Da haben Sie's zurück, Herr Burgener
Am Samstag haben Hunderte Fans ihre Saisonkarte ins Joggeli zurückgebracht. Wieso? Wir haben mit ihnen gesprochen.
Die Muttenzerkurve hat am Samstag zum letzten Protestmittel ergriffen: «Mir rieffe alli FCB-Fans derzue uff, (...) ihri Saisonkarte abzgää – mit Abstand und Maske», schrieb sie am Mittwoch, 14. April, auf ihrer Website. Die FCB-Führung rund um Bernhard Burgener, Karli Odermatt und Peter von Büren hätten mit dem drohenden Verkauf der Aktien der FC Basel Holding AG an eine Briefkastenfirma einen weiteren Nagel in den Sarg des Traditionsvereins geschlagen. Deshalb: «Zit zum Farb bekenne!»
Und die Fans kamen. Wohl über tausend Menschen stellten sich ab 11 Uhr schön in Reih und Glied vor dem einzig offenen Kassenhäuschen an, um mit der Rückgabe ihrer Karte ein Zeichen zu setzen. Der FCB hatte den Fanshop zum Schutz der Mitarbeiter*innen vor einer «belastenden und gesundheitlich heiklen Situation» geschlossen.
Wir wollten von den Fans wissen, weshalb gebt ihr eure Jahreskarte zurück?
«Ich bin überhaupt nicht zufrieden mit dem Zustand des Clubs. Die Führung muss einsehen, dass die Fans wichtig sind und auch eine Stimme haben. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass sie reagieren werden.»Fabrizio, 32
«Wir müssen ein Zeichen setzen, die Clubführung muss sich ändern! Wir stehen nicht aus sportlichen Gründen hier, es geht uns ja nicht darum, dass die Leistung der Spieler auf dem Platz schlecht ist.»Anonymes Trio, 30, 28, 23
«Wir wollen ein Zeichen setzen und hoffen, dass Burgener geht. Der ist aber taub. Schliesslich ist das nicht die erste Protestaktion. Die Abgabe des Tickets ist sehr traurig, ich bin mit dem FCB aufgewachsen, habe ihn im Blut.»Martin Wunderlin, 60
«Warum wir hier sind, ist klar: Das ist ein Protest gegen Burgener und gegen die Centricus AG. Wir unterstützen keinen FCB, der nicht in Basler Händen ist. David Degen soll das Ruder übernehmen, sonst sind nächsten Sommer die Billettverkäufe am Boden. Mit Burgener werden wir uns nie wieder einigen.»Balz Becker, 33, David, 28, Lukas 32
«Ich möchte in Zukunft wieder mit Freude ins Stadion gehen, gerade auch mit meinem Enkel Liam. Ich hoffe, wenn es genug Leute sind, kommt die Message an. Ein Verkauf an fremde Investoren geht gar nicht! Da würde Liam auch zustimmen.»Margreth, 63
«Wir wollen Druck auf die Führung ausüben, die Abgabe der Saisonkarte ist unsere letzte Möglichkeit, unser letztes Druckmittel. Wir wollen keine fremde Investoren, Burgener muss gehen.»Raphael, 36 und Florian, 32
Die Fans hoffen, dass dieser Druckversuch wirkt und Burgener seine Aktien an David Degen verkauft. Wobei: So richtig glauben tut das wohl niemand mehr, Burgener ist nicht bekannt dafür, bei einem Konflikt aufzugeben, im Gegenteil.
Sollte Degen aber doch noch den FCB übernehmen können, vertrauen die Fans darauf, dass sie ihre Saisonkarten umgehend wieder zurückbekommen und sie an ihre angestammten Plätze in der Kurve zurückkehren können - so denn eines Tages wieder Zuschauer*innen ins Stadion dürfen.
Bis jetzt gab es von Seiten der Clubführung noch keine Reaktion auf die Rückgabe der Saisonkarten.