Grossratswahlen: In welche Richtung rutscht es?

Am kommenden Sonntag stehen die Gesamterneuerungswahlen in Basel-Stadt an. Während Beobachter*innen davon ausgehen, dass es im Regierungsrat keine Veränderungen geben wird, könnten im Grossen Rat durchaus einige Sitze neu verteilt werden. Aktuell sind die politischen Blöcke fast ausgeglichen: Die Linken haben 48 Sitze, die Bürgerlichen 43. Die Grünliberalen sind oft das berühmte Zünglein an der Waage. Grüne und Basta treten seit 20 Jahren zum ersten Mal mit separaten Listen an, das macht die Prognosen schwierig. Büsst die Basta einen Sitz ein, verliert sie sogar die Fraktionsstärke. Andererseits könnte die Emanzipation der Basta besonders bei linken Wähler*innen punkten. Auf der bürgerlichen Seite kämpfen FDP, LDP und SVP um Wähler*innenstimmen. Die LDP versucht, durch das Hauptthema Sicherheit ihre Wählerbasis zu stabilisieren, doch ein Sitzverlust zur SVP gilt als wahrscheinlich. Im Zentrum kämpfen GLP und die Mitte um Stimmen, die potentiell von der SP abwandern. Nachdem die GLP in Basel in letzter Zeit zulegen konnte, versucht sie, ihre Stärke auszubauen. Die Mitte hat sich neu formiert und bemüht sich mit Wohnschutz, Verkehr und ebenfalls Sicherheit zu punkten. 

493 Stimmen
Franziska Zambach
Franziska Zambach
Moderation
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till
Till Kleisli
Grossratskandidat BastA! - Liste 45

Mehrheitlich stabil

Die Verhältnisse rutschen auch bei den GR-Wahlen nicht, aber sie bewegen sich. Prognosen sind bekanntlich immer schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen... Aber aufgrund der Trends der Bürgergemeinderatswahlen und der Nationalratswahlen rechne ich mit folgenden Veränderungen.

  • die politische Mitte (Die Mitte und vor allem die glp) gewinnt auf Kosten von LDP und FDP
  • die SVP hatte 2020 das seit langem schlechteste Resultat, sie wird also sehr wahrscheinlich wieder etwas zulegen können
  • der linke Block an sich bleibt eher stabil, wobei die BastA! und GRÜNE zusammen, analog zu den BGR-Wahlen, wohl auch leicht auf Kosten der SP zulegen können

Aber selbst wenn diese Prognosen richtig wären, ist die SItz- und damit Machtverteilung im Parlament auch zu einem wesentlichen Teil zufallsabhängig. Da Basel-Stadt kein Doppelproporz kennt, kann eine Liste mit Glück zwei Sitze mehr oder mit Pech auch zwei Sitze weniger haben, als ihr theoretisch zustehen würden.

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Daniel Ordas
Bürgergemeinderat GLP/ Advokat

Zwischen Kaffeesatz, Erfahrung und Hoffnung

In Ermangelung professioneller Befragungen (die meist auch daneben liegen) wird Kristallkugelphilosophie zur Wissenschaft erklärt. Wie bei den Klatschheft-Horoskopen sind die Prognosen so formuliert, dass am Ende ein Teil sicher stimmt oder mindestens begründet werden kann, warum das Gegenteil eingetreten ist. Natürlich spiele auch ich bei diesen Augurien privat gerne mit, aber ich finde es recht unproduktiv dies öffentlich zu tun. Wird man zu hoch eingeschätzt, mobilisiert es die Mitbewerber, wird man zu tief eingeschätzt, kann es die eigenen Leute demoralisieren. Am besten gibt man bis zum Ende das Beste, wie wenn man knapp im Rückstand läge. Am Ende wird sich wohl eine ausbalancierte Stabilität durchsetzen, bei der keiner der 3 Blöcke den andern überrumpeln kann. Wichtig ist letztlich, dass nach den Wahlen alle wieder mit alle konstruktiv sprechen und Kompromisse aushandeln können.

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Lucas Gerig
Bürgerrat der Stadt Basel

Warten wir's ab

Warten wir doch einfach den Montag (oder für die Ungeduldigen: Sonntagnacht) ab und dann wissen wir's!

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Sacha Lüthi
LDP Grossratskandidat

noch ein wenig Senf dazu...

Jetzt wählt man allenfalls bisschen um die Mitte, denn dies ist nicht mehr zu links und auch nicht zu rechts. Man kann es mit sich vereinbaren. (So habe ich aus vielen Gesprächen mitbekommen). Und da wir in Basel immer Alles bisschen mit contenance schöner darstellen als es ist. Sind wir noch nicht an der Talsohle und dies wird wie im restlichen Europa dafür sorgen, dass das rechte Spektrum Aufschwung bekommen wird. Wenn wir nicht ein wenig von den Haltungen die wir zur Zeit haben runterkommen und uns endlich auch in unpopulären Themen bewegen. Aber was weiss ich als Polizist schon von Politik und den Menschen ;-)

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Sacha Lüthi
LDP Grossratskandidat

We will see

We will see ;-) Ich denke diese Wahlen wird sich zwischen den Lagern nicht all zu viel Bewegen. Sicher wird es in den politischen Lagern den ein oder anderen Sitzwechsel geben. Dies liegt daran, dass es in Basel vielen Menschen noch erträglich bzw. gut geht und auch die Kantonsfinanzen zur Zeit noch Spielraum haben. Nur wird dies, wenn wir nicht langsam bisschen schneller werden in Entscheidungen in Themen wie Sicherheit, Transformierungsflächen (Arealentwicklung Wohnungsbau und Migrationsfragen in vier Jahren ändern. Für diese Weisheit brauch es nur den Blick in das restliche Europa. Und ja Basel tickt anders, aber bei den Grundbedürfnissen funktionieren ziemlich alle Menschen gleich. Die schönsten Grünflächen oder Superblocks sind nicht schön, wenn es dort keine Sicherheit gibt. Zur Zeit hat man zwar viele Ideen, jedoch wie "allewyl" hat man in Basel alle Zeit der Welt. Diese Zeit haben meine Kolleg:innen und ich auf der Strasse selten ;-) Mehr Entscheiden, weniger Verwalten.

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