbstachtung führt. Fast schon philosophisch. Darauf noch mal ein «cheers».

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