Kantonalen Kulturförderpreis abschaffen?
Es gibt doch noch einen Kulturförderpreis für die Basler DJ Leila Moon. Nachdem ihr der Kulturförderpreis des Kantons Basel-Stadt aufgrund öffentlicher Aussagen zu Kulturboykotten verwehrt wurde, haben mehrere hundert Kulturschaffende neu einen «Unabhängigen Kulturförderpreis Basel» ins Leben gerufen. Es heisst, der alternative Preis stehe für eine «unabhängige Kulturförderung» und wolle Persönlichkeiten ehren, «die sich in herausragender Weise um die Kultur verdient gemacht haben». Er ist mit 10’000 Franken dotiert. Diese sind dank einer Spendensammlung und über 400 Spender*innen zusammengekommen. Die Verleihung findet am 8. Februar statt. Bisher haben sich mehr als 300 Unterstützende hinter den unabhängigen Kulturförderpreis 2024 gestellt. Auf der Website wird das Vorgehen des Kantons in der Causa Leila Moon deutlich kritisiert, es ist von einer «Kapitulation der Abteilung Kultur vor dem politischen Druck» die Rede. Ist der alternative Preis eine bessere Lösung? Oder ist die Unsicherheit bei der Finanzierung ein zu grosses Risiko?
Aus der Ferne
Allen einen guten Start in neue Jahr. Ich muss zugeben, ich bin in der Kultur (noch) nicht bewandert. Die Kultur und die Kulturschaffenden sind aber ein wichtiges Gut in der Gesellschaft und müssen gefördert werden. Ich masse mir auch nicht an, zu werten, wer den Preis verdient hat und wer nicht. Ich schaue das Ganze also sehr unvoreingenommen aus der Ferne an. Und darum stelle ich mir Fragen: Hätte es eine solche Thematik gegeben ohne den emotional hoch belasteten Konflikt in und um Israel? Ist allenfalls der Preis aus der Szene eher als Trotz gegen den Staat zu werten und würde dieser jährlich bestehen? Ich bin auch der Meinung, dass eine Unabhängige Kommission solche Preise vergeben soll. Wir sollten dennoch nicht vergessen, dass der Kulturförderpreis aus Steuergelder besteht. Und da bin ich schon der Meinung, dass der Staat als Vertreter der Steuerzahlenden in letzter Konsequenz darüber entscheiden muss. Und oft hat eine Entscheidung immer Gewinner und Verlierer.
Mehr Rückgrat und Professionalität
Was es braucht ist eine Fachjury, die unabhängig von politischem Druck einen Entscheid für einen Kultur-Förderpreis fällen kann. Ob diese Jury nun bei der Abteilung Kultur oder in der Szene verortet ist, ist nicht so entscheidend. Entscheidend ist aber, wie professionell mit der Preisverleihung und der öffentlichen Kommunikation umgegangen wird. Eigentlich wäre zu erwarten, dass eine Abteilung Kultur und das Präsidialdepartement in der Lage sind, dies professionell zu bewältigen und somit auch einen staatlichen Preis verliehen werden kann. Leider endete es aber in einem Schlamassel und deshalb ist es nachvollziehbar, dass nun für die Künstlerin auf anderem Wege ein Kulturförderpreis doch noch verliehen wird.
Etwas mehr Mut, bitte!
Der Kanton soll seine Kunst- und Kulturschaffenden feiern. Dazu eignen sich Preise gut. Die Diskussion darüber, wem ein Preis warum vergeben werden soll oder nicht, gilt es auszuhalten. Etwas mehr Mut, bitte!
Für eine freie Kultur
Ein Staat dient dem Machterhalt und - in einer echten Demokratie - der Herrschaft des Volkes. Preise - private und staatliche - können die Freiheit der Kultur einschränken.
Unabhänige Jurys
Ich finde diese Diskussion geht etwas am Thema vorbei denn die Frage muss lauten muss die Jury vom politischen Druck geschützt werden?
Demokratischer Kulturpreis
Demokratie ist die Kunst, Dinge die die Stadt betreffen (griechisch für Politik) zwischen Demo (griechisch: Volk) und Kratie (griechisch: Macht) zu regeln.
Demo hat es jetzt erst einmal – unabhängig – vollbracht: Es gibt einen alternativen Kulturpreis. Vielleicht wird dort dann endlich wieder einmal gefeiert – die Kunst, die KünstlerInnen .... :-) Und: Wenn Demo es will, sollte man vielleicht in der Politik einen kratischen Prix Public dotieren?
Kunst ist einzigartig. Und nicht immer mehrheitsfähig. In Demokratien muss Kunst sich nicht nach der Kratie des Demo richten. Darin ist sie auch Politik. Mächtige – auch Völker – haben sich immer mit Kunst geschmückt. Das macht Kunst in jedem Machtverhältnis auch politisch.
Die Politik hingegen ist in Demokratien immer Schutz der Minderheit vor der Macht. So schützt sie auch die Kunst. Genau darin ist «Demo-kratische» Politik eine Kunst. Sie macht mit Macht den Schutz der Minderheiten mehrheitsfähig. Das ist ihre Kultur.
Eine Jury, die KünstlerInnen feiert, vertritt die Macht – und verteidigt die Minderheit – im Auftrag der Mehrheit. Auch das gehörte eigentlich zur politischen Kultur.
Spenderliste für Leila Moon
Wo kann ich sehen, wer da mitunterstützt hat?