Die Diskussion um das Drogenproblem im Kleinbasel geht in die nächste Runde. Im Grossen Rat liegt die Petition «Massnahmen gegen die ausufernde Drogenszene im Kleinbasel» auf dem Tisch. Die Betroffenen verlangen seit dem Sommer mit ihrer Petition nach einer Lösung, da die Dealer*innen wie Konsument*innen vermehrt in den Wohnquartieren unterwegs sind. Klar ist: Die Problematik wird zwar erkannt und anerkannt, ist aber auch schwierig zu lösen. Die grösseren Stellschrauben – in der Asylgesetzgebung oder bezüglich der regulierten Abgabe von Drogen – befinden sich allerdings auf nationaler Ebene. Der Kanton hat bereits einen Massnahmenplan angekündigt.* Zudem soll die grenzüberschreitende polizeiliche Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Frankreich gestärkt werden. Was denkst du?

*Am Bajour-Drogenstammtisch hat Stephanie Eymann nun ein Paket im Sinne der 4-Säulen-Politik vorgestellt: So sollen kurzfristig die Öffnungszeiten und auch die Räumlichkeiten der Kontakt + Anlaufstellen erweitert werden, die aufsuchende Sozialarbeit verstärkt und die Rangerdienste über den ganzen Winter ausgebaut werden. Vor allem aber werden die beiden Schulhäuser rund um die Dreirosenanlage mit Sicherheitspersonal ausgestattet.

2024-01-25 Frage des Tages Kleinbasler Drogenszene

Kleinbasler Drogenszene: Macht der Kanton genug?

Die Diskussion um das Drogenproblem im Kleinbasel geht in die nächste Runde. Im Grossen Rat liegt die Petition «Massnahmen gegen die ausufernde Drogenszene im Kleinbasel» auf dem Tisch. Die Betroffenen verlangen seit dem Sommer mit ihrer Petition nach einer Lösung, da die Dealer*innen wie Konsument*innen vermehrt in den Wohnquartieren unterwegs sind. Klar ist: Die Problematik wird zwar erkannt und anerkannt, ist aber auch schwierig zu lösen. Die grösseren Stellschrauben – in der Asylgesetzgebung oder bezüglich der regulierten Abgabe von Drogen – befinden sich allerdings auf nationaler Ebene. Der Kanton hat bereits einen Massnahmenplan angekündigt. Zudem soll die grenzüberschreitende polizeiliche Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Frankreich gestärkt werden. Was denkst du?

898 Stimmen
Michelle Isler
Michelle Isler
Moderation
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Johannes Sieber
Grossrat Kanton Basel-Stadt

Die Stadtplanung ist gefragt

Dass Stephanie Eymann keine Verlagerung der Szene möchte, ist nachvollziehbar. Im Gellert und auf dem Bruderholz möchte man sie nämlich auch nicht. Dennoch stellt sich schon die Frage, warum das Kleinbasel für alle Probleme zuständig sein soll. Wenn wir Drogensüchtige in Quartieren unterbringen, in denen sie den Stoff auf dem Weg zum Bierholen kaufen können, ist das – nennen wir es: suboptimal. Die Stadtplanung ist gefragt!

Mütze Kopie 2
Mathis Reichel
Pensioniert, Musiker, Tänzer

Die beste aller Welten

Zu allen Zeiten hat der Mensch Drogen konsumiert. Mit Drogen wird die Last des Lebens temporär gemildert. Vor unserer Zeit gab es viele Kriege, Hunger, Kinder und Mütter starben bei der Geburt, man starb wegen einer Infektion, es gab noch kein Antibiotikum. Wir leben heute in der besten aller Welten, auch wenn das paradox klingen mag. Dennoch werden mehr Drogen konsumiert denn je, sie sind ein Wirtschaftszweig. Zürich sei die Weltkokainhauptstadt. Drogen sind leicht verdientes Geld, ein Kleindealer kommt auf mehrere hundert, wenn nicht tausend Franken pro Tag. Da wird der Dialog erschwert. In Paris, Nyon, Lille, Nantes wurden ganze Quartiere als rechtslos erklärt, denn sie gehören den Dealern. Wird ein Minderjähriger verhaftet, steht er mangels Gefängniszellen am nächsten Tag wieder auf freiem Fuss. Prostitution und Drogen sind Übel, die nicht auszumerzen sind, höchstens einzudämmen. Repression, Strafe, Kontrolle, Begleitung, Erziehung? Ich weiss keine Lösung.

