Hinterhof

Jakob

Strassenbahnen fahren knirschend und kreischend. Autos hupen, blinken, bremsen. Fahrer*innen rufen, beleidigen, rammen, preschen vorwärts. Immer nur in eine Richtung, voran und das so schnell wie möglich. Doch nicht weit von der Hektik und Geschwindigkeit liegen kleine Strässchen, welche sich weiter verästeln in versteckte Pfade, die in Gärten, Hinterhöfen und Efeubewachsenen Ecken mit Mülleimern münden. In diesem Fluss treibt es einen mal hierhin, mal dorthin, ohne das Bedürfnis zu eilen. Hier zählt nicht die Destination, sondern das pure Sein, an diesem Ort und nirgendwo anders. Die Wände, bemalt mit alter Illustration, erzählen Geschichten von Zeiten, an welche kaum noch einer denkt, geschweige denn davon erzählt.

Einer dieser Hinterhöfe, scheint in dem Fluss der Gässlein ein etwas grösserer See zu sein. Gehüllt in Efeu und besprenkelt mit zwitschernden Vögeln sitz, leicht versteckt, ein kleiner Platz. In seiner Mitte sitzt ein Affe, mit saftigen Trauben in einer Hand und beinah versteckt von seinen Fingern, führt er geheimnisvoll eine Mandarine an seinen halbgeöffneten Mund. Mit seinem Erntehut und alter Jacke sieht er müde, aber auch weise aus.

Schüler*innentexte

Was gibt es im Winter Schöneres, als sich auf wärmende Sonnenstrahlen aus dem Sommer zu besinnen und an seine eigene Jugend zu denken?! Sieben Schüler*innen des Gymnasiums am Münsterplatz, alle um die 18 Jahre alt, haben im Sommer kurze, kreative Texte zum Thema «Verweilen in Basel» geschrieben. 

Dafür haben sie öffentlich zugängliche Plätze in Basel aus Ihren Augen und anhand Ihrer Sinne, Gedanken und Erinnerungen beschrieben. Sie verpacken die Plätze kreativ in Sprache und nehmen die Leser*innen mit in ihre Leben, ihre Sorgen und Wünsche. 

Das Ergebnis ist ein Blick in die Gefühlswelt und die Realität vieler Jugendliche. Gern veröffentlichen wir bei Bajour die Texte.

zu allen Texten

Ein Affe, der nicht mehr keck mit anderen spielt, sondern fast schon wehmütig die rennenden Kinder um sich betrachtet und an Zeiten denkt, wo er sich ihnen hätte anschliessen können. Er thront auf einem steinernen Sockel, welcher zu einem Brunnen gehört, aus dem Wasser in einem stetigen, behäbigen Fluss fliesst. Der Brunnen ist beinah ungeschmückt, doch keineswegs karg. Die Büsche, Blumen und Klettergewächse, die ihn umringen, geben dem Brunnen eine mysteriöse Aura. Als wäre er verwunschen und versteckt, von einem alten gutwilligen Zauber. Mehrere Bäume umgeben den Brunnen und schmücken die Häuserfronten. Sie geben das Gefühl von einer Zeit als der Mensch sich noch nicht isolierte, von der Natur.

Obwohl die Häuser fast das komplette Sichtfeld abblocken, kommt nie das Gefühl von Klaustrophobie auf. Man scheint abgeschirmt zu sein, von all der Eile und Beschleunigung der Aussenwelt. Es fühlt sich heimelig und beruhigend an, auf diesem relativ engen Raum zu verweilen. Die Fensterläden, in leuchtenden Farben, unterbrechen das altmodische warme Weiss der Häuserwände. Etwas über Augenhöhe sind die Läden angeschrieben, noch mit den Familiennamen der Besitzer, nicht einem auskalkulierten Namen, welcher die maximale Anzahl an Kunden anlockt.

Kleine altmodische Cafés und Läden zieren die untersten Etagen der Häuser. In einer dieser Bastionen von Friede und Ruhe läuft das Leben ein wenig anders ab. Leute sitzen vor den Cafés und reden angeregt, ohne ein Ziel, nur um des Redens Freuden willen. Auch ich sitze unter ihnen, sehe mich um. Nicht im Erstreben mein ganzes Umfeld so detailliert wie möglich aufzunehmen, um es an einem späteren Zeitpunkt wiedergeben zu können. Sondern nur um den Moment aufzunehmen und ihn in mir festzuhalten. Ein kleines Kerzenlicht, was nur mir gehört. Und sollte der Sturm jemals toben und meine inneren Lager in Aufruhr sein, wird diese Kerze mit so vielen anderen hell leuchten. Ein Monument, welches lediglich eine Minuskel im grossen Spiel der Zeit darstellt. Mit diesen Gedanken stehe ich auf, denn es ist Zeit zu gehen.

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