Pfoten weg vom Vogel Gryff!
Ist der Kleinbasler Brauch noch zeitgemäss? Die Community findet es einen Affront, dass wir diese Frage überhaupt stellen. Eine kleine Empörungs-Rückschau.
Mit unserer Frage des Tages haben wir am Freitag offensichtlich den Vogel abgeschossen. Am Vogel-Gryff-Tag erdreisten wir uns, den Brauch in Frage zu stellen: Ist der Vogel Gryff noch zeitgemäss? Wappentiere aus dem Mittelalter, ein Gryffe-Mähli unter Ausschluss der breiten Öffentlichkeit und drei Ehrengesellschaften, die erst seit vergangenem Jahr Frauen in ihren Reihen aufnehmen. Die Frage des Tages lag nahe.
Kurzum, die Frage erregte die Gemüter.
Auf Facebook kommentierten zahlreiche User*innen, die sich empörten, dass wir die Frage überhaupt gestellt haben. (Nebenaspekt: Noch nie war bei unserer «Frage des Tages» die Quote an Kommentaren auf Baseldytsch so hoch.)
«Oh läck höret mol uf, das isch UNSERI Tradition. Nit alles hinterfroge, sondern eifach go und das gniesse», schreibt zum Beispiel Germaine. Und eine andere Germaine meint: «Nit nur e bleedi sonderen e saubleedi Froog.»
Die Frage rüttelt so sehr an unantastbaren Selbstverständlichkeiten der (Klein)basler Kultur, dass Lisa uns unterstellte, wir könnten keine Basler*innen sein, wenn wir so eine Frage stellen. User Terminator analysierte sogar, dass das «Hoi» im Moderationshinweis uns als Nicht-Basler*innen entlarvte. Wer so eine unbaslerische Frage stelle, könne kein Basler sein!
Unser Trainee David ist tatsächlich noch nicht so lange Basler. Er ist sehr verwirrt, was da abgeht auf den Kleinbasler Strassen. Um sich an seinem neuen Wohnort zu integrieren, fragt er lieber mal nach bei einem, der es wissen muss: Dem Greifen-Statthalter und 3E-Medienmeister Stefan Ospel.
Aber was heisst überhaupt «zeitgemäss»? Florian weist darauf hin, dass der Vogel Gryff natürlich nicht mehr zeitgemäss sei – das Kleinbasel muss sich schon seit Jahrhunderten nicht mehr selbst um seine Verteidigung kümmern (mehr zur Herkunft des Brauchs im Interview mit Stefan Ospel). Aber: «Es gibt auf der Welt noch einige Dinge mehr, die nicht mehr zeitgemäss sind: Monarchien die sich mit Pomp und Posaunen feiern lassen, Diktaturen, das Waffenrecht in den USA etc.» Da ist der Kleinbasler Brauch ja noch harmlos. Und Florian weist auch auf die Spenden für einen guten Zweck durch die Drei Ehrengesellschaften hin, was ja wiederum durchaus zeitgemäss sei.
Kritik an dem Brauch an sich kommt hingegen von Tosca: «Für mich ist der Vogel Gryff eine elitäre und exkludierende Angelegenheit – auch, wenn die Zünfte nun endlich Frauen aufnehmen (müssen).» Aber: ach wie vor ist für die Aufnahme das Basler Bürgerrecht notwendig. Tosca zieht da eindeutig den Bärentag vor, bei welchem alle willkommen sind und das Wappentier gar weiblich ist und auf Augenhöhe für Klein und Gross tanzt.
Die versöhnlichste Antwort kommt von Phil:
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