Thomas Steffen
Thomas Steffen
Arzt

Organisatorische Innovationen in der Drogenpolitik: Ein Muss für Basel-Stadt

Das Drogenproblem in Kleinbasel verlangt nach effektiver Lösung. Die Vier-Säulen-Politik – Prävention, Therapie, Schadensminderung, Repression – ist bewährt, doch entscheidend ist letztlich eine koordinierte Organisation zur Intervention. Früher bewiesen drei Gremien in Basel-Stadt, wie effektiv solch eine Struktur sein kann: ein Präventions-, ein Koordinationsgremium und der Regierungsausschuss mit Fachexperten arbeiteten eng in Suchtfragen zusammen.

Heute, obwohl diese Gremien so nicht mehr existieren, dienen sie als Beispiel für effiziente Drogenpolitik. Der Erfolg liegt nicht nur in einzelnen Massnahmen, sondern in ihrer Integration in ein organisiertes Konzept. Basel braucht mehr als isolierte politische Entscheidungen; eine ganzheitliche, strukturierte Herangehensweise, die sowohl die Bedürfnisse aller Betroffener berücksichtigt als auch langfristige Lösungen fördert. Die zentrale Frage ist, ob wir die notwendige Weitsicht haben, um das Drogenproblem so nachhaltig zu lösen.

Rachel Rohner

Endlich ist das Thema auch in der EU angelangt und wir aussen vor...

In jeder europäischen Hafenstadt, in der ich in den letzten 2 Jahren war (inklusive Basel), waren Drogen auf einmal ein Riesenproblem, so dass es auch für Aussenstehende sichtbar war. Irgendwie sind wir aber immer noch in unserer Heile-Welt-Bubble... Es muss nicht nur auf Ebene des Kantons etwas gemacht werden, sondern schweizeeit zusammen mit Europa!

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Patrick Vögelin
Behindertenrechtaktivist

Staatliche Drogenabgabe

Ich bin der Meinung dass man die Drogenabgaben in öffentliche Hand geben muss, denn nur so könnte man den Dealer den Garaus machen .

Anwohnende Efringer
25. Januar 2024 um 07:55

Der Kanton macht zu wenig und das Falsche

Anders als in den Augen von vermutlich Frau Eyemann kann man das Problem nicht einfach mit mehr Polizeipräsenz wegbügeln oder pauschal verbieten, wie Sie das gerne bei unliebsamen Protesten sonst so macht. Es braucht ein ganzheitliches Update des Schweizer Drogenwegs, inklusive der Sicherheitskräfte, aber vor allem auch mit den kranken Menschen und Ihrem Umfeld. Die Situation der Menschen ist maximal hoffnungslos, dass selbst ich als Anwohner, der seit langem andauernd mit den Side-Effects der Präsenz dieser Menschen leben muss, eher Mitleid als Wut auf sie verspüre.

Diese Leute haben auch keinerlei Lobby, geschweige denn sind Sie eine relevante Zielgruppe für irgendwelche Wahlgeschenke. Aber Sie werden immer da sein, genauso wie es seit Zeitbeginn der Menschheit Suchtmittel gibt. Da können wir noch so viele Dealer einsperren, wie wir wollen. In dem Zusammenhang finde ich die Diskussion am Drogenstammtisch 2.0 um die Herkunft des Dealens/der Dealer auch ein wenig eine Nebelkerze.

