Kommen die Neonazis damit davon?

Der Pnos-Vorsitzende Tobias Steiger hat in einem Basler Telegram-Chat gegen jüdische Mitmenschen gehetzt. Was sagen die Behörden?

PNG-Bild-6B0BD2329555-1
Stummer Schrei nach Liebe: Herzli im Hasschat gehen gar nicht (Bild: Screenshot Nazichat)

Offenbar können in Basel Neonazis über Monate antisemitische Verschwörungstheorien verbreiten – und niemand hindert sie daran. Bereits im Dezember berichtete Bajour über einen öffentlich zugänglichen Telegram-Kanal, auf dem unter anderem der Pnos-Vorsitzende Tobias Steiger gegen Geflüchtete hetzte und Hitler verherrlichte. Mehrere Medien nahmen diese Geschichte auf.

Aber es brauchte ein paar linksautonome Aktivisten, um den Chat zum Erstummen zu bringen – sie fluteten ihn in den letzten Wochen mit Regenbogen-Herzli und Antifafahnen – auch darüber berichteten wir von Bajour.

Hallo, ist da jemand?

Danach überlegten wir auf der Redaktion: Wie kann es sein, dass ein öffentlich zugänglicher Chat über Monate antisemitische Botschaften streuen kann?

Es ist strafbar, menschenverachtende antisemitische und rassistische Parolen und Bilder in einem öffentlichen Chat zu teilen. Das sagt Dominic Pugatsch, Jurist und Geschäftsleiter bei der Schweizer Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus. «Es ist gemäss der Rassismus-Strafnorm verboten, öffentlich Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Religion herabzuwürdigen.» 

Also fragten wir bei der Basler Staatsanwaltschaft: Habt ihr den Basler Nazichat auf dem Schirm?

Laut Mediensprecher Peter Gill äussert sich die Staatsanwaltschaft, gestützt auf das Amts- und Untersuchungsgeheimnis sowie die Strafprozessordnung, grundsätzlich nicht zu allfälligen hängigen Strafverfahren. Erhalte die Stawa Kenntnis von einer strafbaren Handlung bzw. handle es sich um ein Offizialdelikt, so würden die nötigen Schritte eingeleitet. «Jede Person kann auf einer Polizeiwache ein Anzeige erstatten.»

Niemand ist zuständig

Eine behördliche Monitoring-Stelle, die das Internet nach strafbaren rassistischen und antisemitischen Äusserungen durchsucht, hat der Kanton Basel-Stadt nicht.

Willst du dem generischen Maskulinum ein Sternli aufsetzen?

«Man kann von der Staatsanwaltschaft nicht verlangen, dass sie das Netz nach rassistischen Äusserungen durchforstet», sagt Alma Wiecken. Sie ist Leiterin der eidgenössischen Kommission gegen Rassismus. Auch auf Bundesebene gäbe es keine Stelle, die Rassismus und Antisemitismus im Netz systematisch verfolge. 

Momentan seien es vor allem private Organisationen, wie die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, die so etwas proaktiv beobachten würden. Die eidgenössische Kommission gegen Rassismus plane aber auf ihrer Webseite eine Meldefunktion einzuführen, über die rassistische Beiträge in den sozialen Medien gemeldet werden können, sagt Wiecken.

Das könnte dich auch interessieren

Good News Raclette-1

Jelena Schnüriger am 22. November 2024

Ein Raclette gegen die Einsamkeit

René Burger vermisst das gemeinsame Racletten – und er ist nicht der Einzige. Mit einem Aufruf in der Gärngschee Facebook-Gruppe finden sich vier Menschen für einen gemütlichen Raclette-Abend.

Weiterlesen
Stimmrecht NEU-1 (1)

Helena Krauser am 22. November 2024

Ein Nein bedeutet ihr Go!

Noch bevor die Stimmbevölkerung definitiv über das Ausländer*innenstimmrecht entschieden hat, formiert sich bereits ein Komitee, das eine neue Initiative zum Thema plant.

Weiterlesen
Herbstlisticle-1

Jelena Schnüriger am 22. November 2024

Teller fürs Herz

Kühle Temperaturen verlocken zum gemütlichen Kochen und Essen im warmen Daheim. Welches Gemüse und Obst gerade Saison hat und welche leckeren Gerichte du daraus zaubern kannst, liest du hier.

Weiterlesen
Replik Kommentar Leila Moon

Bajour am 21. November 2024

Replik zum Kommentar «Ein rein politischer Entscheid»

Bajour erhielt von der Israelitischen Gemeinde Basel (IGB) eine Rückmeldung auf den Kommentar zur sistierten Vergabe des Kulturförderpreises an DJ Leila Moon. Gern nehmen wir dazu Stellung.

Weiterlesen
Adelina Gashi

<a href="https://www.trust-j.org/30004" target="_blank"><img src="https://www.trust-j.org/fileadmin/templates/layout/img/trustj-logo.png" width="150" /></a>

Bei Bajour als: Reporterin

Davor: Zürcher Studierendenzeitung, Republik und anderes

Kann: vertrauenswürdig, empathisch und trotzdem kritisch sein

Kann nicht: Still sitzen, es gut sein lassen, geduldig sein

Liebt an Basel: Die vielen Brücken, Kleinbasel

Vermisst in Basel: Das Meer

Kommentare