Rheintau
25. Januar 2024 um 07:37

Bajour-Kritik

Ab dem Agieren Bajours bin ich einigermassen erstaunt. Da veranstaltet ein linkslibarales Medium eine Debatte die sich "Wer dealt? Was tun wir dagegen?" nennt und merkt anscheinend nicht, dass es damit jenes law&order Vokabular übernimmt, dass bei Drogenfragen noch nie geholfen hat. Warum knüpft Bajour nicht an den esten, ganz produktiven Stammtisch an? Wenn Eymann ihre Polizei-Infoveranstaltung machen will, dann kann sie das doch selbst organisieren und die Matthäus-Initiative ist zufrieden. Und wir können unterdessen weiter diskutieren über das was wirklich hilft und dazu politischen Druck aufbauen: Akzeptanz schaffen, Konsum- und Verkaufsmöglichkeiten, Begleitprogramme und unterstützende Institutionen, ein Legalisierungs-Lobbying auf nationaler Ebene etc.

Basel sollte endlich akzeptieren, dass seine Konsumierenden zur Gesellschaft gehören und aufhören, sie zu marginalisieren und unsichtbar machen zu wollen. Und Bajour täte gut daran, auch wirklich Teil der Lösung zu sein.

Ueli Keller
24. Januar 2024 um 21:41

Spass aller Art im Überfluss

Die Drogenszene: Teil eines Schlaraffenlandes. Spass aller Art im Überfluss. Immer noch mehr bis zum Geht-nicht-mehr. Wie so vieles andere ein Symptom einer kranken Welt. Eine Krise. Um sie als Chance nutzen zu können, ist mit vier Schritten zu rechnen: 1) Phase des nicht wahrhaben Wollens/nicht Spürens: Schock, Lähmung, Starre, Hoffnungslosigkeit. 2) Phase der aufbrechenden Gefühle: Ärger, Angst, Trauer, u.a. 3) Phase, wo es gilt Altes radikal und kompromisslos loszulassen: neue Ideen/Realitäten suchen und anerkennen. 4) Phase des neuen Selbst- und Weltbezugs: Neuorientierung, Stabilisierung in neuer Realität, veränderte Werte, neue Beziehungen, u.v.m.

Mütze Kopie 2
Mathis Reichel
Pensioniert, Musiker, Tänzer

Das Rad neu erfinden?

Ich war gestern auch im Rheinfelderhof und habe aufmerksam zugehört, auch wenn die WC-Schlüsselfrage etwas zu viel Platz einnahm. Was mir auffiel: global klang es, als müsste Basel das Rad neu erfinden. Eine Frage hätte ich fast gestellt: ist Basel die einzige Stadt der Welt, die ein Drogenproblem hat? Oder anders gestellt: hat irgend eine Stadt dieses Problem mit einem bestimmten Model gelöst? Die Antwort ist klar: nein. Und um den Pessimisten in mir noch zu aktivieren: macht Euch keine Illusionen, das Problem wird auch in Basel nicht kleiner. Täglich, also gestern, heute, morgen, übermorgen usw. kommen rund 1000 Migranten in Südfrankreich an. Ein Teil davon wird in Basel landen und am Drogenkuchen teilnehmen. Heute sind es noch zu wenige, um massive repressive Massnahmen durchzuführen, doch es ist nur ein Zahlenspiel. Noch ein paar mehr, und es wird unerträglich und statt einem Genfer Bus werden wir EasyJet aktivieren müssen.

Lili
26. Januar 2024 um 09:23

Drogen in den Schulen

Leider wird auch auf den Schul-Pausenhöfen und rund um die Schulen kräftig gedealt. Es ist tragisch, die Polizei weiss es und patroulliert nicht um die Schulen, um dies zu verhindern!

Ruedi Basler
28. Januar 2024 um 11:04

Drogen Legalisieren

Wenn weltweit Drogen legalisiert werden ist der Schwarzmarkt zerschlagen, die KonsumentInnen-Kriminalität reduziert, die Hygiene gesteigert, die organisierte Kriminalität etwas zurück gebunden, Behörden-Kapazitäten werden frei.Konsumiert wrd sowieso, legal oder illegal.

Ruedi Basler
28. Januar 2024 um 11:08

Ein Armutszeugnis der Kantone

Ermittelnde Schweizer Behörden erhalten aus EU-Ländern schneller und unkomplizierter Informationen als innerhalb der Schweizer Kantonen. Ein Armutszeugnis der Kantone.

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